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Wie ein stummer Schrei

Wie ein stummer Schrei

Titel: Wie ein stummer Schrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dinah McCall
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sei gefasst. Dass der Kerl, der Livvie hatte umbringen wollen, noch immer auf freiem Fuß war, gefiel ihm gar nicht. Umso wachsamer beobachtete er jeden Mann, der an dem Krankenzimmer vorüberging. Der einzige Mann, der zu Olivia durfte, war ihr Arzt, und Trey wusste, er würde den Täter auf den ersten Blick erkennen. Mehr konnte er nicht tun, alles andere musste jetzt das Department leisten.
    Am Ende des Korridors angekommen, starrte er auf den Parkplatz, als eine der Schwestern nach ihm rief. “Detective Bonney … Detective Bonney.”
    Er drehte sich um.
    “Sie können jetzt wieder hineingehen”, sagte sie.
    Trey bedankte sich mit einem Kopfnicken und verließ den Platz am Fenster in dem Moment, als ein Taxi vor dem Eingang zum Krankenhaus anhielt und einen Fahrgast aussteigen ließ.
    Die Besuchszeit war längst vorüber, doch Dennis kannte sich im Krankenhaus gut aus. Seine Mutter hatte die letzten acht Wochen ihres Lebens hier verbracht, während ein Tumor in ihrem Bauch sie langsam aufgezehrt hatte. Einige Wochen vor der Diagnose, dass sie an Krebs erkrankt war, hatte er ihr eines Abends im Vollrausch gestanden, für den stümperhaften Bombenanschlag auf die Abtreibungsklinik verantwortlich zu sein. Seine Mutter hatte mit Entsetzen reagiert und ihn aus dem Haus geworfen, das er als sein Heim betrachtete. In den folgenden Tagen betete sie zu Gott, er möge sie von ihrer Schuld freisprechen, die sie mittrug, weil sie eine so bösartige Kreatur zur Welt gebracht hatte. Als der Tumor festgestellt wurde, hielt sie das für ein Zeichen Gottes, der sie damit für ihre Mitschuld bestrafte, und weigerte sich, einer Operation oder einer anderen medizinischen Behandlung zuzustimmen.
    Schließlich wurden die Schmerzen so schlimm, dass sie seine Mutter an den Rand des Wahnsinns trieben. Dennis setzte sich daraufhin über ihren Entschluss hinweg und brachte sie ins Krankenhaus. Die Ärzte bemühten sich um eine Behandlung, doch sie weigerte sich, nannte aber auch keine Begründung für ihr Verhalten. Sie nahm den Tod als jene Strafe hin, die sie von ihrer Schuld befreite.
    Zwar war sie vor nunmehr neun Jahren gestorben, doch Dennis bekam sofort eine Gänsehaut, als er die Notaufnahme betrat. Seine Vermutung, dass dort Hochbetrieb herrschen würde, erwies sich als richtig. Das Wartezimmer war voll, und das Personal hatte mehr als genug damit zu tun, die Patienten aufzunehmen. Er setzte sich auf einen Platz nahe der Tür, verlor sich eine Weile im Lärm und in der Menge, bis er herausgefunden hatte, welche Mitarbeiter sich wohin begaben.
    Auf einmal fuhr ein Rettungswagen vor, gefolgt von zwei Polizeifahrzeugen. Dennis stand auf, und nutzte die allgemeine Unruhe des offensichtlich schwer verletzten Neuzugangs, um durch die Tür zu schlüpfen, die nur dem Personal Zutritt gestattete. Er begab sich zum Materialraum, den er von seinem Platz aus hatte sehen können, und zog die Tür hinter sich zu, gleichzeitig schaltete er das Licht ein.
    Schnell fand er einen Overall und zog ihn an, dann nahm er einen Putzeimer auf Rollen, einen Mop, mehrere Putzlappen und eine Sprühflasche Desinfektionsmittel, verließ den kleinen Raum und machte sich auf den Weg durch das Gebäude.
    Niemand nahm von ihm Notiz, während er sich auf den Weg zum dritten Stock machte. Olivia Sealy musste dort untergebracht sein, da er sich noch gut daran erinnern konnte, wohin Patienten unmittelbar nach einer Operation kamen. Zielstrebig ging er durch die Korridore und schob mit dem Mop den Eimer vor sich her.
    Auf der Etage herrschte aufgrund des Schichtwechsels ein geschäftiges Treiben. Das war sein Glück, denn so konnte er sich auf der Station bewegen, ohne allzu schnell aufzufallen. Kaum war das Schwesternzimmer einen Moment lang unbeaufsichtigt, nutzte er seine Chance. Keine halbe Minute später hatte er herausgefunden, wo Olivia Sealy lag, dann ging er zum nächsten Materialraum.
    Eine Schwester mit einem Tablett in der Hand kam ihm entgegen und warf ihm nur einen flüchtigen Blick zu, dann eilte sie weiter. Er zog sich in den Raum zurück, nahm eine Rolle Papiertücher aus dem Regal, riss einige davon ab und stopfte sie in den Eimer. Er zündete sie mit einem Streichholz an und wartete nur lange genug, um sicher zu sein, dass die Tücher Feuer gefangen hatten, dann verließ er rasch den Raum. Olivias Zimmer war im Flur das drittletzte. Langsam bewegte er sich dorthin und hielt die Tür im Auge.
    Nur wenige Sekunden vergingen, dann bahnte sich der

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