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Wie, du stillst nicht

Wie, du stillst nicht

Titel: Wie, du stillst nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Regina Masaracchia
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bleibt die Mutter-Kind-Einheit auch nachgeburtlich bestehen und gewährleistet. Für J. Büschelberger, Facharzt für Orthopädie in Dresden, stellt dies eine weitgehend komplikationslose Integration der Kinder in das Sozialleben der menschlichen Gesellschaft dar. Das Tragetuch leistet somit einen wichtigen Beitrag zur Wiederherstellung eines natürlichen Mutter-Kind-Verhältnisses, auch Dyade (intensive Zweierbeziehung) genannt. Sie stellt ein geschlossenes System dar, in dem eine wechselseitige Rückkopplung besteht, wobei jeder der beiden Partner die Ergänzung des anderen ist und jeder vom anderen lernt.
    Beruhigung, Zufriedenheit und viele Entwicklungsimpulse
    Wer sein Baby trägt, gibt ihm das Gefühl von Begrenztheit, Gehaltenwerden und das Schaukeln zurück, was es beruhigt. Kinder, die am Körper getragen werden, sind aber nicht nur sehr viel ruhiger, sondern auch aufgeweckter, weil sie von Anfang an mehr Reize erreichen als Kinder, die die meiste Zeit im Bettchen oder im Kinderwagen liegen. Ein Kind, das im Tragetuch mit herumgetragen wird, wird ständig bewegt und geschaukelt. Auf diese Weise erhält sein Gehirn eine Vielzahl von Informationen. Informationen, die das Kind, das sich geborgen weiß, nicht überfordern, sondern seine Entwicklung begünstigen.
    Babys, die von der erhöhten Position am Körper der Mutter alles um sich herum beobachten können, kennen keine Langeweile, auch wenn sie nicht im Zentrum des Interesses stehen. Denn ihnen wird jede Menge Abwechslung geboten. Sie können ihr Interesse der Umgebung oder der Mutter zuwenden. Wenn es ihnen zu viel wird, können sie das Köpfchen zur Mutter drehen, um abzuschalten - dazu sind schon ganz Kleine fähig. Sie schlafen im Tuch selig und süß, sind ausgeglichener und weniger schreckhaft. In dem Maße, in dem das Kind seine motorischen Fähigkeiten auf dem Boden entwickelt, reduziert sich die Zeit, in der das Kind getragen wird, natürlich und automatisch, denn ein älteres Baby, das nicht getragen werden will, lässt sich auch nicht tragen. Erstaunlicherweise vollzieht sich die Entwicklung der Tragekinder fließender, was einen enormen Entwicklungsvorteil bedeutet, der besonders motorisch auffälligen Kindern zugutekommt.
    Getragene Kinder weinen weniger
    Irgendwo allein abgelegt zu werden, vielleicht noch ohne die Anwesenheit einer Betreuungsperson in unmittelbarer Nähe, bedeutet für einen Säugling, dass er verlassen ist, also in höchster Gefahr schwebt! Um nicht vergessen zu werden, schreit er um Hilfe. Der Reflex des Weinens bei Kontaktverlust der Bezugsperson ist so alt wie die Menschheit. Bereits ein Steinzeitbaby hat geweint, sobald es den Blickkontakt zu seiner Bezugsperson verloren hatte. Ganz einfach, um sein Überleben zu sichern, auf sich aufmerksam zu machen. Tatsächlich weinen Babys in Kulturen, in denen sie getragen werden, fast gar nicht. Das Phänomen »Schreibaby« ist völlig unbekannt. Die Vorstellung, dass Babys viel liegen müssen, weil sie Ruhe brauchen, ist eine neuzeitliche Erfindung. Wenn Sie sich vergegenwärtigen, dass ein Baby monatelang zusammengerollt und in vertikaler Lage im Bauch der Mutter liegt und viele laute Geräusche wahrnimmt - das Herzklopfen der Mutter, das Rauschen des Blutes in den Adern, Darmgeräusche uvm. -, wird klar, dass auf ein Baby eher die Stille beunruhigend wirken muss. Das Bedürfnis nach Nähe bringen Kinder durch Schreien zum Ausdruck.
    ©Shutterstock/BlueOrange Studio
    Bessere Eltern-Kind-Bindung
    Die erste Umwelt des Neugeborenen sind die Eltern. Stillen und Tragen fördert ihre Feinfühligkeit gegenüber den kindlichen Bedürfnissen. Sie verstehen auch ohne Worte. Durch den tragenden Kontakt entwickeln auch Väter ein besonderes »Feeling« für ihr Kind. So können auch Eltern, deren Kind nicht gestillt wird, vom Tragen profitieren, indem sie durch den regelmäßigen Körperkontakt lernen, ihr Kind besser einzuschätzen. Der Tragende wird sein Kind nach und nach anders wahrnehmen, weil es sich auf derselben Augenhöhe befindet. Wer sein Kind trägt, teilt seine Perspektive. Und das Kind sieht das, was seine Mutter oder eine andere Bezugsperson wahrnimmt. Es begegnet von Beginn an seinem Menschen auf gleicher Höhe und sieht nicht nur dessen Beine. Wer sein Kind trägt, redet nicht über seinen Kopf hinweg, sondern richtet die Worte direkt an seinen Nachwuchs. Durch die regelmäßige körperliche Nähe wissen Eltern früher, ob ihr Baby beispielsweise gleich aufwachen wird,

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