Wie eine Rose in der Wueste
war. Im nächsten Augenblick schob Hassan einen schweren Vorhang beiseite und legte sie auf ein großes Bett. Ein Bett! Sie sprang so schnell auf und hüllte sich fest in den Umhang, dass ihr schwindlig wurde. Einen Moment schwankte sie, doch Hassan fing sie auf und legte sie auf das Bett zurück.
Behutsam hob er ihre Füße hoch und zog ihr die Schuhe aus.
Das reichte. Mehr als die Schuhe gab sie nicht her!
"Gehen Sie weg." Rose biss die Zähne zusammen. "Gehen Sie, und lassen Sie mich in Ruhe."
Doch Hassan ließ sich nicht abwimmeln. Er stellte die Schuhe neben das Bett und beobachtete Rose mit
zusammengekniffenen Augen. Bald spürte sie, dass sie wieder Farbe bekam. Zufrieden nickte er und trat einen Schritt zurück.
"Heißes Wasser und alles, was Sie brauchen, finden Sie dort drinnen." Er deutete auf einen Raum hinter weiteren dicken Vorhängen. "Kommen Sie in den großen Raum, sobald Sie sich frisch gemacht haben, dann essen wir." Dann drehte er sich um und verschwand.
Essen! Dachte er wirklich, sie würde sich folgsam waschen und sich dann brav mit ihm zu Tisch setzen?
Sie war wütend.
Aber sie hatte auch Hunger.
Resigniert zuckte sie die Schultern und setzte sich auf. Sie befand sich in einem Zeltlager, doch wie in dem Privatjet war hier nichts, wie sie es gewohnt war. Der Raum war mit kostbaren Tüchern und Wandteppichen, mit antiken Möbeln mit Messingbeschlägen und einer großen Truhe eingerichtet, die anscheinend als Frisiertisch diente.
Zögernd stellte Rose die Füße auf den Boden und spürte einen weichen Seidenteppich. Da es warm im Zelt war, legte sie den Umhang ab. Neugierig geworden, ging sie zur Truhe und hob den Deckel an. Wie erwartet, befand sich darunter eine Art flacher Einsatz mit einem Spiegel, Bürsten und Kämmen. Aber da gab es noch andere Dinge, und bei ihrem Anblick begann sie zu zittern.
In dem Einsatz lagen auch eine neue Packung des Make-ups, das sie immer trug, eine Dose ihrer Lieblingsfeuchtigkeitscreme und des Sonnenschutzes, den sie verwendete. Der Mann hatte seine Hausaufgaben gemacht. Er wollte, dass sie sich wohl fühlte. Sie hätte seine Fürsorge als rührend empfunden, wenn sie daraus nicht geschlossen hätte, dass sie sich auf einen längeren Aufenthalt gefasst machen musste.
Auch im Badezimmer hatte man bestens für sie gesorgt, und zwar mit Shampoo und Seife der Marke, die sie bevorzugte.
Rose goss heißes Wasser aus einem Krug ins Waschbecken und wusch sich Gesicht und Hände. Ihr Verdacht gegen Khalil erhärtete sich. Wer anders als er hätte das Telefon im Rangerover außer Betrieb setzen und die Birne entfernen können, ohne Verdacht zu erregen? Aber konnte sie es dem jungen Mann verdenken? In einem Land, in dem die Loyalität dem Stamm gegenüber oberstes Gebot war, würde ein Außenseiter immer im Nachteil sein.
Das hatte Hassan selbst erlebt, als man ihn bei der Thronfolge übergangen hatte.
Nachdenklich ging Rose an den Frisiertisch zurück, frischte ihr Make-up auf, kämmte sich das Haar und bürstete den Staub aus ihren Sachen. Anschließend nahm sie den langen Seidenschal und wollte ihn sich wieder um den Hals drapieren, so dass die Enden locker bis zum Saum der Tunika fielen. Doch dann bedeckte sie damit wie die Araberinnen züchtig ihr Haar und kehrte zu Hassan al Rashid zurück.
Rastlos ging Hassan auf dem Teppich auf und ab und strich sich mit den Fingern durchs Haar. Er hatte Tränen erwartet.
Hysterische Ausbrüche. Ganz sicher jedoch nicht, dass Rose ihm trotzig die Stirn bot, ihn gewissermaßen herausforderte, obwohl sie gezittert und immer noch unter den Nachwirkungen des Schocks gestanden hatte.
Was sollte er mit ihr machen? Sie musste Tag und Nacht bewacht werden, sonst würde sie möglicherweise zu fliehen versuchen und dabei in Lebensgefahr geraten.
In der Festung wäre alles leichter gewesen, denn dort gab es Türen mit Schlössern. Andererseits hätte es zu Hause mehr Risiken gegeben.
Dort kamen und gingen zu viele Leute, und nicht auf alle war Verlass. Es wäre sehr viel schwieriger gewesen, Rose Fentons Anwesenheit im Haus geheim zu halten. Hier draußen, mit ausgesuchten Männern, denen er sein - und ihr Leben -
anvertrauen konnte, würde es kein großes Problem sein.
Hier draußen waren die große Entfernung zur Stadt und die Wüste seine Verbündeten und verhinderten eine Flucht. Schon bei der ersten Begegnung mit Rose Fenton war ihm klar geworden, dass es nicht leicht sein würde. Also musste er ihr etwas bieten,
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