Wie eine Rose im Morgentau
Rivermeadows zurückgebracht hatte, gab er ihr einen Kuss auf die Wange und berührte dann in einer zärtlichen Liebkosung ihren Mund mit seinen Lippen, ehe er sagte: „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Rachel.“ Dann verschwand er.
Am folgenden Wochenende aßen sie in einem Gartencafé zu Mittag, ehe sie zum Reiten gingen. Obwohl Bryn sich gelassen gab, lag etwas in seinem Blick, das ihr Blut schneller pulsieren ließ.
Beim nächsten Mal war es eine Party, zu der ihn seine Freunde eingeladen hatten. „Du hast sie beim Konzert kennengelernt. Sie mögen dich“, erklärte Bryn.
„Geh nur, meine Liebe“, meinte Pearl. „Die beiden sind ein nettes junges Paar, und ich bin sicher, dass es dir gefallen wird.“
Sie begleitete ihn tatsächlich und lernte auch ein paar andere Menschen kennen. Bryn wich nicht eine Sekunde von ihrer Seite. Diesmal fuhren sie erst in den frühen Morgenstunden nach Rivermeadows zurück.
„Danke“, sagte Rachel. „Es war ein schöner Abend. Und deine Freunde sind sehr lustig.“
„Sie hoffen, dass sie dich öfter zu sehen bekommen.“ Er nahm ihr Gesicht in seine Hände, diese Geste ließ ihr Herz schneller schlagen.
Lächelnd sah er in ihre Augen, dann glitt sein Blick zu ihrem Mund, und er gab ihr einen zarten Kuss, als ob er erst ausprobieren wollte, wie weit er gehen durfte. Ehe sie seinen Kuss erwidern konnte, fuhr er mit dem Daumen über ihre leicht geöffneten Lippen und trat zurück. „Gute Nacht, Rachel.“ Damit ging er zu seinem Schlafzimmer.
Ihr einziger Trost war, dass seine Stimme leicht geschwankt hatte, ehe er sich abwandte.
Rachel wusste nicht einmal genau, wie es geschehen konnte, dass sie plötzlich als Paar auftraten. Aber ihr wurde bald bewusst, dass Bryns Mutter ihre Hand im Spiel hatte. Pearl war inzwischen oft unterwegs – machte Besuche, ging zum Essen mit Freunden oder zu anderen gesellschaftlichen Anlässen und lud auch immer wieder Freunde zu sich ein. War sie dann mal zu Hause und wurde von Bryn zu einer Veranstaltung eingeladen, gab sie meist vor, müde zu sein und meinte: „Nimm Rachel mit. Es wird ihr Spaß machen.“
Zunächst hatte sie Einwände erhoben, dann beschloss Rachel, das Beste aus ihrer Zeit mit Bryn zu machen. Eine Zukunft ohne ihn wollte sie sich erst gar nicht vorstellen.
An einem Wochenende gingen sie mit einem befreundeten Paar und deren kleiner Tochter zum Segeln. Obwohl alle sich um die Kleine kümmerten, hatte sie Rachel besonders ins Herz geschlossen. Auch Rachel fühlte sich sehr zu dem Kind hingezogen, herzte und küsste es und spielte mit ihm.
Ihre Eltern standen der künstlichen Befruchtung sehr offen gegenüber. „Wir haben jahrelang ausprobiert“, erklärte die Mutter Rachel, „und waren schließlich völlig verzweifelt.“
Auf dem Heimweg erzählte Bryn, dass sein Freund sich ihm während der schwierigen Monate anvertraut hatte. „Es war eine sehr harte Zeit für die beiden.“
„Sie ist so ein entzückendes kleines Mädchen.“
„Ein Goldschatz“, stimmte er zu. „Ich freue mich sehr für die zwei. Trotzdem würde ich es ablehnen, dass die Frau, die ich liebe, all das durchmachen muss. Außerdem gibt es keine Garantie. Wenn es nicht klappt, muss das schrecklich sein.“
„Das wussten die beiden vermutlich auch, aber sie glaubten sicher, dass es den ganzen Aufwand wert sei.“
„Ich will ihre Entscheidung auch nicht kritisieren, aber ich würde dem nie zustimmen.“
Rachel konnte seine Bedenken gut verstehen. Aber sie hatten sich ja auch nicht sehnsüchtig ein Baby gewünscht und keines bekommen können.
Als er sie an diesem Abend küsste, war es nicht nur eine flüchtige Berührung. Sie spürte, dass er erregt war, genau wie sie selbst. Doch anscheinend genügten ihm die Küsse, und er forderte nicht mehr.
Auch wenn sie wusste, dass es ihn nicht körperlich befriedigt hatte, vermutete sie, dass er sich nicht weiter einlassen und ihre Beziehung auf einer eher platonischen Ebene weiterführen wollte.
Vielleicht spielte bei seiner Überlegung auch die Beziehung zwischen ihren Familien eine Rolle, weil er Komplikationen fürchtete.
Oder Bryn wollte Zeit gewinnen, bis eine andere Frau auftauchte – eine Frau, die seine Leidenschaft entfesselte, die er bei ihr absichtlich zurückhielt.
Der Gedanke bedrückte Rachel, denn sie hatte begonnen, auf das Unmögliche zu hoffen – eine Zukunft mit Bryn. Hatte sein Verhalten nicht etwas von einem altmodischen Werben? Oder machte sie sich nur
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