Wie eine Rose im Morgentau
erwiderte Pearl entschlossen. „Ich rufe dich dann an, und du kannst dir den Wagen ansehen.“
Rachel merkte, dass Bryn eigentlich widersprechen wollte, doch stattdessen nickte er.
Nachdem er gegangen war, fragte Pearl beinahe schüchtern bei Rachel nach, ob sie Zeit hätte, sich mit ihr in Auckland Autos anzusehen. Bereitwillig stimmte Rachel zu.
Es dauerte nicht lange, bis Pearl einen schnittigen neuen Peugeot in Silber entdeckte. Eine Testfahrt überzeugte sie vollends, und sie bat den Verkäufer begeistert, den Wagen für sie zurückzuhalten, bis Bryn ihre Wahl genehmigt haben würde.
Stattdessen schlug der Mann vor, dass sie mit dem Wagen zu ihrem Sohn fahren sollten, damit er seine Zustimmung geben könnte. Pearl zögerte nicht lange und fuhr, mit Rachel auf dem Beifahrersitz, zum Bürogebäude von Donovan Industries.
Wie Bryns Sekretärin mitteilte, hatte er gerade Besuch. Deshalb warteten sie, wobei Pearl ungeduldig mit dem Fuß auf den Teppich klopfte.
Schließlich öffnete sich die Tür seines Büros. Bryn geleitete eine große, schlanke Frau um die dreißig heraus. Sie hatte ein diskret geschminktes, ovales Gesicht, das eingerahmt war von kurzen blonden Haaren, und trug einen engen, kurzen Rock und eine kurzärmlige Jacke. Rachel vermutete, dass ihre gebräunte Haut auf ein Sonnenstudio zurückzuführen war.
In der linken Hand, an der, wie Rachel bemerkte, kein Ring steckte, hielt sie eine lederne Aktentasche, die andere Hand streckte sie Bryn hin und warf ihm ein Lächeln zu, das blendend weiße Zähne enthüllte. „Ich freue mich schon darauf“, sagte sie, ihre Hand immer noch in seiner. Sie – oder war es Bryn – schien sich nicht trennen zu wollen. Schließlich berührte sie mit ihren langen Fingern seinen Ärmel und gab ihm schnell einen Klaps auf die Wange, ehe sie ging.
Rachel ärgerte sich, weil sie Eifersucht in sich spürte, während die Frau mit ihren langen gebräunten Beinen in den hochhackigen Schuhen an ihr vorbeiging. Dann hörte sie Bryns Stimme, der sie begrüßte und in sein Büro bat.
„Wer war das?“, fragte Pearl, kaum hatte sie Platz genommen. Rachel hatte sich auf den Sessel neben sie gesetzt, während Bryn sich mit verschränkten Armen gegen seinen Schreibtisch lehnte.
„Eine Kundin“, erklärte er obenhin. „Und was treibt euch hierher?“
„Wir haben ein Auto gekauft“, entgegnete Pearl. „Na ja, fast. Einen Peugeot. Er steht unten auf dem Parkplatz. Wenn du ein paar Minuten Zeit hast, könntest du ihn dir ansehen.“
„Wir?“ Bryn warf Rachel einen Blick zu.
„Ich habe es gekauft“, verbesserte Pearl. „Rachel hat mir dabei geholfen.“
„Wohl kaum.“ Rachel schüttelte den Kopf. „Ich kenne mich mit Autos nicht besonders gut aus, aber deiner Mutter gefällt es. Und es sieht sehr … schick aus.“
Ein wenig gequält sah er zwischen den beiden Frauen hin und her. „Und das ist vermutlich ausschlaggebend.“
Die kleinen Fältchen um seine Augen zeigten Rachel, dass er sie aufzog. Deshalb sagte sie von oben herab: „Es verbraucht sehr wenig Benzin und ist bei der Sicherheitsausstattung auf dem neuesten Stand.“
„Du hast dich auch in den Wagen verliebt, stimmt’s?“, meinte er.
Nein, ich bin in dich verliebt . Sehr zu ihrem Verdruss.
Laut sagte sie: „Der Wagen ist sehr schön, und Pearl macht es Spaß, damit zu fahren.“
Er sah sich das Auto genau an, ohne viel zu sagen, auch wenn er über die Begeisterung seiner Mutter lächelte. Dann rief er mit seinem Handy den Verkäufer an, stellte ihm noch ein paar Fragen und meinte schließlich: „Also gut, wenn er dir gefällt …“ Er warf einen Blick auf seine Uhr. „Habt ihr schon gegessen?“
„Nur gefrühstückt“, erwiderte Pearl.
„Dann lade ich euch zur Feier des Tages zum Lunch ein.“
Als sie dann vor ihrem gegrillten Fisch mit Salat saßen, fragte Bryn: „Und was willst du mit dem anderen Wagen machen?“
Pearl entgegnete, sie habe sich noch nicht entschieden. „Dann behalte ihn doch“, meinte Bryn. „Du bekommst sowieso nicht mehr viel dafür. Außerdem könnte Rachel ihn benutzen.“
„Ich kann den Kombi fahren“, bot Rachel an.
„Der fährt sich schwieriger, außerdem frisst er zu viel Benzin“, entgegnete Bryn. „Ihr beide fahrt in dem neuen Monster zurück. Ich hole den alten dann beim Autohändler ab und bringe ihn irgendwann vorbei.“
Offensichtlich war die Sache damit erledigt, da Pearl nickte. „Und, wer war die Kundin heute Morgen? Sie sieht ja
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