Wie die Tiere
mit so vielen Spinnern zu tun hätte», hat er ein bisschen angefressen gesagt «Dass die mit ihren Stecknadelkeksen die Hunde umbringen, wissen Sie was, ich bin alles andere als ein Tiernarr, aber das ist doch fürchterlich.»
Siehst du, man kann einem Menschen nicht gleich jede menschliche Regung absprechen, nur weil er ein feistes Grinsen hat. Aber jetzt hat der Hojac ja gar nicht gegrinst. Jetzt hat er weitergeredet. «Andererseits muss ich ehrlich sagen, wenn ich eine kleine Tochter hätte, die im Park von einem Hund zerfleischt wird -»
«Dann könnten Sie es verstehen?»
«Was weiß ich. Die Hunde umbringen, das kann man vielleicht verstehen. Aber die Manu Prodinger? Und die Hartwig?»
«Sie glauben, dass die Hartwig auch tot ist?»
«Keine Ahnung.»
«Und das mit dem kleinen Mädchen, das haben Sie nur so als Beispiel gesagt?»
Der Hojac hat es natürlich nicht nur so als Beispiel gesagt. Er hat es mehr so als Anschuldigung gesagt, quasi Vernaderung. Aber statt zu antworten, ist er jetzt aufgesprungen, hat die Umbaupläne für den Flakturm aus einem Büroschrank geholt und für den Brenner schön an der Pinnwand aufgehängt.
Unglaublich, das waren schon absolut ausgefeilte Pläne, schön mit Stempel vom Architekturbüro. Den Brenner hat es ein bisschen an die ägyptischen Pyramiden erinnert, weil das hat er einmal im Fernsehen gesehen, gewaltig, tausend Gänge und Stiegen und düster bis dorthinaus, und jetzt eben wieder Pläne, und wieder Gänge und Stiegen und düster bis dorthinaus.
«Das sieht für mich gar nicht wie ein Tierheim aus», hat der Brenner gesagt, weil als Laie kannst du solche Pläne ja nicht richtig verstehen. Das war so ein riesiger Bau, da hätte eine ganze Fernsehanstalt hineingepasst. Und von einem «Sie sind hier» brauchst du bei so einem Plan nicht einmal träumen.
«Wir müssen ja die vorhandene Bausubstanz nutzen», hat der Hojac dem Brenner erklärt und ihm begeistert die Tierheimpläne erläutert. «Die elf Etagen in dem Bunker können wir ja nicht einfach herausreißen. Das ist massivste Bunkerarchitektur.» Seine feisten Augen haben richtig fanatisch zu zwinkern angefangen. «Bei Luftangriffen war das der sicherste Ort in ganz Wien. Für Tausende Menschen. Der Flakturm war mit eigenen Brunnen und Kraftwerken ausgerüstet! Der ist unzerstörbar!», ist mit dem Hojac die Leidenschaft durchgegangen.
Dem Brenner ist für einen Moment fast vorgekommen, der Hojac spricht von einem Menschen, so zärtlich hat er gesagt: «Unmittelbar nach dem Krieg sind ihnen zwei Waggonladungen mit Sprengstoff explodiert, und er hat nicht einmal mit einem Ohr gewackelt.»
Dabei hat er mit seiner teueren Füllfeder auf eines der Betonohren am Plan gezeigt. Weil der Flakturm hat knapp unter dem Dach diesen Kranz aus acht Betonohren, sprich Abschussrampen für das leichte Flakgeschütz. Und da hat man schon gesehen, dass der Hojac eine echte Liebe zu dem Bau hat. Vor lauter Begeisterung über die Unzerstörbarkeit hat er den Riss über einem der Betonohren mit keinem Wort erwähnt.
«Da oben hat er aber schon einen kleinen Riss», hat der Brenner ergänzt.
Und jetzt zeigt der Hojac mit seiner Füllfeder auf den Riss und lächelt ein bisschen und sagt ganz leise: «Eine Narbe.»
Dem Brenner ist vorgekommen, er fährt mit seiner Füllfeder richtig genüsslich die Flakturm-Narbe auf und ab.
Und auf einmal grinst der Hojac idiotisch und sage «Von einem Autounfall natürlich.»
Der Brenner hat geglaubt, er hört nicht richtig. «Wie bitte?»
«Ich hab schon die ganze Zeit den Eindruck, dass Sie auf einem Ohr schlecht hören», hat der Hojac feist gegrinst.
Der Brenner hat getan, als könnte er damit nichts anfangen, jetzt hat der Hojac noch nachgesetzt: «Aber für ein schlechtes Ohr wird Ihre Mama bestimmt keinen Rachefeldzug beginnen. Es ist ja nicht so schlimm wie die Narbe in einem hübschen Mädchengesicht.»
Und wenn ich sage, Ärzte sind gut im Hinausbugsieren, dann sind Anwälte noch viel besser darin. Der Hojac hat dem Brenner jetzt mit einer eleganten Körperdrehung signalisiert, dass es höchste Zeit für ihn ist.
«Wenn Sie was herausfinden über die Hartwig, lassen Sie es mich wissen», hat der Hojac ihm zum Abschied mit auf den Weg gegeben.
Der Brenner hätte ihm am liebsten die Ohrfeige zurückgegeben. Aber er hat sich zusammengerissen und ist einfach gegangen.
zwölf
Beim Hinuntergehen haben den Brenner immer noch die Pläne beschäftigt. Natürlich, das «Sie sind
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