Wie ein stummer Schrei
und ich bin die offizielle Vorkosterin.”
“Seit wann denn das?” wunderte sich Ella, die soeben in die Küche zurückkam.
“Seit Sie mir gesagt haben, ich soll mich hinsetzen, bevor ich umfalle!”
Ella schürzte die Lippen und sah Marcus vorwurfsvoll an. “Die Kleine ist verwöhnt, aber ich nehme an, das wissen Sie, weil Sie wahrscheinlich der Übeltäter sind.”
“Nicht verwöhnt”, korrigierte er. “Nur sehr geliebt.”
Olivia verzog den Mund. “Sie ist nur so giftig, weil ich ihr gestern Abend beim Pokern jeden Cent abgenommen habe.”
Einen Moment lang reagierte Marcus verwundert auf den zänkischen Tonfall der beiden, dann aber erkannte er, wie viel Humor dahintersteckte. “Poker? Du hast gepokert?”
Ella rümpfte die Nase. “Eine Pokerpartie hat noch niemandem geschadet.”
“Stimmt”, meinte er und hätte sich vor Freude darauf fast die Hände gerieben. “Ich weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal Karten gespielt habe.”
“Sobald die Kekse fertig sind, könnten wir ja ein oder zwei Runden spielen”, schlug Ella vor.
“Sehr gerne”, antwortete Marcus erfreut, während Ellas Augen funkelten.
“Machen Sie sich bloß keine falschen Hoffnungen”, warnte Olivia. “Was ich über Karten weiß, habe ich alles von Grampy gelernt.”
“Sie lasse ich wieder gewinnen”, meinte Ella. “Aber er ist auf sich allein gestellt.”
“Was heißt hier ‘wieder’?” rief Olivia aus. “Ich habe fair gewonnen. Das sagen Sie nur, weil Sie Ihr Gesicht wahren wollen!”
Wieder zeigte Ella mit dem Holzlöffel auf sie. “Honey, ich bin einundachtzig Jahre alt, ich habe es längst nicht mehr nötig, mein Gesicht zu wahren.” Dann betrachtete sie Marcus nachdenklich und fügte an: “Wenn wir spielen, dann aber nicht nur wieder um Streichhölzer.”
Er nickte. “Einverstanden.”
Nachdem Ella auch das letzte Blech mit frischgebackenen Keksen aus dem Ofen geholt hatte, während Olivia und ihrem Großvater das Wasser im Mund zusammenlief, stellte sie jedem ein Glas Eistee hin und begann, die Karten zu mischen.
“Ich nehme keine Gefangenen”, warnte sie und gab die Karten aus.
“Ich mag Frauen, die keine Angst kennen”, gab Marcus zurück und aß einen Keks.
Zwei Runden lang spielte Olivia mit, dann zog sie sich zurück, um sich eine Weile hinzulegen – was die beiden anderen jedoch kaum registrierten …
Zufrieden lächelnd schlief Olivia wenig später ein.
Mit schwungvollen Schritten kam Trey ins Büro. David Sheets nickte ihm beiläufig zu, stutzte dann aber, als er Treys fröhlichen Gesichtsausdruck bemerkte. Chia sah es ebenfalls und zog verwundert die Augenbrauen zusammen. Trey begann zu lachen, weil es einfach ein schöner Tag war. Die Nacht hatte er mit Olivia verbracht, und als er aufgewacht war, hatte er als Erstes ihr Lächeln gesehen. Die Aussicht darauf, jeden Morgen so erwachen zu dürfen, gab ihm das Gefühl, im siebten Himmel zu sein.
Außerdem trug der Volltreffer namens Sheree Collier einiges dazu bei, seinen Frust etwas abzubauen, den der Fall des toten Babys ihm bislang bereitet hatte.
“Was strahlst du denn so?” wollte Sheets wissen, als Trey sich an seinen Schreibtisch setzte.
“Dank deiner Partnerin haben wir jetzt vielleicht den großen Durchbruch, was den Mord an dem Baby angeht”, erwiderte er.
Chia stieß einen Freudenschrei aus.
“Beim dritten Anruf hatte ich eine Sheree Lawrence Collier aus Miami, Florida, am Apparat.”
“Phantastisch! Dann weißt du jetzt, wo Laree abgeblieben ist?”
“Nein, und es kommt noch schlimmer. Sheree hat seit Fosters damaliger Verhaftung nichts mehr von ihrer Schwester gehört oder gesehen.”
Lieutenant Warren kam zu ihnen, während Trey erzählte. “Höre ich richtig? Sie haben eine Verbindung zwischen Michael Sealy und Laree Lawrence?”
“Nein, was ich habe, ist eine Verbindung zwischen Foster und Laree. Von Sheree weiß ich, dass Laree einen reichen Freund hatte, der sie angeblich zu einer glücklichen Frau machen wollte.”
Warren runzelte die Stirn. “Mit der Verbindung kommen wir vor Gericht aber nicht weiter.”
“Noch nicht, doch das dürfte sich ändern”, sagte Trey.
“Und wie?”
“Eineiige Zwillinge haben die gleiche DNS, und Sheree Lawrence Collier ist auf dem Weg hierher. Sie will freiwillig eine DNS-Probe abgeben. Wenn die auf das tote Baby oder auf Olivia Sealy passt, dann wissen wir, wer außer Foster noch an der Entführung beteiligt war. Sie will auch mit ihm reden, weil sie
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