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Wie ein Wolf in der Nacht

Wie ein Wolf in der Nacht

Titel: Wie ein Wolf in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Greene
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auszukommen. Es war auch nichts Neues für sie, zu so einer gottlosen Stunde aufzuwachen. Aber sie war es nicht gewöhnt, von fremden Männern zu träumen, und es brachte sie aus dem Gleichgewicht.
    Sie setzte sich in dem ungewohnten Bett auf, knipste das Licht an, blinzelte geblendet und versuchte, sich über ihren Zustand klar zu werden. Ihr Kopf tat weh, ihre Fü ße taten auch weh vom vielen Gehen gestern in ihren unpraktischen Sandaletten. Die Muskeln in ihrem Nacken waren hoffnungslos verspannt, weil sie sich stundenlang unruhig im Bett hin und her geworfen hatte. Also wäre es gar nicht seltsam, wenn sie jetzt entschieden schlechter Laune gewesen wäre.
    Stattdessen erschien das Bild von Cash McKay vor ihrem inneren Auge und das wie ein belebender, inspirierender Blitz. Sofort vergaß sie die Schmerzen - oder es fand ein blitzschneller Selbstheilungsprozess statt -, jedenfalls konnte Lexie es kaum erwarten, aufzustehen und zu sehen, was der Tag ihr bringen mochte.
    Nachdem sie Jeans, helles T-Shirt und neue Wanderstiefel angezogen hatte, runzelte sie die Stirn und war schon eher wieder sie selbst. Wie konnte sie sich auf den Tag nur freuen? Wenn sie zu Hause wäre, hätte sie jetzt schon drei Anrufe getätigt, ihren Faxeingang überprüft und sich eine erste Dosis CNN einverleibt, noch bevor sie sich die Zähne putzen würde. Sie wusste nicht, wie der Dow Jones gestern gestanden hatte. Sie hörte Vögel zwitschern, aber keinen einzigen elektronischen Laut.
    Das war nicht natürlich. Sie würde es hier nicht vier ganze Wochen aushalten können - wahrscheinlich nicht einmal vier Tage.
    Und unten war er - und nicht nur Cash, sondern auch sein kleiner Liebling. Tatsächlich sah sie beim Betreten des Esszimmers gleich mehrere Männer um das Buffet herumwieseln, aber es war nur die Vater-Sohn—
    Kombination, die ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Der eine von beiden übte gerade das Buchstabieren von Wörtern für einen Test in der Schule, und Lexie dachte, wie entzückend sie doch waren, beide in Jeans und dunklen langärmeligen TShirts und Stiefeln, beide mit einer schicken Tolle, beide mit dem gleichen stolzen Gang.
    Beiden schien dasselbe auf die Stirn geschrieben zu sein: Cash und Sohn, zwei gegen den Rest der Welt, Frauen nicht zugelassen.
    Da sie überhaupt nicht vorhatte, in das Leben irgendeines Mannes zugelassen zu werden, konnte Lexie sich nicht erklären, warum der Anblick der beiden McKays ihr die Kehle zuschnürte. Sie waren nur so unglaublich liebenswert, so ernst, so offensichtlich eine Familie, die zusammengehörte und aufeinander aufpasste. Da erblickte der eine von ihnen, der mit den sexy Augen, sie an der Tür.
    "Guten Morgen, Lexie. Kommen Sie herein, und greifen Sie sich einen Teller. Sie haben Slim Farraday und Stuart Rennbacker gestern Abend ja schon kennen gelernt, nicht wahr?"
    Sie nickte und begrüßte die beiden Männer. Slim war der Bankmanager, ein kleiner Mann mit freundlichen Augen, so um die sechzig, der mit Behutsamkeit ganz zart einen Fuß vor den anderen setzte, als ob er sich erst kürzlich von einer Krankheit erholt hätte. Lexie hatte ihn instinktiv unter ihre Fittiche nehmen wollen, und sie hatten sich angeregt über Kapitalanlagen unterhalten. Stuart war das dritte Mal auf Silver Mountain und ein aufbrausender, rauer Mann in den Vierzigern mit ständigen Kummerfalten auf der Stirn. Beide waren gestern Abend sehr nett zu ihr gewesen, aber da sie eine lange, schlaflose Nacht hinter sich hatte, würde Lexie erst dann mit ihren Mitmenschen freundlich plauschen können, wenn sie ein paar Tassen von etwas ganz Bestimmtem intus hatte.
    „Tut mir Leid, Kleines, kein Kaffee."
    Sie wirbelte ungläubig herum, als sie Keegans Bemerkung hörte. Seinem Aussehen nach musste der junge Mann ein paar Jahre jünger sein als sie, aber Lexie fühlte sich um Jahrhunderte älter. Keegan war der Typ des ewigen Studenten, nett, idealistisch, voller Fröhlichkeit und guter Ideen - das hieß, er war frühmorgens und auf leeren Magen kein erfreulicher Anblick.
    Lexie sah ihn misstrauisch an. "Was soll das heißen, kein Kaffee?"
    Keegan wies auf den Wagen, den er gerade von der Küche hereinfuhr. "Ich habe für Sie alle ein Vitamingetränk gemacht. Es wird Ihnen die gleiche Energie geben wie Kaffee, nur ohne die negativen Nebeneffekte. Glauben Sie mir, Sie werden es lieben."
    Keegans Vitamingetränk befand sich, was den Geschmack anging, etwa in der Mitte zwischen Hustensaft und Rizinusöl also

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