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Wie ein Blütenblatt im Sturm

Wie ein Blütenblatt im Sturm

Titel: Wie ein Blütenblatt im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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von der Macht angezogen werden.
    Rafe wanderte herum, nippte an seinem Champagner und grüßte Bekannte. Doch unter der oberflächlichen Fröhlichkeit spürte er die Wirbel gefährlicher Unterströ-
    mungen. Luciens Befürchtungen waren durchaus begründet: Paris war ein Pulverfaß, und ein einziger Funken konnte den ganzen Kontinent einmal mehr in einem neuen Krieg explodieren lassen.
    Der Abend war schon ein gutes Stück vorangeschritten, als ein junger Engländer mit blondem Haar und einem schlanken Körperbau auf ihn zukam. »Guten Abend, Euer Hoheit, mein Name ist Robert Anderson. Jemand möchte Sie gerne treffen. Wenn Sie mit mir kommen würden?«
    Anderson war kleiner und jünger als Rafe und besaß ein Gesicht, das ihm vage vertraut vorkam. Während sie sich ihren Weg durch das Gedränge bahnten, musterte Rafe unauffällig seinen Führer und fragte sich unwillkürlich, ob dieser Mann das schwache Glied der Delegation sein mochte. Anderson sah so gut aus, daß man ihn fast als schön bezeichnen konnte, und er vermittelte den Eindruck liebenswürdiger Leere. Wenn er ein gewitzter, ge-fährlicher Spion war, dann verbarg er es gut.
    Sie verließen den Ballsaal und stiegen eine Treppe zu einem Korridor hinauf, der links und rechts von Türen ge-säumt war. An der letzten Tür hielt Anderson an. »Die Gräfin wartet auf Sie, Euer Hoheit.«

    »Kennen Sie die Lady?«
    »Ich habe sie gelegentlich getroffen.«
    »Wie ist sie?«
    Anderson zögerte, dann schüttelte er den Kopf. »Das sollten Sie selbst herausfinden.« Er öffnete die Tür und sagte formell: »Euer Hoheit, darf ich Ihnen Magda, Gräfin Janos, vorstellen?« Nach einer respektvollen Verbeugung verschwand er.
    Ein einziger Kerzenleuchter warf ein weiches Licht in das kleine, reich möblierte Zimmer. Rafes Blick wanderte sofort zu der Gestalt, die im Halbdunkel beim Fenster stand. Obwohl sie ihm den Rücken zugedreht hatte, wußte er sofort, daß sie schön sein mußte, denn ihre anmutige Haltung drückte Selbstvertrauen aus.
    Als er die Tür schloß, wandte sie sich ihm mit einer langsamen, provozierenden Bewegung zu, die das Kerzenlicht bezaubernd über ihre vollen Kurven gleiten ließ. Ein fedriger Fächer verdeckte das meiste ihres Gesichts, und eine dicke goldene Locke fiel über ihre Schulter. Sie strahlte Sinnlichkeit aus, und Rafe verstand nun, warum Lucien gemeint hatte, sie könne das Urteilsvermögen eines Mannes benebeln. Während sein Körper sich in unerwünschter Reaktion verspannte, mußte er zugeben, daß sie die Kunst der wortlos angedeuteten Versprechungen sehr gut beherrschte.
    Weniger subtil war ihr Dekollete: Der Ausschnitt war so tief, daß jeder Mann, der noch nicht tot war, hinsehen mußte. Wenn diese Aufgabe von Rafe verlangte, seine Eh-re zu opfern, um die Lady zu überreden, dann würde er es mit Vergnügen tun. »Gräfin Janos, ich bin der Duke of Candover. Ein gemeinsamer Freund bat mich, mit Ihnen über eine wichtige Sache zu reden.«
    Ihre Augen beobachteten ihn neckend oberhalb des Fä-
    chers. »Tatsächlich?« schnurrte sie mit einem Hauch Magyaren-Akzent. »Vielleicht ist es für Sie oder Lord Strathmore wichtig, Monsieur le Duc, für mich jedoch nicht.« Langsam senkte sie den Fächer und zeigte ihre hohen Wangenknochen, dann eine kleine, gerade Nase.
    Sie hatte weiche, rosige Haut, einen großen, sinnlichen Mund …
    Rafe hielt ungläubig inne, während sein Herz heftig zu hämmern begann. Es heißt, jeder Mensch hätte irgendwo auf der Welt ein Ebenbild, und er hatte scheinbar soeben das von Margot Ashton getroffen.
    Mit Mühe seinen Schock niederkämpfend, versuchte er, die Gräfin mit dem Bild in seinen Erinnerungen zu vergleichen. Diese Frau wirkte wie fünfundzwanzig; Margot mußte jetzt einunddreißig sein, aber sie könnte durchaus jünger aussehen.
    Auf jeden Fall war die Gräfin größer als Margot, die nur knapp über der Durchschnittsgröße gewesen war, oder nicht? Aber Margots Haltung und ihre Vitalität hatte sie immer größer erscheinen lassen, als sie wirklich war. Es hatte ihn überrascht, wie tief er sich hinunter-beugen mußte, als sie sich zum ersten Mal küßten …
    Heftig riß er sich aus seinen chaotischen Emotionen heraus und zwang sich, seine Analyse fortzuführen. Die Augen dieser Frau schienen grün, ihr Aussehen war exotisch und fremdartig. Dennoch: Sie trug ein grünes Kleid, und Margots Augen waren immer veränderlich gewesen. Je nach Laune und Kleidung hatte sich die Farbe von Grau über

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