Wie ein stummer Schrei
brauche ich noch etwas Schlaf, bevor ich mich wieder meiner Arbeit widme.”
“Wieso? Gibt es etwas Besonderes?”
Erst da wurde Trey bewusst, dass er ihr nichts von Sheree Collier und dem Gespräch mit Foster Lawrence erzählt hatte. Doch das war auch nicht nötig. Er musste Olivia nicht an die offenen Fragen erinnern, die ihre Identität betrafen – erst recht nicht, wenn die Fakten fast schon zum Greifen nah waren.
“Nur weitere Besprechungen und Fragen, die alle das tote Baby betreffen”, antwortete er.
Olivia nickte. “Ich werde auf dich warten”, sagte sie und ging ins Haus.
Er sah hinter ihr her und dachte über ihre Worte nach.
Sie würde auf ihn warten.
Etwas Besseres konnte er sich nicht vorstellen.
20. KAPITEL
D ie Ereignisse der letzten zwei Tage hatten Trey viel Schlaf geraubt, und dementsprechend erschöpft fühlte er sich. Da Ella zur Beobachtung im Krankenhaus bleiben musste, hatte er Marcus informiert, dass Olivia den Tag über allein zu Hause sein würde.
Die Nachricht über seine Pokerpartnerin nahm Marcus erschrocken auf. “Doch nicht Ella!” sagte er. “Sagen Sie bitte, dass es ihr gut geht.”
“Es geht ihr recht gut. Sie hat sich nichts gebrochen, sie musste nicht genäht werden. Nur ein paar blaue Flecke und einige Schrammen, aber insgesamt ist sie in guter Verfassung.”
“Oh, Gott sei Dank!” Marcus war erleichtert. “Und was Olivia angeht, müssen Sie sich keine Sorgen machen. Entweder komme ich vorbei, oder ich sage Terrence und Carolyn Bescheid. Sie wollen sie ohnehin besuchen. Vorausgesetzt, es macht Ihnen nichts aus, dass Ihr Haus von unserer ganzen Familie überrannt wird.”
“Nein, Sir, das macht mir nichts aus. Es tut mir nur Leid, dass das passieren musste. Ich möchte Sie übrigens noch um einen Gefallen bitten.”
“Alles, was Sie wollen”, erwiderte Marcus.
“Wenn Sie vorbeikommen, könnten Sie ein paar Fotos von Olivia aus der Zeit mitbringen, kurz bevor ihre Eltern ermordet wurden?”
“Natürlich, aber darf ich nach dem Grund fragen?”
Trey berichtete Marcus in wenigen Worten, was er von Sheree Collier und Foster Lawrence erfahren hatte.
“Dann könnte es sein, dass sie die Identifikation ermöglicht?” fragte Marcus.
“Mit ihrer DNS sollten wir in der Lage sein, sagen zu können, welches Baby welches war.”
“Gut. Sagen Sie Olivia bitte, dass einer von uns in Kürze bei ihr sein wird. Vielleicht sogar wir alle.”
“Denken Sie daran, dass ich einen Pool hinter dem Haus habe. Der ist zwar klein, aber man kann sich dort wunderbar die Zeit vertreiben. Livvie verbringt wegen ihrer Physiotherapie ohnehin einige Stunden dort.”
“Trey?”
“Ja?”
“Ich möchte mich noch einmal dafür entschuldigen, dass ich Sie so falsch eingeschätzt hatte.”
“Schwamm drüber, das ist alles lange her.”
“Trotzdem gefällt es mir nicht, dass ich so engstirnig war. So hatte ich mich nicht gesehen. Sie beschämen mich mit Ihrer Großzügigkeit und Ihrer Fähigkeit, mir zu vergeben. Glauben Sie nicht, das wäre mir nicht aufgefallen. Und genauso ist mir bewusst, dass aus Ihnen ein anständiger Mann geworden ist.”
Trey sprach es nicht aus, doch es tat ihm gut, dass Marcus ihm diese Wertschätzung entgegen brachte. Es hätte nichts an seiner Entschlossenheit geändert, Olivia zu heiraten, doch es machte ihnen beiden eine Beziehung leichter.
“Dann möchte ich mich für Ihre offenen Worte bedanken, aber das Thema sollte damit auch erledigt sein”, schlug Trey vor.
“Einverstanden”, erwiderte Marcus, dann sah er auf die Uhr. “Ich werde gleich Carolyn anrufen, damit Terrence sie bei Ihnen absetzen kann. Ich hatte Anna Walden auch versprochen, sie zu Olivia zu bringen. Das Personal im Heim sagt, sie sei wegen Olivia sehr verwirrt, deshalb dachte ich, es könnte helfen, wenn sie sie besucht. Unter anderen Umständen würde ich das noch hinauszögern, aber ich möchte nicht, dass sie noch verwirrter wird, als sie es schon ist.”
“Kein Problem”, sagte Trey. “Livvie ist ohnehin in Sorge um Anna, und ich glaube, sie würde sie auch gern sehen. Ach, übrigens … ich weiß von der Pokerrunde.”
Marcus begann zu lachen. “Ich habe verloren.”
“Ja, davon weiß ich auch.”
“Sie hat mir gesagt, ich sei ihr zu alt”, fuhr er fort. “Können Sie sich das vorstellen?”
Diesmal musste Trey lachen.
Olivia kam ins Zimmer. Sein Lachen brachte sie automatisch dazu, glücklich zu lächeln. Als Trey sie sah, winkte er sie zu
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