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Wie Du Mir

Wie Du Mir

Titel: Wie Du Mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Dunne
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Dachrinne geblieben. In Dallys Magen machte sich wieder das knotige Gefühl vom Nachmittag bemerkbar – stärker, als er es nach so tiefem Schlaf erwartet hatte. Er öffnete die Augen, um sich nach Marie umzusehen. Sie lag an seiner Seite, ihren Kopf auf die Handfläche gestützt, als hätte sie ihn beim Schlafen beobachtet.
    „Hey, bist du nicht müde?“
    „Doch“, sie zögerte ein wenig, „aber ich musste an Ben denken …“
    „Was ist mit ihm?“
    Sie zwirbelte eine Haarsträhne um ihren Zeigefinger. Im Halbdunkel glänzte sie silbrig anstatt golden.
    „Wenn er dich morgen früh hier sieht, wird er glauben … dass, nun, ich meine … dass alles wieder in Ordnung ist.“
    Hitze begann sich in Dally auszubreiten.
    „Oh, ganz vergessen. Wir lassen uns ja scheiden. Ich soll’s dir nur besorgen und dann verschwinden.“
    „Dally, nicht so laut, es ist drei Uhr.“
    Er presste die Lippen zusammen und verwendete den in ihm eingesperrten Zorn dazu, aufzustehen und seine zwischen Wohnzimmer und Küche verstreuten Sachen an sich zu raffen.
    Marie hatte recht. Ben würde sich Hoffnungen machen, die sie beide kaum mehr hatten, wenn er sie in der Früh gemeinsam sah. Eine vernünftige, nachvollziehbare Überlegung. Er würde sie sich noch einmal durch den Kopf gehen lassen, sobald ihn diese Vernunft nicht mehr krankmachte.
    „Also, wir sehen uns irgendwann.“
    Sie seufzte. Mit verdrehten Augen, das wusste er.
    „Jetzt flipp’ doch nicht gleich aus. Du musst nicht sofort gehen.“
    Sein Hemd saugte sich klamm an seine Haut. Ihn fröstelte. Nach einigen Sekunden vergeblicher Suche ertastete er die Autoschlüssel in seiner Hosentasche.
    „Wann kommst du nun für ein Fußballmatch? Ben fragt jeden Tag.“
    Ein kleines Almosen, um ihn zu besänftigen, doch er hatte keine Lust, es anzunehmen.
    „Wann immer du es erlaubst.“
    „Pass auf dich auf Dally, und – danke.“
    Er nickte nur. Möglichst geräuschvoll zog er die Haustür hinter sich zu, ließ sein Gesicht vom flirrenden Nieselregen kühlen und machte sich auf den Weg nach Hause.
     
    Seit Marie und Ben ausgezogen waren, vermied Dally sein eigenes Haus wie die Gesellschaft eines unangenehmen Menschen. Seinen Tee bereitete er im Dunkeln vor. Er wollte nichts sehen, was ihn an Marie erinnerte, schon gar nicht die Küche, ihr ehemaliges Reich.
    Er war so dumm gewesen, sich von ihr Unterstützung zu erwarten. Sie musste ihn für verrückt halten. Nicht einmal er selbst konnte sich vorstellen, wie er eine Entscheidung gegen die Provos überleben würde. Er hätte einfach den Mund halten sollen.
    Erst auf dem Weg ins Bett bemerkte er das hektische Blinken des Anrufbeantworters. Die erste Nachricht war von Marie, die sich erstens zögernd für das Ende des Abends entschuldigte und zweitens flüsterte, dass sie seine „Idee im Auto“ noch einmal besprechen wollte, „ganz ohne Geilheit diesmal, okay?“
    Unmittelbar danach stammelte sein Vater in die Leitung.
    Die Polizei sei gekommen, habe das Haus auf den Kopf gestellt und Seán verhaftet. Dally müsse sofort kommen, denn eine Stunde nach Seáns Verhaftung sei Aidan nach Hause gehumpelt, über und über voll Blut, und er sagte, dass er –
    Hier brach das Band ab. Es ließ jeder Botschaft nur 30 Sekunden, als wäre ein strikter Zeitplan einzuhalten.

Psycho-Spielchen
     
    Wie an jedem Arbeitstag sang ihn Frank Sinatra, der alte Halunke, aus dem Schlaf, begleitete Wills übliche Routine im Dreieck von Bett, Bad und Schrank.
    Seit Jenny fort war, saß er nicht mehr am Esstisch, das Frühstücksfernsehen diskutierend, sondern beschränkte sich auf die simple Nahrungsaufnahme, während er in der Küche auf und ab ging. Heute machte er eine Ausnahme, blätterte durch den Belfast Telegraph auf der Suche nach einem Bericht über Lucky Callahans Begräbnis. Auf Seite 6 dann ein unauffälliger Zehnzeiler ohne Abbildungen. Nicht mal eine ordentliche Headline hatte man sich einfallen lassen; zu unbedeutend waren der Redaktion die Vorkommnisse angesichts der Ermordung eines weiteren Mitglieds der Polizei-Reserve vor seinem Haus in Nord-Belfast erschienen. Gemeinsam mit dem armen Schwein in Tyrone, den es beim Spaziergang mit seinem Hund erwischt hatte, schon der Zweite in einer Woche.
    Legitime Ziele. Will schnaubte. Was für ein Zynismus.
    Faye hatte sich auf dem Stuhl gegenüber niedergelassen und beobachtete ihn aus halb geschlossenen Augen. Ihre gurrenden Laute, die sie so mühelos erzeugte, hatten ihn entgegen allen

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