Wie ein stummer Schrei
aus der Zeit, als sie verschwand?”
Sheree dachte nach, dann kehrte eine vage Erinnerung zurück. “Ja, aber nichts Genaues. Ich glaube, sie hatte da einen Typen an der Angel, irgendeine große Nummer. Sie sagte, er sei reich und er würde sie aus dem ganzen Elend herausholen.”
“Erwähnte sie irgendwann einmal seinen Namen?”
“Nein, ich glaube nicht. Falls doch, dann habe ich ihn längst vergessen.”
Trey hatte noch eine Frage zu stellen, doch in dem Moment kam Sheree Collier ihm zuvor.
“Sie haben mir noch nicht gesagt, wieso Sie Laree eigentlich suchen.”
Er zögerte, weil er diese Frau nicht vor den Kopf stoßen wollte, wenn er vielleicht doch noch auf ihre Mitarbeit angewiesen war. “Es ist ein wenig verwirrend, und im Augenblick ist es auch nur eine Theorie.”
“Und?”
“Sie wissen, Ihr Bruder ging ins Gefängnis, weil er an der Entführung eines Mädchens namens Olivia Sealy beteiligt gewesen war.”
“Ja, aber wie ich sagte: Ich bin überzeugt davon, dass er damit nichts zu tun hatte.”
“Ich weiß, Ma’am, aber er war auch derjenige, der das Mädchen zurückbrachte.”
“Davon wusste ich nichts”, sagte Sheree verblüfft. “Das freut mich zwar, aber was hat Laree damit zu tun?”
“Möglicherweise hat Ihre Schwester das Verbrechen angezettelt. Es könnte sein, dass sie eine Affäre mit Michael Sealy hatte, dem Vater des Mädchens, und als der seine Frau nicht verlassen wollte, brachte sie Michael und Kay Sealy um und nahm das Kind an sich.”
“Das ist unmöglich!” rief Sheree. “Das würde sie niemals machen.”
“Ich kann Ihre Reaktion gut verstehen, aber Sie sagten auch, dass sie nicht glauben wollten, Ihr Bruder könnte in ein solches Verbrechen verwickelt werden.”
“Ja, aber ich wüsste nicht …”
“Was wäre, wenn es Ihre Schwester war, die ihn da hineinzog? Angenommen, sie geriet über irgendetwas in Panik, wäre es da nicht denkbar, dass er ihr geholfen hat, ganz egal, was sie getan hatte?”
Es folgte langes Schweigen, dann ein Seufzer. “Ja, vielleicht haben Sie Recht. Das heißt also, Sie suchen sie, weil sie zwei Menschen ermordet hat?”
“Nein, drei.”
“Sie sprachen aber nur von …”
“Vor zwei Wochen wurde die Leiche eines Kindes entdeckt, das zum Zeitpunkt der Entführung genauso alt war wie Olivia Sealy. Wir konnten bereits herausfinden, dass das tote und das freigelassene Baby denselben Vater haben. Wir wissen aber nicht, welches von ihnen zu welcher Mutter gehört und wer das andere Baby umgebracht hat.”
“Wollen Sie mir etwa erzählen, die beiden Babys hätten so gleich ausgesehen, dass man sie nicht voneinander hätte unterscheiden können?”
“Nicht unbedingt. Wie gesagt, das ist alles nur eine Theorie.”
“Und was wollen Sie von
mir?”
“Da Sie nicht wissen, wo Ihre Schwester ist, möchte ich Sie um eine DNS-Probe bitten. Da Sie eineiige Zwillinge sind, können wir Ihre DNS mit der der beiden Mädchen vergleichen. Damit würde klar werden, ob sie die Mutter eines der Kinder ist. Wenn sie das nicht ist, würden Sie dazu beitragen, Ihre Schwester von einem Verdacht reinzuwaschen.”
“Und wenn sie es doch getan hat, helfe ich Ihnen, dass man sie zum Tode verurteilt.”
“Hören Sie, das kleine Mädchen war nicht mal zwei Jahre alt, als man ihm den Schädel einschlug, es in einen Koffer steckte und dann einmauerte. Finden Sie wirklich, eine solche Tat soll ungesühnt bleiben?”
Das nackte Grauen packte Sheree, als sie diese Sätze hörte. “Schon gut, ich werde Ihnen helfen.”
Trey atmete erleichtert auf. “Ich kann alles so arrangieren, dass die DNS-Probe bei Ihnen in der Nähe entnommen wird.”
“Ist mein Bruder wieder im Gefängnis?”
“Ja.”
“In Dallas?”
“Ja, Ma’am.”
“Wird ihm schon etwas Konkretes zur Last gelegt?”
“Noch nicht, aber man könnte ihn belangen, weil er Informationen zurückgehalten hat oder weil er zumindest ein Mitwisser des Mordes war. Wir bekommen ihn nicht dazu, den Mund aufzumachen.”
Sheree kam sich mit einem Mal alt vor.
“Ich komme zu Ihnen. Ich müsste noch einen Nachtflug erwischen, dann bin ich morgen da”, sagte sie. “Ich will mit Foster reden. Wenn er ‘Ree beschützt, und es geht wirklich um etwas so Schreckliches, dann soll er wissen, dass es okay ist, wenn er die Wahrheit sagt.”
“Danke, Mrs. Collier. Ich gebe Ihnen meine Telefonnummer, dann können Sie mich anrufen, sobald Sie in Dallas sind. Ich werde alles arrangieren, damit Sie
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