Wie ein stummer Schrei
gesehen, und da war es ihr gut gegangen. Umso erstaunter war er, sie nun in Tränen aufgelöst vorzufinden.
“Was ist passiert?” rief er besorgt und eilte zu ihr.
Marcus schüttelte den Kopf. “Es ist alles in Ordnung. Ihr geht es gut, jedenfalls in körperlicher Hinsicht.”
Erleichtert strich Trey ihr über den Hinterkopf und berührte sie dann an der Schulter.
“Honey, wir müssen uns unterhalten”, erklärte er.
Als sie sich zu ihm umdrehte, verließ ihn der Mut. Wenn sie so bestürzt war, wie sie aussah, würden seine Neuigkeiten alles nur noch schlimmer machen.
“Was gibt es denn?” wollte sie wissen.
“Die DNS-Ergebnisse sind eingetroffen.”
Olivia versteifte sich, als würde sie sich gegen einen Schlag in die Magengegend wappnen. “Und?”
“Du bist zweifelsfrei eine Sealy”, begann er. “Das lässt sich eindeutig beweisen.”
“Gott sei Dank”, seufzte sie und schwankte leicht.
Ehe Marcus sie festhalten konnte, hatte Trey sie bereits in den Arm genommen und brachte sie zurück zum Bett.
“Leg dich hin, Livvie, du bist ja kreidebleich.”
Erst als sie ihren Kopf auf das Kissen sinken ließ, merkte Olivia, wie sehr sie zitterte. Ihr brach der kalte Schweiß aus, während es ihr vorkam, als würde sich das Bett um sich selbst drehen.
“Mir geht’s gut”, murmelte sie, kniff aber die Augen zu, bis das Schwindelgefühl nachließ.
“Es geht dir nicht gut”, widersprach Marcus. “Du bist schon viel zu lange auf, und unsere Unterhaltung war auch nicht gut für dich.”
Trey sah aufmerksam zwischen den beiden hin und her, wollte aber nicht fragen, was Marcus damit meinte.
“Es ist vorbei, nicht wahr, Trey?” fragte sie. “Michael und Kay Sealy sind tatsächlich meine Eltern, stimmt’s?”
Einen Moment lang zögerte er. Was er zu sagen hatte, würde alles nur noch verworrener machen. “Das kann ich nicht mit Sicherheit sagen, aber du bist eindeutig Marcus’ Enkelin.”
Beide sahen sie ihn irritiert an. “Was soll das heißen?” fragte Marcus.
“Olivias DNS und die DNS des toten Babys zeigen, dass die beiden mit Ihnen verwandt sind.”
Der alte Mann stand sprachlos da. “Mein Gott”, flüsterte er schließlich und ließ sich auf den nächstbesten Stuhl sinken.
“Ich verstehe das nicht”, sagte Olivia.
“Michael”, murmelte ihr Großvater.
Trey atmete erleichtert auf, dass er Marcus nicht die Bedeutung dieser Erkenntnis erklären musste.
Der schien auf dem Stuhl in sich zusammenzusinken, aber Olivia verstand noch immer nicht.
“Würde mir freundlicherweise jemand erklären, was hier los ist?” verlangte sie aufgebracht.
Trey setzte sich auf die Bettkante und legte eine Hand auf ihren Arm, während er sich wünschte, es ihr irgendwie schonender beibringen zu können. “Michael und Kay Sealy hatten eine Tochter namens Olivia.”
“Ja, das bin ich”, erwiderte sie.
“Nicht unbedingt.” Trey mied es, ihr in die Augen zu sehen. “Du und das tote Baby, ihr hattet beide denselben Vater, aber nicht dieselbe Mutter. Ohne eine DNS-Probe von Kay Sealy können wir nicht beweisen, wer wer ist.” Er sah zu Marcus. “Lebt noch irgendjemand von Kays Familie?”
“Nicht dass ich wüsste.”
“Das macht es natürlich noch etwas komplizierter”, meinte Trey, während Olivia seine Hand umklammerte.
“Aber selbst wenn sie meine Halbschwester gewesen wäre, hätten wir doch nicht so identisch ausgesehen, dass Grampy mich nicht erkannt hätte.” Sie warf ihrem Großvater einen Blick zu, damit der ihre Worte bestätigte. “Das hast du doch gesagt, nicht wahr, Grampy? Du hättest es gemerkt, wenn sie das falsche Baby zurückgegeben hätten.”
“Auf jeden Fall”, beteuerte Marcus, war sich aber längst nicht mehr so sicher.
“Ich muss Ihnen noch ein paar Fragen stellen”, sagte Trey nach einer kurzen Pause.
“Wussten Sie, dass Ihr Sohn eine Affäre hatte?”
Die Frage traf Marcus wie ein Schlag ins Gesicht. Olivia betrachtete ihn und wurde von neuen Zweifeln geplagt, als sie seine Miene sah. “Oh Gott, Grampy. Was ist, wenn …”
“Hör auf”, unterbrach er sie. “Kein Wort mehr. Ich sagte, ich habe meine Enkelin wiedererkannt, oder etwa nicht? Ich werde das nicht noch einmal sagen.” Egal, wie oft er es noch beteuern würde, die aufgekommenen Zweifel ließen sich nicht mehr ausräumen.
Olivia schlug die Hände vors Gesicht und rollte sich auf die Seite. “Das ist doch alles ein einziger Albtraum”, flüsterte sie.
Trey hätte alles dafür
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