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Wie Du Mir

Wie Du Mir

Titel: Wie Du Mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Dunne
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Ferguson“, konterte Oliver.
    Ferguson schnaubte genervt. Was für ein Amateur. Gerade mal ein Dutzend Fragen, und schon bröckelte seine sachliche Fassade. Die Müdigkeit einer gewaltsam unterbrochenen Nacht überzogen das satte Grün seiner Augen.
    Erst als Oliver ihn fragte, ob er wisse, warum er sich hier befinde, hob sich der Schleier unvermittelt. Dahinter kauerten Abneigung und Sarkasmus.
    „Gut, dass Sie das fragen. Ich hab nämlich keinen blassen Schimmer.“
    „Na, Sie haben noch Zeit, sich darüber Gedanken zu machen“, meinte Oliver ungerührt.
    Will grinste innerlich. Die Jungs waren beinahe im selben Alter – zum Bersten voll mit Testosteron und dem Ehrgeiz, zu gewinnen. Seine hoffnungslos schwächere Position machte Ferguson zu schaffen. Hektische Flecken blubberten an die Oberfläche seiner leicht olivfarbigen Haut.
    „Hören Sie, ich sollte in zwei Stunden in Dublin an meinem Schreibtisch bei der Irish Times sitzen. Was meinen Sie, was passiert, wenn ich nicht auftauche?“
    „Entgeht uns dann ’ne große Story?“ Ohne aufzusehen, blätterte Oliver in Fergusons Akten, als sei es ein langatmig geratener Roman. „Steht dann die Dubliner Journaille versammelt bei uns auf der Matte? Ich bitte Sie, wie viele Anzeigenkeiler hat die Times? Zwanzig? Dreißig? Da können Sie schon mal einen Tag Pause einlegen.“
    Die Flecken verbanden sich zu einem Hauch von Zornesröte, dann versickerten sie wieder. Ein spöttisches Lächeln streifte seine Lippen.
    „Für Sie ist das vielleicht witzig, Sir“, er richtete sich aus seiner Lümmelhaltung auf und nahm die Hände endlich aus den Hosentaschen, faltete sie wie ein artiger Schüler auf der Tischplatte. „Aber hier geht es um meine Karriere. Wer hat schon gerne ’nen Mitarbeiter, der, anstatt am Arbeitsplatz aufzutauchen, in Castlereagh Fragen beantworten muss? Ich bin nach Dublin gegangen, damit ich diesen Morast hier oben los bin. Noch nie im Leben hatte ich was mit dem RUC zu tun. Und jetzt reißen Sie mich mitten in der Nacht aus dem Bett, erschrecken meine Eltern zu Tode und verhaften mich aus ’ner Laune heraus –“
    „Es ist das Anti-Terrorgesetz.“
    „Ist doch egal, das Ende vom Lied ist dasselbe. Also halten Sie sich nicht mit diesen Psycho-Spielchen auf“, mit dem rechten Zeige- und Mittelfinger formte er eine Pistole und hielt sie an seine Schläfe, „als ‚Anzeigenkeiler‘ versteh ich nämlich auch was von Psychologie. Ich lass mich nicht so schnell provozieren.“
    In jedem Verhör fiel ein Stichwort, das Will signalisierte, dass jetzt der richtige Zeitpunkt war, anzufangen.
    „Niemand in diesem Raum hat Zeit für Psycho-Spielchen, Mister Ferguson.“
    Er glaubte, Fergusons Augen auf sich fokussieren hören zu können. Die Pupillen hatten gerade die Größe eines Stecknadelkopfes.
    „Aber Sie sind doch ein cleverer Bursche.“ Die Andeutung eines Lächelns bestätigte, dass sich Ferguson für genau das hielt. „Warum behaupten Sie dann, dass Sie keine Ahnung haben, warum Sie hier sind?“
    Die gute alte Zuckerbrot-und-Peitsche-Strategie. Hier die Erniedrigung, da die Pflege der Eitelkeit. Prompt wanderte Fergusons Blick wieder von Will weg und über die Tischplatte.
    „Ich habe nichts Unrechtes getan.“
    „Stimmt. Sie sind eine Insel der Anständigkeit.“ Will genoss Fergusons alarmierten Blick. Das hier war nicht mehr der Bruder von Jennys Mörder, sondern ein Fall. Nicht mehr, nicht weniger. „Das kann man nur leider nicht von den Menschen sagen, mit denen Sie sich umgeben.“
    „Warum verhaften Sie dann nicht die?“
    Hinter dem patzigen Ton lauerte bereits die Verwundbarkeit.
    „Ich frage mich“, er klappte das Deckblatt von Fergusons Akte auf und betrachtete das obenauf liegende Foto, „ob Sie tatsächlich so unverschämt sind, mir jetzt mit Ironie zu kommen, oder einfach keine Ahnung haben.“
    „Welche Ahnung soll ich haben, wenn Sie ständig in Rätseln sprechen?“ Unter dem Tisch vibrierte es; Fergusons rechtes Bein wippte auf und ab.
    „Sie haben recht.“ Will beugte sich vor und breitete das erste Foto direkt vor Fergusons verschränkten Fingern aus. Ihre Spitzen waren teilweise blutig gebissen. Beim ersten Anblick des Fotos zog Ferguson sie zurück, als fürchte er, etwas Ansteckendes könnte davon auf ihn überspringen.
    „Dann erzählen Sie mal, was Ihnen zu diesem Bild einfällt.“
    Ferguson lachte auf, flach und etwas meckernd wie seine Stimme. Dann starrte er darauf, als wollte er sich jedes

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