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Wie ein Stein im Geroell

Wie ein Stein im Geroell

Titel: Wie ein Stein im Geroell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Barbal
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auf dem etwas recht Merkwürdiges geschah. Man befand sich dort zwar an der höchsten Stelle im ganzen Haus, doch der Fluß schien zum Greifen nah. Es gab ein kleines Fenster, ziemlich hoch, und wenn man sich hinauslehnte, hörte man das Rauschen des Wassers und konnte meinen, man stünde daneben, in Wirklichkeit aber war da ein schrecklich tiefer Abgrund.
    Vom ersten Tag an war der Speicher einer meiner Lieblingsplätze im ganzen Haus. Getreidesiebe lagen dort herum, Körbe, ein paar Werkzeuge, und eines Tages entdeckte ich sogar eine Truhe mit Kleidern aus der Zeit, als die Tante noch jung war, aber vielleicht waren die Sachen ja noch älter und stammten aus der Familie des Onkels. Sie waren verknittert und abgetragen, doch wenn ich etwas vom Speicher holen sollte, konnte ich einfach nicht widerstehen und öffnete jedes Mal die Truhe und zog über meine Schürze eins dieser Kleider, die mich von fernen Zeiten träumen ließen. Manchmal war ich in Versuchung, der Tante davon zu erzählen, vielleicht würde sie mir ja eins umändern, aber ich traute mich nicht, denn dann käme ja heraus, daß ich meine Nase in etwas gesteckt hatte, was mich nichts anging, und schon allein der Gedanke daran ließ mich rot werden.

D ie Wiese von Tres Aigües, die von den drei Gewässern, mochte ich am liebsten. Auf der einen Seite schlängelte sich der kleine Gebirgsbach von Arlet hindurch, der kurz darauf in den Fluß mündete. Der Fluß Orri selbst verlief am unteren Teil der Wiese, und die Bewässerungsrinne der Quelle von Torna bildete die obere Grenzlinie. Das Gras dort wuchs kräftig und hoch, und es war die einzige Wiese, die dreimal gemäht werden konnte. Zwei Trockenschnitte gab es noch nach der ersten Mahd. Die Wiese war nicht sehr groß, und wenn wir dort arbeiteten, konnten wir einander immer sehen. Darum mochte ich sie auch besonders gern, denn auf den beiden Wiesen von Costa Varada sah man ganz plötzlich niemanden mehr. Du wußtest wohl, daß die anderen hinter der Anhöhe waren oder hinter der Hecke aus Haselnußsträuchern, doch mit einem Mal überkam mich dort das Gefühl, völlig allein zu sein, und dann mußte ich an die Geschichten von Vipern und allen möglichen anderen Schlangen denken, die ich wohl schon Hunderte Male, und jedesmal starr vor Schreck, gehört hatte. Ich bekam ganz weiche Knie. Und wenn unter dem Heu, das ich da gerade wendete … Am liebsten hätte ich ja den Lederschlauch geholt, um einen kleinen Schluck zu trinken, aber der Gedanke, der Onkel könne sich über mich lustig machen, hielt mich zurück. Ich zog den Rechen durch das ausgebreitete Heu, und keine einzige Bewegung im Gras entging mir, doch erst, als ich beim Hochschauen das dunkle Kopftuch der Tante auftauchen sah, fühlte ich mich wieder ganz sicher.
    Wir hatten den Nachmittag damit verbracht, auf Tres Aigües Heu zu wenden. Es fing an, dunkel zu werden. DieHaselnußsträucher am Flußufer raschelten leise im sanften Wind. Ich hörte den Pfiff des Onkels und hob Rechen und Heugabel auf. Mir war heiß unter meinem Kopftuch, und ich spürte den Schweiß, der mir die Haarwurzeln an der Stirn zu verbrennen schien. Als ich das Tuch abnahm, hörte ich all die Geräusche um mich herum; das Surren der Mücken zuerst. Ich lief die Wiese hinauf und blieb vor unserem Karren stehen, denn wir warteten auf die Tante, die noch das Gatter schließen mußte. Und während ich so auf das Land schaute, das in kleine, ungleichmäßige Stücke aufgeteilt war, dachte ich bei mir, daß in dieser Gegend selbst der reichste Mann noch ziemlich arm sei, denn wenn es hoch kam, warfen diese Stücke vier Wagenladungen voller Heu ab. Das Maultier schien mich mit seinem sanftmütigen Blick zu beobachten, und ich strich über seine Nüstern.
    Man sah den Kirchturm, wie er über die Häuser von Pallarès herausragte, so als mache er einen langen Hals, und auf dem Weg hinunter nach Hause holperte der Karren über die Steine, daß man glauben konnte, er würde mit uns allen umstürzen.
    Die Tante und ich saßen ganz hinten. Ich roch das würzige Gras, das so weich war und so behaglich. Da erzählte mir die Tante, daß sie von der Pfarrei aus nachgefragt hätten, ob ich nicht am Patronatsfest die Schale mit Basilikum herumreichen wolle. Natürlich machst du das, irgendein Kleid werden wir für dich schon herrichten, sagte sie, bevor ich auch nur den Mund hatte aufmachen können. Ich spürte, wie ich im Gerüttel des Karrens zu zittern begann. Vor lauter Freude.
    Ich

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