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Wie ein stummer Schrei

Wie ein stummer Schrei

Titel: Wie ein stummer Schrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dinah McCall
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sie, das Gespräch war für sie. Sie drückte die Zigarette aus, räusperte sich und drückte auf den Knopf für Leitung zwei.
    “Hallo, Sie sprechen mit Sheree.”
    “Mrs. Sheree Lawrence Collier?”
    Sie stutzte. Der Tonfall des Mannes verriet ihr sofort, dass er nicht wegen einer Immobilie anrief.
    “Ja, und wer sind Sie?”
    “Mrs. Collier, mein Name ist Detective Trey Bonney vom Morddezernat des Dallas Police Department.”
    “Wenn Sie wegen meines Bruders anrufen – ich weiß von nichts”, erwiderte sie knapp.
    Treys Griff um seinen Stift wurde fester. Er hatte sie gefunden!
    “Dann sind Sie also die Schwester von Foster Lawrence.”
    “Bedauerlicherweise ja.”
    “Und Sie haben eine Zwillingsschwester namens Laree?”
    Sie schnappte unwillkürlich nach Luft. “Ist ‘Ree was zugestoßen? Oh Gott, das habe ich schon seit Jahren befürchtet. Sie verschwand von einem Tag auf den anderen, obwohl wir uns so nahe gestanden hatten. Ich wusste immer, dass irgendwas passiert sein musste. Sie hätte nie im Leben einfach nichts mehr von sich hören lassen.”
    “Moment, nicht so schnell”, sagte Trey. “Sie haben das falsch verstanden. Ich habe keine Informationen darüber, wo Ihre Schwester sich aufhält, vielmehr versuche ich, sie ausfindig zu machen.”
    “Oh Gott.” Sheree zog ein Kosmetiktuch aus der Schachtel auf ihrem Schreibtisch und tupfte ihre Augen trocken. “Sie haben mir vielleicht einen Schreck eingejagt!”
    “Entschuldigen Sie”, erklärte er. “Aber ich habe das richtig verstanden, dass Sie von Ihrer Schwester nichts mehr gehört haben?”
    “Nein … das heißt, ja, das haben Sie richtig verstanden. ‘Ree … Laree ist meine Zwillingsschwester, wir haben immer alles zusammen unternommen.”
    “Wie lange ist es her, als Sie sie zum letzten Mal sahen?”
    Sherees Stimme zitterte. Mit einem Mal war es nicht mehr wichtig, ob sie Maklerin des Jahres wurde oder nicht. “Jahre … bestimmt über zwanzig Jahre, vielleicht sogar fünfundzwanzig.”
    Mist! Schon wieder eine Sackgasse!
    “Wo hat sie zu der Zeit gelebt?”
    “Natürlich in Dallas. Da sind wir alle aufgewachsen, obwohl … wenn man es genau nimmt, wuchsen wir in Irving auf, aber das ist ja heute mehr wie ein Vorort von Dallas. Unsere Mutter führte ein Motel am Highway 75, und abends bediente sie im Café des Motels.”
    “Und was machte Ihre Schwester zu der Zeit, als sie plötzlich verschwand?”
    “Also zu der Zeit war ich bereits weggezogen. Mein Mann diente bei der Air Force und war in Kalifornien stationiert. Ich schrieb ihr regelmäßig, nach einiger Zeit kamen die Briefe mit dem Vermerk ‘Unbekannt verzogen’ zurück. Deshalb hörte ich auf, ihr zu schreiben. Es war schrecklich – so als hätte ich einen Teil von mir verloren.”
    “Und Ihre Mutter?”
    “Sie starb, kurz nachdem wir aufs College gewechselt waren. Deshalb wohnte Foster auch bei uns. ‘Ree und ich, wir teilten uns damals ein Apartment. Foster war erst zwölf. Tagsüber ging ich arbeiten, danach besuchte ich die Abendschule. ‘Ree arbeitete abends und nachts und ging am Tag zum Unterricht. Sie verbrachte mehr Zeit mit ihm, deshalb hatten die beiden eine engere Bindung.”
    Trey schrieb mit, während sie redeten. Die Teile seines Puzzles fügten sich immer besser zusammen. Wenn Michael Sealy mit Laree ein Verhältnis gehabt hatte – und wenn sie wirklich die Mutter des toten Babys war –, würde es erklären, wieso Foster in diese Sache hineingezogen worden war.
    “Wie alt war denn Foster, als sich die Spur Ihrer Schwester verlor?”
    “So Anfang zwanzig, würde ich sagen.”
    Er überflog die Akte und sah, dass Foster mit dreiundzwanzig seine Haftstrafe angetreten hatte. Es passte immer besser zusammen.
    “Kurz danach war er an dieser Entführung beteiligt, auch wenn ich noch immer nicht glauben kann, dass er etwas so Schreckliches machen würde”, sagte Sheree. “Das passte überhaupt nicht zu ihm.”
    “Hatten Sie während des Verfahrens irgendwann Kontakt zu Ihrem Bruder?”
    “Nein. Mein Mann fürchtete, jemand könnte dahinterkommen, dass wir verwandt sind. Heute muss ich sagen, das war ein Fehler von mir. Aber ich ließ mich von ihm dazu überreden, und nach einer Weile war es zu spät, um noch etwas wiedergutzumachen. Da hatte man ihn schon in irgendein Gefängnis in Kalifornien gesteckt.” Jetzt wollte sie alles besser machen als damals.
    “Wussten Sie irgendetwas, irgendeine Kleinigkeit über das Privatleben Ihrer Schwester

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