Wie ein Film (German Edition)
schauspielern wolltest, wollte ich immer schreiben. Es ist immer mein Wunsch gewesen, Geschichten für lesbische Frauen zu schreiben. Nein, das ist falsch ausgedrückt. In erster Linie sollten es natürlich Geschichten für Lesben sein, aber ichhatte mir gewünscht, dass diese Bücher auch von Heteros gelesen werden. Männer und Frauen sollten meine Geschichten lesen. Und es sollten Geschichten sein, in denen Lesben nicht als exotische Lebewesen dargestellt werden. Die Menschen, die meine Bücher kaufen, sollen lesbische Frauen so gezeigt bekommen wie sie wirklich sind, beziehungsweise so, wie ich sie kenne und wie auch ich selbst bin. Es existieren nach wie vor eine Masse an Klischees die einfach zum Haare raufen sind: Lesben sind Männerhasserinnen, extrem maskulin, haben keinen Kerl abbekommen, weshalb sie es nun mit Frauen treiben müssen. Diese Frau da ist eigentlich gar nicht lesbisch. Nein, sie wurde nur von einer lesbischen Frau verführt und konnte sich dagegen nicht wehren. Aber irgendwann wird sie bestimmt wieder „normal“ sein“. Ha!
Ja, und außerdem wollte ich keine Szeneromane schreiben. Davon gibt es auch schon genug. Alles was ich wollte, war das Leben von Lesben zu beschreiben, so wie es tatsächlich abläuft. Mit all ihren Emotionen, ihren Ängsten, Wünschen, Träumen, Hoffnungen und natürlich ihrer Liebe. Und diese Liebe schenken meine Romanheldinnen immer anderen Frauen. Die Leser und Leserinnen sollten sehen, dass lesbische Frauen nicht unbedingt anders leben als der Rest der Menschheit auch. Sie haben Freunde und Bekannte, manche gehen gerne ins Kino, manche gerne ins Theater. Die einen lieben es tanzen zu gehen, die anderen ziehen einen ruhigen Fernsehabend vor. Es gibt Frauen, die seit vielen Jahrenglücklich liiert sind und andere befinden sich noch auf der Suche. Sie gehen morgens zur Arbeit und kommen nachmittags wieder nach Hause. Sie feiern Geburtstage und Weihnachten und finden es lustig an Ostern Eier zu färben. Manchmal sind sie auch krank, haben Zahnschmerzen oder eine Grippe und möchten dann versorgt und bemuttert werden. Das ist es, was ich meinen Lesern und Leserinnen näher bringen möchte. Lesben sind keine merkwürdigen Wesen, vor denen Mann oder Frau Angst haben müsste. Und deshalb, denke ich, können sich lesbische Frauen auch in meinem Roman wiederfinden. Weil dort Frauen gezeigt werden, die sich nicht auf ihre Homosexualität reduzieren lassen wollen. Ich mag es auch nicht, wenn gesagt wird: `Hey seht mal, da kommt die lesbische Schriftstellerin`. Es sagt ja auch niemand `Guckt mal, da kommt der heterosexuelle Stephen King`.“
Jennifer lachte auf.
„Ich weiß, was du meinst. Bei mir wird ja auch immer von der lesbischen Schauspielerin gesprochen.“
„Versteh mich bitte nicht falsch. Ich schäme mich ganz gewiss nicht meiner Homosexualität. Ich mache auch kein Geheimnis daraus. Jeder der mich fragt, bekommt eine klare Antwort. Seit meiner Jugend stehe ich dazu, lesbisch zu sein, und ich kann auch nur jeder Frau, die ihr Coming Out noch nicht gewagt hat, dazu raten es zu tun. Ihr Leben wird danach wesentlich besser verlaufen als zuvor. Aber, ich bin StefanieMartens, eine ganz individuelle Persönlichkeit, mit Stärken und Schwächen. Und ich bin nicht nur lesbisch!“
Jennifer nickte verstehend.
Ein paar Minuten sagte keine von beiden ein Wort. Sie gingen einfach ihren ganz eigenen Gedanken nach.
Da kannten sie sich erst so kurz, und beide waren bereit, mit ihrem Gegenüber zu sprechen, wie mit einer langjährigen, guten Freundin, was beide bemerkten und auch beide überraschte.
Sie konnten über alles Mögliche und unmögliche miteinander reden, den ganzen Abend, lachten miteinander, hatten Spaß, waren so in ihre Gespräche vertieft, dass sie gar nicht merkten, wie die Zeit verflog.
Als Jennifer nach Stunden weitere Verpflegung aus der Küche besorgte, dachte Steffi darüber nach, wie wütend sie einerseits auf Jennifer gewesen war, und wie unsicher andererseits, nicht wissend, was sie erwarten würde. Ihre Befürchtungen waren völlig unbegründet, das erkannte sie jetzt. Jennifer war eine sehr sensible und ehrliche Person, weit weg von einer `arroganten Hollywoodschnepfe`. Es tat ihr beinahe leid, so über sie gedacht zu haben. Ach ja, und faszinierend war sie auch, mit unglaublich schönen Augen und einem Mund, der beim Lachen ein kleines Grübchen auf der linken Wange Entstehen ließ, und...
„Lebst du in einer festen Beziehung?“
Jäh wurde
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