Wie ein Film (German Edition)
„Es ist gewiss nicht meine Art, Menschen herum zu kommandieren.“ Sie hob ihr Glas und hielt es Steffi zum Zuprosten entgegen. Die tat es ihr gleich.
„Vergeben und vergessen“, sagte sie und sah der erleichterten Jennifer ins Gesicht. Oh Himmel, was hatte diese Frau für unglaubliche Augen.
Steffis Herz machte so einen merkwürdigen Hüpfer, als sie ihr Glas an die Lippen setzte und verlegen daraus trank.
„Du wohnst wirklich sehr schön hier.“ Na super! Steffi stöhnte innerlich. Etwas Intelligenteres fiel ihr wohl nicht ein, als diese dämliche Standardfloskel. Auch wenn sie es ehrlich meinte, wäre ihr ein etwas gewitzterer Satz tausendmal lieber gewesen.
„Danke. Claire hatte dieses Haus gesehen und war sofort der Meinung, es sei genau das richtige für eine aufstrebende Schauspielerin wie mich.“
Steffi vernahm in Jennifers Stimme einen leicht zynischen Unterton.
„Ich war eigentlich nicht so sehr ihrer Meinung. Versteh mich nicht falsch, das Haus ist wirklich wunderschön und ich liebe es, aber an einem anderen Ort würde es mir besser gefallen.“ Steffi musste unwillkürlich schlucken.
Wo steckte denn eigentlich Jennifers Lebensgefährtin? Sie nahm sich vor, Jennifer in einem passenden Moment unauffällig nach ihr zu fragen. Stattdessen sagte sie: „Magst du Beverly Hills nicht? Es ist doch eigentlich ganz nett hier, oder nicht? Nun, zumindest was ich auf der Hinfahrt gesehen habe, schien ganz nett zu sein. Eine schöne Gegend. Ich glaube, es gibt wirklich schlimmeres, als Madonna zur Nachbarin zu haben.“
„Die lebt hier gar nicht“, stellte Jennifer trocken fest.
„Na, dann eben Jodie Foster, oder Demi Moore, oder Sandra Bullock, oder sonst irgendeine der Hollywood Schönen.“
„Zu denen gehöre
ich
aber nicht!“ erwiderte Jennifer energisch. „Ich bin keine dieser „Hollywood Schönen“, so wie du es ausdrückst. Es gibt weitaus erfolgreichere Schauspielerinnen als mich. Und glaube mir, die meisten verdienen auch besser als ich. Aber darum allein geht es gar nicht. Ich bin Schauspielerin geworden, weil mir diese Tätigkeit wirklich Spaß macht. Das war es, was ich seit meiner Kindheit machen wollte, davon habe ich immer geträumt. Vor der Kamera zu stehen und in verschiedene Rollen zu schlüpfen. Die Menschen mit dem, was ich mache, zu berühren, sie zum Lachen oder Weinen bringen. Ich habe wirklich hart für meinen Traum gekämpft, und zwar ohne die berühmte Besetzungscouch! Aber ich habe diesen Beruf nicht ergriffen, um immer im Rampenlicht zu stehen oder um ein Haus in der feinsten Gegend L.A.s zu besitzen. Ich würde lieber in einer Gegend wohnen, wo meine Nachbarn jeden Morgen mit ihren Autos zur Arbeit in die Stadt fahren.“ Ihre Stimme wurde lauter. Um das Gesagte zu unterstreichen gestikulierte sie wild und leidenschaftlich mit den Händen. „Wo ich unter den Nachbarn wirklich gute Freunde habe, mit denen ich an einem Samstagabend gemütlich im Garten grillen kann und bei einem Bier das Baseballspiel live im Fernsehen verfolge. Es wäre mir tausendmal lieber, einen Klempner zum Nachbarn zu haben als eine `Hollywood Schöne`.“ Als Jennifer erschrocken bemerkte, was sie da gerade alles erzählt hatte, fuhr sie sich unsicher auflachend durch die Haare.
„Tut mir leid. Das alles interessiert dich wahrscheinlich gar nicht. Wir kennen uns erst ein paar Minuten und schon langweile ich dich mit einem kleinen, persönlichen Melodram. Aber manchmal habe ich es einfach satt, hier zu leben. Nichts ist so wie es scheint. Diese Glamour-Welt hier ist nicht so toll wie viele es meinen. Mich jedenfalls befriedigt sie nicht.“ Jennifer stockte. „Und damit habe ich dir jetzt schon mehr erzählt, als viele andere von mir wissen.“ Sie machte eine kurze Pause. „Aber nun genug von mir, erzähl mir etwas über dich. Wie bist du zum Schreiben gekommen? Ich habe deinen Roman jetzt schon dreimal gelesen, und ich muss sagen, es hat selten eine Geschichte gegeben, die mich so sehr berührte. Wahrscheinlich, weil ich mich selbst ein wenig in dieser Geschichte wiederfinde.“
Steffi musste nach Jennifers Ausbruch erst einmal wieder einen klaren Kopf bekommen, bevor sie sich jetzt auf etwas anderes konzentrieren konnte.
Sie nahm einen langen Schluck aus ihrem Glas um etwas Zeit zu gewinnen, räusperte sich und ließ ihren Blick nachdenklich durch den Garten streifen.
„Genau das war auch mein Ziel. Ich meine, dass sich die Frauen in dem Roman wiederfinden. So wie du immer
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