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Wie ein stummer Schrei

Wie ein stummer Schrei

Titel: Wie ein stummer Schrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dinah McCall
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Rauch seinen Weg unter der Tür des Materialraums hindurch in den Korridor. Dass Dennis damit eine weitere Katastrophe auslösen könnte, war ihm nicht bewusst. Er dachte nicht darüber nach, ob das Feuer womöglich außer Kontrolle geraten und noch mehr unschuldige Menschen ihr Leben verlieren könnten. Ihm ging es nur darum, vor seinem Schöpfer Wiedergutmachung zu leisten.
    Eine Minute war inzwischen verstrichen. Eine Krankenschwester kam aus einem Zimmer in den Flur, ging aber in die andere Richtung weg und sah nichts von der Rauchwolke, die allmählich dichter wurde. Plötzlich schrillte der Feueralarm los, der jeden, der sich aus eigener Kraft bewegen konnte, aus den Zimmern in den Gang eilen ließ.
    Irgendjemand schrie, ein anderer brüllte etwas Unverständliches, fast gleichzeitig setzte die Sprinkleranlage ein.
    Als die Tür, an der Dennis stehen geblieben war, geöffnet wurde, machte er einen Schritt nach hinten, da ein großer, kräftiger Mann aus dem Zimmer gelaufen kam, in dem Olivia Sealy lag.
    Dennis zuckte zusammen. Mit diesem Mann hatte er nicht gerechnet. Ihm kam in den Sinn, dass sein Plan womöglich nicht ausgereift war, doch es war längst zu spät, um jetzt noch einen Rückzieher zu machen.
    Kaum war ihm der Mann nicht mehr im Weg, schlüpfte Dennis in das Zimmer und schloss die Tür hinter sich ab. Mit einem Mal empfand er einen solchen inneren Frieden, dass ihm die Tränen kamen. Das Wasser aus der Sprinkleranlage lief ihm übers Gesicht, doch er konnte Olivia klar und deutlich sehen. Durch sie würde er sich von allen Sünden reinwaschen. Er holte tief Luft und näherte sich dem Bett.
    Trey erkannte schnell, woher der Rauch kam. Als er die Tür zum Materialraum öffnete, sah er den brennenden Eimer und zog ihn sofort nach draußen in den Flur, ehe die Flammen auf die Putzmittel übergreifen konnten. Eine Schwester kam mit einem Feuerlöscher zu ihm gelaufen und erstickte das Feuer, während Trey dastand und verwundert den Eimer betrachtete.
    “Lassen Sie die Sprinkleranlage abstellen”, sagte er zu der Krankenschwester. “Das war’s.”
    Sie lief zum Telefon, während ihre Kolleginnen Aufnehmer und Tücher holten, um das Wasser aufzuwischen.
    Jemand hatte eine Rolle Papiertücher in Brand gesetzt … aber warum? Der Rauch verzog sich bereits, und Trey wunderte sich, was dieses Manöver hatte bewirken sollen. Warum sollte jemand …?
    Sein Herz stockte einen Moment lang, als er sich umdrehte und sah, dass die Tür zu Livvies Zimmer geschlossen war. Er wusste mit Sicherheit, er hatte sie offen gelassen.
    “War irgendjemand in Olivia Sealys Zimmer?” rief er panisch.
    Die Schwestern sahen sich gegenseitig an, schüttelten dann aber den Kopf.
    “Rufen Sie den Sicherheitsdienst”, wies er sie an und stürmte auf die Tür zu.
    Wasser strömte Dennis über den Hinterkopf und die Hände, als er sich über Olivia Sealy beugte. Seine Finger umschlossen ihre Kehle, er spürte, wie warm ihre Haut war, er fühlte ihren Puls unter der Haut. Ein Schauer lief ihm über den Rücken. Die Macht über Leben und Tod lag buchstäblich in seinen Händen.
    So also muss sich Gott fühlen.
    Er atmete langsam aus, sein Herz schlug vor Aufregung schneller.
    “Im Namen des Vaters, des Sohnes und …”
    Plötzlich wurde Dennis nach hinten gerissen, das Wasser lief ihm ins Gesicht. Seine Knie knickten ein, als er eine tiefe, wütende Stimme dicht an seinem Ohr hörte.
    “Nimm die Hände weg, sonst bist du ein toter Mann.”
    Dennis erstarrte und blinzelte, um besser sehen zu können, doch das Wasser tropfte ihm weiter in die Augen und machte es ihm unmöglich, etwas zu erkennen. Der Gedanke, Widerstand zu leisten, kam ihm nie in den Sinn. Was ihm jedoch bewusst wurde, war die Tatsache, dass er neun Jahre lang auf diesen Moment gewartet hatte. Die Gerechtigkeit hatte ihn ereilt, bevor er Wiedergutmachung hatte leisten können. Ein wenig überraschte es ihn, darüber Erleichterung zu empfinden.
    “Der Herr befahl es mir. Ich tue nur, was er mir …”
    “Kein Wort mehr, und nimm jetzt endlich die Hände von ihr!” brüllte Trey, während er den Mann an den Schultern packte und mit einem kräftigen Ruck nach hinten zerrte.
    Kaum hatte Dennis die Hände ein Stück hochgenommen, wurde er rückwärts aus dem Zimmer geschleift. Die Sprinkleranlage wurde abgeschaltet, und er konnte den Mann erkennen, der seinen Plan vereitelt hatte.
    Er spürte den Zorn des Mannes, als habe der körperliche Gewalt angewendet. Etwas

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