Wie die Tiere
Büffelherde dahergetrampelt sind. Sprich Sorgen um das Leben von der Mali.
«Renn weg!», hat der Brenner gebrüllt.
Aber das Mädchen ist seelenruhig stehen geblieben und hat gelächelt, während die Pensionisten mit ihren kläffenden Kälbern dahergestürmt sind.
«Hau ab!» Der Brenner hat die Mali regelrecht weggestoßen. Aber sie hat ihn so herablassend angeschaut, als hätte er nur etwas in der Art gesagt wie der Pudel, der hinten beim Kinderschwimmbad immer noch gequietscht hat.
Gute Nachricht, der Pudel war der erste Hund, der davongekommen ist. Schon interessant, ein Schäfer, ein Boxer haben es nicht überlebt, und ein Pudel überlebt es wieder, der hat das Hundekeks ausgespuckt wie einen lästigen Kern und ist am nächsten Tag in der
Kronenzeitung
gefeiert worden, frage nicht.
Schlechte Nachricht. Noch viel größer als das Foto vom Pudel war das Foto vom Brenner in der Zeitung. Und darüber die mannshohe Schlagzeile: «Irrer Hundekeksstreuer endlich gefasst.»
Jetzt weiß ich nicht recht, ob ich ein schlechtes Gewissen haben muss. Dass der Eins-a-Beobachter vielleicht doch nicht ganz so gut wie sonst war, weil wir ihn dabei zu viel beobachtet haben.
sechzehn
Dass dem Brenner im Gefängnis die halbe Wade gefehlt hat, war aber seine eigene Schuld. Da muss ich dem Hundeschutztrupp ein hervorragendes Zeugnis ausstellen, kein Gewaltexzess. Weil da gibt es ja immer die besorgten Stimmen, quasi Demokratie, und es soll nicht jeder Kaffeeröster und jeder Taxiunternehmer gleich seine eigene Privatarmee haben. Ich sage, das ist ein richtiger Gedanke. Aber auch für einen richtigen Gedanken kann es einmal ein Gegenbeispiel geben, und die Hundeschützer vorbildlich.
Da ist so mancher Staatliche nicht so diszipliniert. Hört man ja immer wieder, dass einem Staatlichen im Dienst die Faustfeuerwaffe auskommt, Jahre und Jahrzehnte baumelt dir das Ding von der Hüfte, dann kann es dich schon einmal jucken, wenn dir, sagen wir, ein Schüler mit einer Haschischzigarette über den Weg läuft. Wegen der Presse ist es an und für sich unerwünscht, da sagt sogar der Polizeiminister persönlich, Burschen, nicht gleich jeden Haschisch-Maturanten mit der Faustfeuerwaffe.
Aber die Hunde-Pensionisten haben keine Ermahnung gebraucht. Die haben das vorbildlich gemacht, wie sie den Brenner der Polizei übergeben haben. Da hat kein Hund auch nur hinzwicken dürfen auf den am Boden liegenden Brenner, wie es vielleicht der Staatliche macht, der eventuell sagt, soll mein Hund ihn ein bisschen zwicken, dann merkt er es sich länger, und mit fünf, sechs Stichen ist das auch wieder genäht.
Jetzt sagst du natürlich mit vollem Recht, wenn die sich so vorbildlich verhalten haben, warum hängt dann dem Brenner im Gefängnis die Wade bis auf den Boden hinunter. Da hat ja der Polizeiarzt drei Stunden genäht und war immer noch nicht fertig. Aber das war etwas anderes. An der Bisswunde war der Brenner selber schuld. Wie der Polizeiwagen gekommen ist, war die linke Wade vom Brenner noch vollkommen unversehrt. Aber dann ist er zu schnell aufgestanden, und dann natürlich. So etwas lässt sich ein Pitbull nicht gefallen. Im Grunde genommen friedlich, du kannst mit so einem Pitbull alles machen, auf dem können Kinder reiten, alles! Aber bei einer Sache versteht er keinen Spaß, du darfst nicht zu schnell aufstehen. Und da hat er den Brenner eben in die linke Wade gezwickt.
Nicht so schlimm, ein bisschen mehr als drei Stunden, dann hat der Gefängnisarzt die Wade schon wieder notdürftig angeflickt gehabt. Und bei jedem einzelnen Stich hat er gemurmelt: „Da sind Sie ja noch einmal mit dem Schreck davongekommen.»
Aber ein bisschen mehr als Schreck muss es schon gewesen sein. Weil anders kann ich es mir nicht erklären, dass der Brenner so durcheinander war. Pass auf, obwohl der Polizeiarzt ein fetter Mann war, dem beim Nähen der Schweiß in Bächen auf die Wunde hinuntergetropft ist, hat der Brenner sich die ganze Zeit eingebildet, dass es die Amtsärztin ist, die ihn zusammenflickt.
Dass er gerade in der Polizeiwachstube in der Leopoldstraße genäht wird, hat er zwar schon begriffen, aber eigentlich immer nur in dem Augenblick, wo er die Nadel hineingekriegt hat, quasi Stich. Und zwischendurch, während der Faden durchgezogen worden ist, hat er sich wieder schön in den Augarten verabschiedet. Er steht noch völlig gesund im Augarten und brüllt die Mali an: «Hau ab! Die bringen dich um.»
Das Mädchen ist aber seelenruhig
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