Wie eine Rose im Morgentau
mit dem Automatikwagen kann sie sowieso nicht mehr zu schnell fahren. Du solltest besser dankbar sein, dass sie wieder herauskommt.“
„Habt ihr beide euch gegen mich verschworen?“, brummte er. „Mein Problem ist, dass es zu viele Frauen in meinem Leben gibt. Selbst meine Sekretärin gibt mir Ratschläge wegen meines … Privatlebens. Ich habe den Verdacht, dass sie mit meiner Mutter unter einer Decke steckt.“
Rachel blieb das Lachen im Halse stecken. Das konnte sicher nur eines bedeuten. Sie fürchtete sich vor dem Tag, an dem Bryn eine Frau mit nach Hause bringen würde, die seine war. Eine Frau wie Kinzi oder Samantha Magnussen.
Neidhammel, mahnte sie sich im Stillen. Dieser Tag würde unausweichlich kommen. Sie hatte sich geweigert, das Bett mit ihm zu teilen, und wenn er erst einmal über Kinzi hinweg war, würde er natürlich eine andere finden. Und nicht für eine kurzfristige Affäre, als Trost für sein verwundetes Herz. Nein, eine Frau, die er lieben könnte, und die ihn von ganzem Herzen liebte.
So wie ich es tue. Könnte er mich doch auch auf diese Weise lieben .
Kaum saßen sie auf ihren Pferden, legte Bryn eine Gangart vor, die jedes Gespräch unmöglich machte. Auf dem Heimweg hielten sie wieder bei dem Landgasthof, um einen Kaffee zu trinken. Rachel erzählte ihm, wie weit sie mit dem Buch gekommen war. Und später tauschten sie Belanglosigkeiten aus, ohne persönliche Themen zu berühren.
In der folgenden Woche lud Bryn seine Mutter und Rachel zu einem Wohltätigkeitskonzert ein. Pearl bestand darauf, Rachel wieder die Perlenkette zu überlassen, um dem neuen Kleid, das sie sich gekauft hatte, einen festlichen Glanz zu verleihen. Es war ein schlichtes Kleid, das zu jeder Gelegenheit passte, in einem dunklen Rot, durchwirkt mit winzigen Goldfäden.
Als Rachel nach unten kam und sich zu Bryn und seiner Mutter gesellte, stand er auf und sah sie mit unbewegter Miene an. „Sehr hübsch“, meinte er, und Rachel fragte sich, ob sie sich das kurze Aufflackern in seinem Blick nur eingebildet hatte. „Können wir dann los?“
Nach dem Konzert, das Rachel mit seinen weltberühmten Musikern und Sängern aus Neuseeland begeistert hatte, gingen sie zum Abendessen in ein exklusives Restaurant. Einige der Gäste kannte Rachel inzwischen aus der Zeitung oder vom Fernsehen. Bryn hielt sich zurück, als sie Rachel diskret ausfragten. „Ich arbeite für Pearl“, erklärte sie, nachdem sie kurz von ihrem Beruf und ihrem derzeitigen Projekt erzählt hatte. „Und Bryn hat mich freundlicherweise zusammen mit seiner Mutter eingeladen.“
Rachel war stolz auf ihre Familie und freute sich über das, was sie selbst erreicht hatte. Doch sie war sich auch bewusst, dass die meisten dieser Leute bei allem die höchsten Anforderungen stellten, angefangen vom Essen, Kleidung, Unterhaltung bis zu ihrem Zuhause oder den Jachten. Auch wenn der Grundsatz der Gleichheit tief in Neuseelands Geschichte verwurzelt war, unterschied sich deren Welt doch grundsätzlich von der Welt, in der Rachel aufgewachsen war.
Rachel und Pearl übernachteten wieder in Bryns Gästezimmer. Bryn war schon früh am nächsten Morgen ins Büro gegangen, und die beiden Frauen machten einen Einkaufsbummel und besuchten nach dem Lunch eine Kunstgalerie, wo Pearl ein kleines, aber teures Bild kaufte, ehe sie ins Apartment zurückgingen.
Am späteren Nachmittag erklärte Pearl, ein kleines Nickerchen machen zu wollen. „Ich bin es nicht mehr gewohnt, abends so lange aufzubleiben.“
Sie schlief noch, als Bryn nach Hause kam, die Jacke auszog und die Krawatte abnahm, kaum dass er die Tür hinter sich geschlossen hatte.
Rachel hatte sich ein Buch aus seiner gut bestückten Bibliothek genommen und saß mit untergeschlagenen Beinen und nackten Füßen auf dem Sofa. Neben ihr stand ein Glas Wein, von dem sie ab und zu nippte. Denn Bryn würde sie abends zurück nach Rivermeadows fahren und über das Wochenende bleiben.
Lächelnd begrüßte er sie. „Bleib doch sitzen“, meinte er, als sie Anstalten machte aufzustehen. „Sieht so aus, als ob du es dir sehr gemütlich gemacht hast.“ Als er ihr fast leeres Weinglas und die Weinflasche auf dem Beistelltischchen bemerkte, legte er den Kopf schräg. „Und wie ich sehe, hast du bei meinem Ata Rangi Célèbre zugegriffen.“
Rachel errötete und versteifte sich. „Deine Mutter kam auf die Idee.“ Pearl hatte vor ihrem Nickerchen die Flasche aufgemacht. „Sie schläft übrigens.“
„Du
Weitere Kostenlose Bücher