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Wie ein stummer Schrei

Wie ein stummer Schrei

Titel: Wie ein stummer Schrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dinah McCall
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Florida reisen.
    Er hatte immer überlegt, an einem Ort zu wohnen, wo immer die Sonne schien. Aber natürlich hatte er ein Leben im Luxus führen wollen, doch dieser Traum war ihm zunichte gemacht worden. Allein der Gedanke, dass eine Million Dollar in Rauch aufgegangen war, machte ihn rasend vor Wut. Und es war ein Albtraum, dass die Polizei ihm schon wieder auf den Fersen war. Er konnte nicht zurück ins Gefängnis gehen – und er würde es auch nicht tun!
    Unwillkürlich musste er daran denken, warum er überhaupt hinter Gittern gelandet war. Wie würde wohl sein Leben heute aussehen, wenn er sich damals bei dieser Sache mit den Sealys nicht von seinen Gefühlen hätte beeinflussen lassen? Ganz sicher wäre er zumindest nicht im Gefängnis gelandet.
    Doch an dem Tag, an dem er sich in das alte Haus am See begeben und das kleine Kind gesehen hatte, da war er wie vor den Kopf gestoßen gewesen. Mit Entsetzen hatte er auf die Erklärung reagiert, das Mädchen sei gekidnappt worden. Er konnte sich noch immer lebhaft daran erinnern, wie die Kleine durch das Haus lief, ihre Schmusedecke in der Hand hielt und nach ihrer Mommy rief.
    Von dem Moment an, als er das Kind gesehen hatte, fühlte er sich hin und her gerissen. Sollte er ein Mitglied seiner eigenen Familie ans Messer liefern, oder sollte er einfach schweigen? Sagte er nichts, machte er sich automatisch der Beihilfe schuldig. Was ihn zusätzlich verwirrte, war die Tatsache, dass es keine Lösegeldforderung gab und auch nicht geben würde. Was das Ganze sollte, konnte er einfach nicht verstehen.
    Rückblickend musste er sich fragen, warum um alles in der Welt er nur geblieben war. Und warum war er nur auf die verrückte Idee gekommen, selbst ein Lösegeld zu fordern, obwohl er mit dem Verbrechen überhaupt nichts zu tun hatte. Von einem Mord hatte er nichts gewusst, bis darüber in der Zeitung geschrieben wurde. Doch da steckte er bereits bis zum Hals mit in der Sache.
    Der Regen prasselte gegen das Fenster auf der anderen Seite des Betts, was ihn an die Nacht erinnerte, als er das Lösegeld abholte. Da hatte es auch geregnet.
    Oh Gott.
    Hätte er doch bloß nie angerufen und das Geld gefordert. Hätte er das Kind doch einfach nur mitgenommen und im Einkaufszentrum abgesetzt, dann sofort Texas verlassen und niemals zurückgeblickt. Damals wartete in Amarillo eine anständige Frau auf ihn. Wie würde sein Leben wohl heute aussehen, wenn er zu ihr zurückgekehrt wäre, anstatt seiner Habgier nachzugeben?
    Er stand auf, ging ans Fenster und sah hinunter auf die Straße. Die vorbeifahrenden Wagen spritzen Wasserfontänen auf den Fußweg, wenn sie mit hoher Geschwindigkeit durch die großen Pfützen fuhren.
    Eine Handfläche drückte er leicht gegen die Scheibe, während er sich vorstellte, er könnte spüren, wie die Tropfen auf das Glas trafen. Was war wohl aus der Frau in Amarillo geworden? Wie hieß sie noch gleich? Linda? Nein, Lydia. Ja, genau. Lydia Dalton. Sie war ein zierliches Ding gewesen, aber ihr Lachen war einzigartig.
    Lydia Dalton.
    Er wandte sich vom Fenster ab, ging zurück zum Bett und legte sich hin. Er könnte sich auch morgen noch Gedanken darüber machen, was er als Nächstes tun sollte. Jetzt wollte er einfach nur schlafen und die letzten fünfundzwanzig Jahre vergessen.
    Marcus Sealy lag in seinem Bett und schlief, Anna war einige Zimmer weiter einquartiert worden.
    Nachdem sie ihre Taschen ausgepackt, Rose begrüßt und mit Marcus gegessen hatte, war sie auf ihr Zimmer gegangen. Als sie geduscht und sich fürs Bett fertig gemacht hatte, war ihr der Bezug zu ihrer Welt abhanden gekommen. Eine Zeit lang wusste sie nicht, warum sie hier war und wo sie sich überhaupt befand. Die Erinnerung kehrte nur bruchstückhaft zurück. Sie wusste, sie hatte Marcus versprochen, auf Olivia aufzupassen, doch sie konnte sie nirgends finden. Stundenlang lief sie durch die Flure des weitläufigen Hauses, während sie nach dem Baby suchte und lauschte, ob sie es irgendwo weinen hörte.
    Schließlich war sie zu erschöpft, um weiter nach Olivia zu suchen, außerdem machte das Prasseln des Regens sie müde, so dass sie sich in der Bibliothek auf das Sofa legte und einschlief.
    Olivia erwachte kurz vor Tagesanbruch. Sie hörte, wie der Regen gegen das Fenster in ihrem Zimmer trommelte. Das war gut, denn sie brauchten schon länger Regen. Als sie dann die Augen öffnete, fiel ihr Blick als Erstes auf Trey, der auf einem Stuhl neben ihrem Bett saß und schlief. Sie

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