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Wie ein Blütenblatt im Sturm

Wie ein Blütenblatt im Sturm

Titel: Wie ein Blütenblatt im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Grün bis zu Braun ändern können.
    Die Ähnlichkeit war unheimlich, und er fand keinen Unterschied, der sich nicht auf die lange Zeit und die beschönte Erinnerung zurückführen ließ. Obwohl die Nachricht von ihrem Tod ihn erreicht hatte, konnte ein Irrtum vorgelegen haben; oft wurden Neuigkeiten auf den langen Wegstrecken vertauscht oder verändert. Wenn Margot all die Jahre auf dem Kontinent gelebt hatte, mußte sie sich nicht mehr zwingend wie eine Engländerin geben.
    Doch das Verhalten der Gräfin legte nahe, daß sie einander fremd waren. Wenn sie Margot war, dann würde sie ihn gewiß erkennen, denn er hatte sich kaum verändert.
    Und wie er sie kannte, hätte sie ihr Erkennen sofort gezeigt, wenn auch nur durch einen Fluch.
    Statt dessen stand sie mit einem leichten, amüsierten Lächeln da und ließ Rafes Musterung über sich ergehen.
    Das Schweigen zog sich in die Länge, und er wußte, er mußte den nächsten Schritt machen.
    Also schlüpfte er wieder in die Rolle des Duke, der niemals um Worte verlegen war. Mit einer tiefen Verbeugung begann er: »Verzeihen Sie, Gräfin. Man hat mir gesagt, Sie wären die schönste Spionin Europas, aber selbst diese Beschreibung wird Ihnen nicht gerecht.«
    Sie lachte freundlich und warm. Margots Lachen. »Was für schöne Worte, Euer Hoheit. Ich habe ebenfalls von Ihnen gehört.«
    »Nichts, was mir Schande macht, hoffe ich.« Rafe beschloß, daß es nun Zeit für seinen berüchtigten Charme war. Er trat näher an sie heran und lächelte. »Sie wissen, warum ich hier bin, und die Sache ist ernst. Vergessen wir die Formalitäten. Ich würde es vorziehen, wenn Sie meinen Vornamen benutzen.«
    »Und der lautet?«
    Wenn sie Margot war und nur schauspielerte, dann tat sie es ausgesprochen gut. Sein Lächeln hatte einen Hauch von Angestrengtheit, als er ihre Hand hob und sie küßte.
    »Rafael Whitbourne. Meine Freunde nennen mich ge-wöhnlich Rafe.«
    Sie entriß ihm die Hand, als hätte eine Schlange sie gebissen. »Ein Schwerenöter sollte auch kaum den Namen eines Erzengels besitzen.«

    Und bei diesen Worten verschwanden Rafes Zweifel.
    »Mein Gott, Margot, du bist es wirklich«, sagte er verblüfft. »Du bist die einzige, die es je gewagt hat, meine mangelnde Ähnlichkeit mit Erzengeln zu erwähnen. Es war ein schönes Bonmot… ich habe es selbst noch häufig verwendet. Aber wie zum Teufel bist du hierher gekommen?«
    Sie bewegte neckisch den Fächer. »Wer ist Margot, Euer Hoheit? Irgendein dummes, kleines englisches Mädchen, das mir ähnelt?«
    Ihre Lüge weckte in ihm plötzlichen und ungewöhnlich heftigen Zorn. Ihm fiel nur ein einziges Mittel ein, ihre Identität ein für allemal festzustellen. Mit einer raschen Bewegung trat er direkt vor sie, riß sie fest an sich und küßte sie auf ihren spöttischen Mund.
    Es war Margot, er war sich bis ins Mark seiner Knochen sicher. Nicht nur, weil er wußte, wie sich ihr Körper anfühlte oder die vertraute Weichheit ihrer Lippen. Es war vor allem der verlockende, einzigartige Duft, den nur sie verströmte.
    Aber er brauchte nicht einmal diese Merkmale, um sich ganz sicher zu sein, denn er hatte niemals eine andere Frau kennengelernt, die ein solches Verlangen in ihm weckte. Die Leidenschaft flammte in ihm auf, und er vergaß, warum er in Paris war, warum er sie umarmt hatte, vergaß alles außer dem Wunder in seinen Armen.
    Margot erschauderte, und für einen verzauberten Augenblick drückte sie sich an ihn, öffnete ihre Lippen unter den seinen. Die Jahre schienen sich in nichts aufzulö-
    sen. Sie, Margot, lebte, und sie war zum ersten Mal seit über zwölf Jahren wieder eins mit sich und der Welt…
    Der Augenblick war zu Ende, fast bevor er begann. Sie versuchte, von ihm abzurücken, doch er hielt sie weiterhin fest, erforschte ihren Mund und nahm voll Staunen zur Kenntnis, wie wenig sie sich in dieser Hinsicht verändert hatte.
    Als sie ihn heftig gegen die Brust stieß, ließ er sie unwillig los. Sie wich zurück, und ihre Augen schleuderten so wilde Blitze, daß er glaubte, sie wollte ihn schlagen. Er gestand sich selbst ein, daß sie Grund dazu hatte. Er wür-de nichts tun, um ihrem Schlag auszuweichen.
    Doch plötzlich wandelte sich ihre Laune, und sie lachte mit echtem Vergnügen. In ihrem echten, akzentfreien Englisch sagte sie: »Du hast ganz schön gerätselt, nicht wahr?«
    »Das kann man wohl sagen.« Rafe war froh, ein bißchen der alten Margot erhascht zu haben, und musterte, immer noch ungläubig,

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