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Wie Du Mir

Wie Du Mir

Titel: Wie Du Mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Dunne
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bemühte sich um ein unverfängliches Lächeln.
    „Jetzt fängst du auch noch damit an“, stöhnte Seán und nestelte am Ärmel seines Hemdes. „Ich will ihr den Mist hier oben nicht zumuten.“
    Dieser Pseudo-Dubliner Dialekt. Diese Arroganz. Dally versuchte, seine aufsteigende Wut mit Aidans Milch nach unten zu schlucken.
    „Aber keine Angst, du Familienmensch, zu deinem 30. werd’ ich Barbie mitbringen, okay?“ Seán zwinkerte amüsiert, gab ihm einen Klaps auf die Wange und parierte Dallys Konter erstaunlich geschickt für seinen halbtrunkenen Zustand. „Bist bald raus aus dem attraktiven Alter, da sollte sie dich vorher zu Gesicht bekommen.“
    Fast widerwillig bemerkte Dally, dass sein Zorn verrauchte.
    „Mann, bist du ’n Arschloch“, lachte er. „In eineinhalb Jahren biste genauso fällig.“
    „Aber jetzt macht’s Spaß“, grinste Seán. Dann wurde er ernst. „Warum kommst du nicht nach Dublin? Du lernst Barbara kennen und kommst mal von der Sache weg“, Seán deutete mit dem Kinn über seine Schulter nach draußen. „Außerdem hat ’n Freund von mir ein Haus gekauft und sucht nach einem Maler, der da mal Farbe reinbringt.“
    Die Aussicht auf ein paar Tage ganz normaler Arbeit ohne einen möglichen paramilitärischen Auftrag im Nacken. Freiheit. Das klang mehr als gut. Doch das hieß auch Grenzkontrollen. Zu viel Polizei. Zu viele Fragen. Auch von Chief Doherty.
    Ein unnötiges Risiko, hörte er ihn sagen.
    „Ich weiß nicht, Seánie …“
    Ein höhnisches Lächeln kräuselte Seáns Lippen.
    „Natürlich können wir es auch verschieben, bis dein Terminkalender wieder Lücken hat.“
    Ich Arbeit, du arbeitslos, haha, vielen Dank auch. Er wusste selbst, dass es keine Ausrede gab, die sich in seiner offiziellen Situation nicht lächerlich anhörte. Aber welche Ahnung hatte Seán von Leuten wie Chief Doherty, die ihm die Reise einfach verbieten konnten, als wäre er ein Teenager?
    „Doch … doch, ich hab Zeit, kein Problem.“
    So, jetzt war es raus. Den Rest würde er sich später überlegen.
    Endlich machte Seán den Weg frei.
    „Schön. Sag mir Bescheid, wann genau es dir passt. Ich fahre morgen früh zurück. Ruf mich einfach im Büro an, okay?“
    „Klar.“
    „Na dann legen wir mal los, Alter – du trinkst schon Milch wie so ’n alter Tattergreis. Unten gibt’s auch was für Männer. Wird Zeit, dass du dich wieder wie einer benimmst.“
     
    Es war schon Mitternacht, als er sich plötzlich mit Marie und Ben in seinem Volvo Kombi wiederfand, auf dem Weg nach Hillsborough.
    Sein Vater hatte ihn dazu genötigt. Nachdem Marie angekündigt hatte, Caitlin anzurufen, um sich abholen zu lassen, hatte der brüsk den Kopf geschüttelt und darauf bestanden, dass sie auf jeden Fall noch bleiben sollte, jemand würde sie nach Hause bringen.
    Dieser Jemand war schließlich Dally gewesen, denn Seán und Kieran waren im Wohnzimmer herumgestolpert, mit seltsamen Verrenkungen, die sie Schattenboxen nannten, Bridie hatte Nachtdienst und Ma hatte geflötet, dass nur Dally noch Herr seiner Sinne sei in diesem Haus.
    Wie schön. Maries dünnes Lächeln ließ keinen Zweifel daran, dass sie die Situation für eine von langer Hand geplante Scharade hielt.
    Da saßen sie nun und schwiegen. Noch 20 Minuten bis zum Ziel. Das Schneiden unter seinem Brustbein, das nur wenige Minuten nach Aidans Sandwiches eingesetzt hatte, war nach einer verschärften Dosis Schmerzmittel aus Bridies Hausapotheke endlich abgeklungen. Das laue Nieseln des Abends hatte sich zum Platzregen gesteigert. Ben war innerhalb kürzester Zeit auf dem Rücksitz eingeschlafen.
    „Irgendwas hier drin macht ihn müde“, sagte Marie in das Prasseln des Regens auf der Windschutzscheibe.
    „Wahrscheinlich die Farbe. Es gibt nichts Besseres, um high zu werden.“
    Marie lachte, das erste Mal seit langer Zeit in seiner Gegenwart. Ihr grunzendes Lachen, das immer weiteres Lachen produzierte. Plötzlich vermisste er es noch mehr als in den vergangenen Monaten. Er stoppte an der Ampel und wandte sich ihr zu. Ihr Lächeln im Dunkeln war traurig.
    „Danke, dass du uns fährst, Dally.“
    „Ich bin dein Mann, schon vergessen?“
    Die Regentropfen auf der frisch gewischten Windschutzscheibe warfen ständig wechselnde Muster auf ihr Gesicht. Es sah hübsch aus – und sie auch.
    „Warum können wir nicht einfach vernünftig sein?“
    „Ist es so unvernünftig, dich nach Hause zu fahren?“
    „Dally, bitte sei nicht so kindisch.“
    „Was ist

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