Wie ein Film (German Edition)
Steffi aus ihren Überlegungen gerissen, als Jennifer wie aus dem Nichts wieder bei ihr war, und lief rot an. Sie fühlte sich ertappt.
Verwirrt zwinkerte sie mit den Augen um die Gedanken, die sie gerade noch hatte, aus ihrem Kopf zu verbannen.
„Ähm, bitte? Was hast du gesagt?“
„Ob du eine feste Beziehung hast?“
„Nein. Nein, nein“, stotterte sie. „Also, zur Zeit nicht. Nein.“ Das war jetzt die Gelegenheit!
„Apropos Beziehung.
Du
hast doch eine Freundin, nicht wahr? Claire, war glaube ich ihr Name. Wo steckt sie eigentlich? Ihr wohnt hier doch zusammen, oder?“ Waren das zu persönliche Fragen? Nun ja, auch wenn. Jetzt war es zu spät. Steffi hatte sie bereits ausgesprochen.
„Ja, Claire.“ Über Jennifers Gesicht zog ein Schatten. „Wir haben uns vor ein paar Wochen getrennt.“
Na super, da war sie ja mal wieder voll ins Fettnäpfchen getreten. Aber das konnte doch keiner ahnen. Trotzdem, irgendwie machte ihr Herz einen kleinen Freudenhüpfer als sie diese Nachricht hörte. Komisch. `Was ist eigentlich mit dir los`, fragte sich Steffi ärgerlich. Etwas mehr Mitgefühl bitte!
Und zu Jennifer gewandt: „Das tut mir leid. Seid ihr lange ein Paar gewesen?“ War diese Frage nun okay? Himmel, sie war doch Schriftstellerin. Eigentlich sollte sie von dem Umgang mit Wörtern und Sätzen und ihrer Bedeutung etwas Ahnung haben. Allerdings, hier war sie gerade keine Schriftstellerin.
Hier war sie einfach nur Stefanie Martens, mitten im Leben, und nicht in einem ihrer Romane.
Und sie war eine junge Frau, mit ziemlich verwirrendem Herzklopfen.
„Wir waren fast sieben Jahre zusammen. Eine ganz schön lange Zeit.“ Jennifer wirkte traurig und nachdenklich. Am liebsten wäre Steffi aufgestanden und hätte sie in den Arm genommen, um sie zu trösten. Sie wirkte so zerbrechlich. Aber das hätte Steffi nicht machen können. Aufstehen und sie einfach in den Arm nehmen. Oder doch? Sie blieb lieber sitzen und sah verlegen auf den Boden.
„Ich werde dir ein andermal die ganze Geschichte erzählen, okay? Aber im Moment ist mir nicht danach, über meine Verflossene zu reden. Außerdem möchte ich dadurch nicht den schönen Abend mit dir kaputt machen.“
Steffis Herz machte wieder einen Hüpfer. Jennifer fand den Abend mit ihr schön. Wenn sie nicht über Claire reden wollte, na gut, dann würden sie sich halt über was anderes unterhalten. Ihr sollte das nur recht sein.
Und das taten sie auch. Das Reden. Bis zum Morgengrauen. Sie hatten sich einfach viel zu erzählen. Unglaublich, dass sie sich erst ein paar Stunden kannten.
Irgendwann war es jedoch Zeit, wenn auch schweren Herzens, sich zu verabschieden.
„Ich bringe dich noch in dein Hotel.“ Jennifer nahm eine leichte Strickjacke aus dem Schrank und zog sie sich schnellüber. Sie kramte in einer Schublade herum und zog einen Wagenschlüssel heraus. Max und Pat standen neugierig zwischen ihnen. Eine kleine Spazierfahrt? Dazu hatten sie auch Lust.
Steffi war überrascht.
„Du
willst mich zum Hotel bringen? Nicht, das ich etwas dagegen einzuwenden hätte, aber was ist denn mit deinem Chauffeur? Oder arbeitet der jetzt nicht mehr, in Anbetracht der fortgeschrittenen Uhrzeit?“
„Mein Chauffeur?“, fragte Jennifer verwirrt.
„Nun ja, dieser Mann der mich aus dem Hotel abgeholt hat. Dein Chauffeur.“
Jennifer legte den Kopf in den Nacken und lachte lauthals los. Jetzt war es an Steffi, verwirrt auszusehen.
„Das war nicht
mein
Chauffeur. Ich habe gar keinen Chauffeur. Diesen Typen hat meine Sekretärin samt Auto für einen Nachmittag gemietet. Sie meinte, es gehört sich einfach nicht, dass ich vorbeikomme und dich abhole. Blöde Kuh, ich glaube ich werde sie feuern. Nun ja, auf jeden Fall werde ich diesen Typen jetzt nicht anrufen, damit er dich ins Hotel bringt. Das mache ich nun höchstpersönlich. Wozu habe ich denn einen Führerschein und so `ne Karosse in der Garage stehen? Hm? Los geht`s!“
Während der Fahrt schwiegen sie die meiste Zeit. Steffi genoss diesen Moment, so nah bei Jennifer zu sitzen und die Wärmezu spüren, die ihr Körper ausstrahlte. Max und Pat lagen zufrieden grunzend auf der Rückbank.
Am Hotel angekommen, schaltete Jennifer den Motor aus und sah Steffi lange von der Seite an.
„Das war ein sehr schöner Abend“, sagte sie leise.
Steffi wurde heiß und kalt. Die Gefühle des heutigen Abends verwirrten sie mehr und mehr. Und auch jetzt brachte sie nur ein verlegen krächzendes „Ja, fand ich auch“
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