Wie Du Mir
aus unter der konfettibetupften Bettwäsche, dass es ihm plötzlich nicht mehr angemessen erschien, also wandte er sich ab und ging.
Marie stand mit verschränkten Armen in der Küche und wartete darauf, dass der Wasserkocher seine Pflicht erfüllte. Im Licht der Halogenlampen glänzten ihre Haare in verschiedenen Goldtönen.
Sie lächelte. Durch die Schrägstellung ihrer Zähne wurden ihre Lippen immer seltsam wellenförmig verschoben. Das war das Erste gewesen, das Dally damals an ihr aufgefallen war, und er hatte sie noch breiter angegrinst, was sie wiederum in ihrer Annahme bestätigt hatte, dass der Dunkelhaarige neben ihr weniger von Bonos Gejaule über „An Cat Dubh“ als von ihr selbst begeistert war.
Danach hatte sich alles von selbst ergeben, er sie auf Drinks eingeladen, sie viel gekichert und mit ihren Haaren gespielt, er sie geküsst, sie ihn zurück, alles während Theresa und Seán verlegen in ihren Hosentaschen gruben und Konversation betrieben. Ja, dieses Lächeln konnte auch jetzt noch Wunder vollbringen, wenn sie wollte.
Ein Rest davon haftete auf ihren Lippen, als sie den Tee vorbereitete. Nur Milch für ihn, nur Zucker für sie. Leben änderten sich, Tee-Vorlieben nie.
Ihr Unterrock raschelte bei jedem ihrer Schritte. Eine dünne Laufmasche zog sich von ihrem Oberschenkel bis knapp über ihre Kniescheibe. Die Vorstellung, von woher die kam, erregte Dally plötzlich. Kein Wunder, nach sieben Monaten am Trockendock.
Er rückte etwas näher an sie heran, den Kopf an den Küchenschrank gelehnt. Sie rückte nicht ab. Sie betrachtete sein nasses Hemd, lächelte, überlegte, holte Luft, um etwas zu sagen, überlegte es sich anders, machte den Mund noch einmal auf.
„Du solltest öfter Anzüge tragen.“
Einen Augenblick wusste Dally nicht, was er von ihrem einladenden Tonfall halten sollte. Mit Ausnahme einer kurzen Hochphase nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis hatte sich ihr Sexleben auf seltene, ruppige Begegnungen reduziert, die meist außerhalb ihres Bettes stattfanden.
„Schwarz und Weiß stehen dir, wenn du nass bist.“
„Flirtest du mit mir?“
„Ach was …“
Sie kicherte und zupfte ein langes blondes Haar von seinem Revers, das sie selbst am Nachmittag dort hinterlassen hatte. Ihre Fingernägel waren in bräunlichem Rot lackiert. Sie schlängelten sich zwischen die Knöpfe seines Hemdes und öffneten sie, tasteten sich vor zu seinen Schulterblättern, als suchten sie etwas, das sie vor sieben Monaten dort verloren hatten.
„Was willste eigentlich noch von mir?“
Sie lachte ein wenig lauter.
„Was du willst.“
Keine weiteren Fragen.
Als es hinter ihnen im Wasserkocher endlich brodelte, hatte er sich bereits seines Hemdes und sie sich ihres Pullovers entledigt. Ihre Brüste zeichneten sich milchig im Halbdunkel des Wohnzimmers ab. Weich waren sie, und warm und rau schmeckten sie und entfernt nach Mandelaroma und Salz. Sie zog ihn auf die ausgeklappte Couch, die sie als behelfsmäßige Schlafstätte nutzte, da alle anderen Betten des Hauses bereits mit Kindern belegt waren.
Sie saugte derart heftig an seinen Brustwarzen, dass es schmerzte. Ihr Haar duftete wieder stärker nach ‚Obsession‘, als hätte sie es frisch aufgelegt. Ein Hauch von ihrem alten Leben.
Er befürchtete, die ganzen Monate ohne eine Frau würden ihn kommen lassen, bevor es überhaupt wirklich anfing. Doch Marie war schneller, wie immer mit ihrem erstickten Wimmern, das sie sich angeeignet zu haben schien, um möglichst überall diskret Sex haben zu können. Als sie bemerkte, dass es bei ihm so weit war, legte sie ihm ihren Zeige- und Mittelfinger auf die Lippen, um ihn ebenfalls zur Zurückhaltung aufzufordern. Diese verdammte Beherrschtheit in jeder Situation trieb ihn noch zum Wahnsinn. Er konnte das nicht. Seine Finger verkrallten sich stattdessen tiefer in ihren Haaren, und noch enger an sie gedrängt drückte er sein Gesicht über ihrer Schulter in den Stoff der Sitzgruppe, auf der sie lagen, und schrie dort alles hinein.
„Dein Orgasmus klingt, als würde er wehtun“, lächelte sie, als er den Kopf wieder hob. Ihr Gesicht war zwischen seinen Unterarmen eingerahmt, ein lebendiges Bild.
Dally war zu erschöpft, um auf ihre Bemerkung eine sinnvolle Antwort zu geben. Er ließ sich neben Marie auf die Couch fallen und schloss die Augen, um endlich ihrem bleiernen Gewicht nachzugeben.
Als er wieder zu Bewusstsein kam, war es immer noch dunkel. Vom Regen war ein fernes Tropfen in der
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