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Wie ein stummer Schrei

Wie ein stummer Schrei

Titel: Wie ein stummer Schrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dinah McCall
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…”
    “Würdest du dich zu mir legen?”
    “Ich fürchte, ich würde …”
    “Du hast schon mindestens zweimal nach mir gesehen, seit ich mich hingelegt habe. Ich vermute, es ist die einzige Möglichkeit, damit wir beide etwas Schlaf bekommen.”
    Er seufzte. “Ich wollte dich nicht stören, ich war nur besorgt.”
    “Dann leg dich zu mir. Auf die Weise bist du nah genug, um sofort zu merken, ob ich irgendetwas brauche.”
    “Ich fürchte, wenn ich mich zu dir lege, wirst du wohl merken, was
ich
brauche”, meinte er in sarkastischem Tonfall.
    “Wenn du mir noch ein paar Tage Zeit lässt, werde ich sehen, was sich da machen lässt.”
    “Ach, Livvie, ich lasse dir alle Zeit der Welt. Wenn du wirklich meinst, dass es das Richtige ist, lege ich mich zu dir.”
    Olivia musste auf dem großen Bett nicht zur Seite rutschen, um für Trey Platz zu machen, der sich so hinlegte, dass er ihr ins Gesicht sehen konnte.
    “Du bist nicht zugedeckt”, erklärte sie.
    “Das macht nichts. Wichtig ist nur, dass du jetzt die Augen zumachst und schläfst.”
    Sie seufzte, schloss die Augen und war fast sofort wieder fest eingeschlafen.
    Trey betrachtete sie und stellte beruhigt fest, wie gleichmäßig sie atmete, während sich ihre Brust mit jedem Atemzug hob und senkte. Trotz der Dunkelheit konnte er ihr vollkommenes Profil sehen, den sinnlichen Schwung ihrer Lippen, die im Schlaf leicht geöffnet waren. Ihre Haare wirkten wie dunkle Seide auf dem dunklen Kissen. Er stellte sich vor, wie sie mit zwei Jahren genauso dagelegen und geschlafen hatte, damals noch unschuldig und völlig ahnungslos, wie schnell das Leben aus den Fugen geraten konnte.
    Als kleines Mädchen hatte Olivia den Mörder ihrer Eltern gesehen. Er begann sich zu fragen, ob sie gewusst hatte, dass da noch ein Kind war. Hatte sie es gesehen, vielleicht sogar geahnt, es war ihre Halbschwester?
    Von Olivias Vergangenheit hatte er nie viel gewusst. Für ihn war sie das hübsche Mädchen gewesen, das sich genauso Hals über Kopf in ihn verliebt hatte, wie er Livvie verfallen war. Dass sie das Opfer eines grässlichen Verbrechens gewesen war, hatte damals in ihrer Beziehung keine Rolle gespielt.
    Doch inzwischen waren sie beide erwachsen.
    Und inzwischen war er mit ihrer Vergangenheit hautnah in Berührung gekommen. Er hatte die Knochen in diesem Koffer gesehen, und mit einem Mal begriff er, dass Olivia auch so hätte enden können. Hätte nicht das Schicksal in Gestalt von Foster Lawrence eingegriffen und dieses Mädchen aus der Hölle geholt und in dem Einkaufszentrum ausgesetzt … Zum ersten Mal war Trey Lawrence fast schon dankbar für dessen Einmischung.
    Es schmerzte ihn zu wissen, was Olivia in ihrer frühesten Kindheit durchgemacht hatte, doch er sehnte sich nach der Frau, die sie heute war. Und wenn es das Letzte sein sollte, was er tun konnte, er würde den Verantwortlichen finden und dafür bezahlen lassen.
    Sie stöhnte im Schlaf leise auf.
    Sofort war er hellwach, und sah, wie sie sich auf die andere Seite drehte, auf die unverletzte Schulter, ein Kissen gegen die Brust drückte und sich wieder zu Trey umdrehte.
    Er musste schlucken, so dicht lag sie nun neben ihm, dann schob er behutsam seinen Arm um ihre Taille und zog Olivia an sich.
    Erst dann schloss er wieder die Augen.
    Erst dann kam es ihm wirklich so vor, als könnte er für ihre Sicherheit garantieren.
    Erst dann.
    Rose drehte sich im Schlaf um und zog das Laken etwas höher über ihre Schulter, da die Klimaanlage im Fenster beständig kalte Luft in ihre Richtung blies. Sie träumte von dem Tag, an dem das Haus der Sealys renoviert war und sie dorthin zurückkehren konnte.
    Terrence konnte nicht schlafen und war so unruhig, dass Carolyn darüber aufwachte. Es war nicht das erste Mal, dass sie sich mitten in der Nacht liebten, um die Geister der Vergangenheit zum Schweigen zu bringen. Sie hätten ihre Rastlosigkeit dem Jetlag zuschreiben können, doch das wäre gelogen gewesen. Die Vergangenheit lastete einfach zu schwer auf ihnen, auch wenn sie sich alle Mühe gaben, sie in den Griff zu bekommen.
    Marcus saß im Hotelzimmer auf einem Stuhl nahe dem Fenster und starrte hinaus in die Nacht. Der kleine, kreisrunde Innenhof des Hotels war so beleuchtet, dass er besonders gut zur Geltung kam, doch davon nahm er nichts wahr. In Gedanken war er in die Vergangenheit zurückgekehrt und suchte dort mit der Verzweiflung eines Vaters, der wusste, er hatte versagt, nach dem Moment, an dem alles aus

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