Wie ein stummer Schrei
Sie das andere Kind nicht umgebracht haben?”
Foster legte die Stirn in Falten. “Ich kapier das nicht. Was haben die beiden Sachen miteinander zu tun?”
“Beide Babys waren fast im gleichen Alter, beide wurden mit einem linken Daumen zu viel geboren – eine Anomalie, die für die Familie Sealy typisch ist –, und beide Kinder haben denselben Vater.”
Ungläubig schüttelte Foster den Kopf. “Ich habe nur ein Kind gesehen … und das habe ich ins Einkaufszentrum gebracht. Ich weiß nichts von einem zweiten Kind.” Schweiß trat ihm auf die Stirn und die Oberlippe. “Das müssen Sie mir glauben, ich weiß nichts davon.”
Trey sah zu Chia und Sheets, die von den Enthüllungen so gebannt zu sein schienen wie Foster Lawrence. Er wusste nicht, ob er dem Mann glauben sollte oder nicht. Chia wirkte ebenfalls unentschlossen. “Also gut, Lawrence. Dann erzählen Sie mir mal, wie Sie eigentlich in diese Entführung gerieten.”
Weil er damals den Mund gehalten hatte, war er für fünfundzwanzig Jahre ins Gefängnis geschickt worden. Und jetzt sah es so aus, als sollte sein Schweigen ihn abermals in Schwierigkeiten bringen. Er würde sich nicht noch einmal wegsperren lassen.
“Ich will einen Anwalt”, erklärte Foster. “Ich traue keinem von Ihnen über den Weg. Wenn Sie von mir irgendwas wissen wollen, dann nur, wenn ich von Ihnen diese kleine Karte ‘Sie kommen aus dem Gefängnis frei’ bekomme.”
Trey unterdrückte einen Fluch. Er war so dicht davor, die Wahrheit zu erfahren, und ausgerechnet jetzt musste Lawrence sich hinter einem Anwalt verstecken.
“Wenn Sie einen Anwalt wollen, dann dürfen Sie im Gefängnis auf ihn warten”, sagte er und legte Foster die Handschellen wieder an.
Foster wurde bleich, lenkte jedoch nicht ein. “Zum Teufel mit Ihnen”, murmelte er.
“Nein, zum Teufel mit Ihnen”, gab Trey zurück. “Jemand hat ein Baby ermordet, und ich glaube, Sie wissen, wer der Täter ist. Sie beschützen einen Kindesmörder. Da können Sie sogar die Dallas Cowboys ganz allein von einem brennenden Dach retten, ein Held sind Sie deshalb noch lange nicht.”
“Ich wollte auch kein Held sein”, meinte Foster. “Ich wollte nur mein Leben retten.”
“Ja, das passt zu Ihnen.” Trey stieß ihn an, damit er weiterging.
Er brachte Foster zur Arrestzelle, übergab ihn an den zuständigen Kollegen und erledigte den Papierkram. Als Trey fortging, hörte er Foster unablässig von Rechten und von einem Anwalt reden.
Marcus hatte Tabletten gegen seine Kopfschmerzen genommen, hatte sich geduscht und rasiert, obwohl es ihn im Augenblick nicht kümmerte, wie er aussah. Er wollte nur diesen Abend hinter sich bringen. Mit Terrence an einem Tisch zu sitzen, würde eine Qual werden. Es grenzte an ein Ding der Unmöglichkeit, sich mit diesem Mann zivilisiert zu unterhalten, und wäre Carolyn nicht mitgekommen, hätte es diese Begegnung gar nicht erst gegeben.
Im Restaurant des Hotels war ein Tisch reserviert, während er im Foyer auf ihre Ankunft wartete.
Carolyn entdeckte Marcus zuerst, warf die Arme vor Begeisterung in die Luft und kam zu ihm. Sie umarmte ihn, küsste ihn auf beide Wangen, dann drehte sie sich zu ihrem Ehemann um. “Terrence, sieh dir nur Marcus an. Ich könnte schwören, er ist keinen Tag älter geworden, seit wir weggezogen sind.”
Terrence Sealy nickte und lächelte, aber er fühlte sich so unwohl in seiner Haut wie Marcus. “Ich fürchte, ich kann das von mir nicht behaupten”, sagte er und klopfte sich auf den Bauch. “Zu viele Nudeln und zu guter Wein.”
Carolyn lächelte ihn an. “Ach, Terry, für mich siehst du immer wundervoll aus.”
“Glaub nicht, ich wüsste das nicht zu schätzen”, entgegnete er mit sanfter Stimme.
“Unser Tisch ist fertig”, wechselte Marcus abrupt das Thema.
Sie setzten sich, bestellten Vorspeisen und Wein, und kamen dann auf den Grund ihres Besuchs zu sprechen.
“Soll das heißen, dass meine DNS auf einmal nicht mehr benötigt wird?” fragte Terrence.
Marcus wusste nicht, was er antworten sollte. “Ich kann es nicht mit Gewissheit sagen, aber es ist zumindest zweifelhaft. Leider wart ihr schon auf dem Weg hierher, sonst hättet ihr euch nicht herbemühen müssen.”
“Ach, wir hätten doch sowieso nicht unbedingt herkommen müssen”, widersprach Carolyn. “Den Test hätten wir auch zu Hause vornehmen lassen können. Aber wir wollten dir Rückhalt geben, weil das alles so schrecklich ist, was da passiert
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