Wie die Tiere
angerufen hat, hat er natürlich nicht gesummt. Aber danach hat er dafür wieder gepfiffen. Aber nicht «Mama», sondern so, wie wenn man mit dem Pfiff sagen will: Da kommt jetzt ein bisschen viel zusammen. Weil von der Journalistin hat er erfahren, es gibt eine kleine Geburtstagsparty für die Mali. Und die Conny hat ihm ja erzählt, dass der angebliche Autounfall ein paar Tage vor dem Mali-Geburtstag passiert ist.
Auf eine Geburtstagsparty geht man natürlich nicht gern ohne ein kleines Geschenk. Du wirst sagen, der Brenner und ein Geburtstagsgeschenk für ein gerade sechzehnjähriges Mädchen, das kann ich mir nicht vorstellen, dass er da überhaupt eine Idee hat. Aber das ist nicht gesagt. Du kannst als Brenner auch einmal durch die Simmeringer Hauptstraße spazieren, «Mama» summen und eine prächtige Idee für ein Geburtstagsgeschenk haben.
Schau, der Brenner selber hat zu seinem Fünfziger von der Kassierin im SoHo ein nettes Geschenk bekommen. Eine Zeitung von dem Tag, wo er in Puntigam auf die Welt gekommen ist. Weil da gibt es eigene Geschäfte, da kannst du heute Zeitungen von früher kaufen. Ich muss ganz ehrlich sagen, viel ist an dem Tag nicht passiert, wo der Brenner geboren worden ist. Da ist er ausgerechnet an einem Tag geboren worden, wo die Welt ein bisschen ruhiger unterwegs war, ich möchte nicht sagen geschlafen, aber vielleicht doch Kraft gesammelt für richtige Tage. Trotzdem, sehr interessant, so eine Zeitung von dem Tag, wo du auf die Welt gekommen bist.
Und zumindest jetzt hat der Brenner etwas davon gehabt, weil eben Idee, so eine Zeitung kaufe ich der Mali auch zum Geburtstag. Er hat einfach die Magdalena angerufen, ob sie weiß, wo er so eine Zeitung kriegen könnte, und die hat einen Kunden angerufen, und der hat seine Sekretärin gefragt, und die hat es gewusst. Drei Minuten später ruft die Magdalena zurück und sagt ihm das Geschäft.
Und eine Stunde später hat der Brenner die Zeitung in der Hand gehabt. Aber natürlich, der eigentlich Grund, warum ihm die Idee mit der Zeitung gekommen ist, war die Sache, die ihm der Hojac erzählt hat. Weil er hat sich in dem Geschäft noch drei andere Zeitungen geben lassen. Für die Tage vor dem vierten Geburtstag von der Mali. Wo sie angeblich ihren Autounfall gehabt hat.
Das war natürlich schon eine detektivische dings, wo ein junger Rotzer wie der Berti noch immer viel vom Brenner lernen könnte. Aber dem Berti wäre dafür vielleicht nicht schlecht geworden. Jetzt warum ist dem Brenner schlecht geworden? Und warum hat in seinem Schädel der Jimi Hendrix auf der Elektrogitarre «Mama» gespielt? Ich muss zugeben, der Jimi hat es ein bisschen übertrieben, der hat es immer gern recht jaulen lassen, aber jetzt für den Jimi gesprochen: Das übertriebene Jaulen hat in dem Moment schon sehr gut zum Gemütszustand vom Brenner gepasst.
Ganz elegant ist es ja nicht, wenn man beim Geschenk-Käufen gleichzeitig in der Vergangenheit des Geburtstagskindes ein bisschen nachschaut, ob die Narbe wirklich von einem Autounfall stammt. Aber jetzt war es zu spät. Man kann nichts ungeschehen machen, und man kann etwas, das man einmal weiß, nicht mehr nicht wissen.
Und mildernd könnte man auch noch dazu sagen: Wenn so ein Mädchen als Kind von einem Hund entstellt worden ist, kann die schon in den schwierigen Pubertätsjahren auf die Idee kommen, sich an den Hunden zu rächen. Die ist vielleicht gut im Basteln und bastelt ein paar Hundekekse. Und wenn sich dann der Geburtstag mit der schrecklichen Erinnerung wieder einmal nähert, kann sie sich nicht mehr zurückhalten und streut sie wirklich aus. Nicht dass das vollkommen in Ordnung wäre, aber da hätte die Öffentlichkeit vielleicht schon ein bisschen Verständnis gehabt, und eine Therapie muss her, und wir sind wieder gut.
Jetzt hat die Geburtstagszeitung in der Hand vom Brenner direkt ein bisschen zu zittern angefangen, wie ihn das Foto von der vierjährigen Mali angehüpft ist. Weil du darfst eines nicht vergessen. Die Besitzerin des Hundes ist die Hartwig gewesen.
dreizehn
Die Stimmung beim Kindergeburtstag hat den Brenner ein bisschen an die Polizeischule erinnert. Aber nicht dass du glaubst, die Kinder sind so brav und diszipliniert um die Geburtstagstorte gesessen und haben auf ihr Tortenstück mit der Kerze gewartet, so wie sich vielleicht die Polizeischüler brav am Ausgabefenster für die Schlagstöcke anstellen, kein Vordrängen, keine blöden Kommentare, gar nichts.
Gut, dass
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