Wie es dem Glück beliebt
jedoch, sich deswegen keine Gedanken zu machen. Er hatte es bereits geschafft, sich selbst vollkommen zu entmannen, warum sich also den Kopf über ein wenig mehr verlorenen Stolz zerbrechen?
Sophie schnaubte. »Nein«, erklärte sie nachdrücklich, »das tun Sie nicht. Zumindest nicht auf eine Weise, die nicht sogleich von einem Zwinkern, einem Knuff und der Wegbeschreibung zu einem diskreten kleinen Gasthaus gefolgt werden.«
Alex öffnete den Mund, zeigte auf sie und … schien in dieser Haltung zu erstarren.
»Alex?«
Sein Mund öffnete sich ein wenig weiter. Sein Finger kam ein wenig höher.
»Alex?«
Endlich ließ er den Finger sinken, klappte den Mund zu, sprang auf und …
Sophie stöhnte.
Wieder ging er auf und ab.
Sie konnte nicht ansatzweise ergründen, warum er wieder auf und ab ging.
Und ihr war wirklich nicht danach zumute, es zu versuchen. Sie war müde. Wirklich, schrecklich müde. Sie wollte ein heißes Bad, vielleicht ein Glas warme Milch und ein Bett. Bei dem Gedanken lächelte sie. Ein großes, bequemes Bett mit einer weichen Matratze, jeder Menge flauschiger Kissen und dicker Decken. Sie konnte sich niederlegen, hineinsinken und …
»Sie werden mich heiraten.«
In den kommenden Jahren würde Sophie ihre einzigartig unattraktive Reaktion auf diese Ankündigung auf die Tatsache schieben, dass sie zu dem Zeitpunkt nicht ganz wach gewesen war.
Ihr Unterkiefer klappte hinunter. Er öffnete sich nicht einfach; er klappte hinunter. Bis ihr Kinn fast auf ihrer Brust ruhte. Sie presste die Augen zusammen, als müsse sie verhindern, dass sie ihr aus dem Kopf sprangen.
Gleichzeitig nahm sie einen unnatürlich erstickten Laut wahr, von dem sie nur annehmen konnte, dass er aus ihrer Kehle kam, der aber in Wirklichkeit von überall kommen konnte, da sie sich nicht bewusst war, diesen Laut von sich zu geben. Sie hatte ihn lediglich gehört.
Ihr ganzer Körper verkrampfte sich bei der außerordentlichen Anstrengung, einen zusammenhängenden Satz hervorzubringen. Oder auch nur ein Wort. Wirklich, sie würde sich mit einem Wort begnügen.
»Sie sehen wirklich krank aus«, brummte Alex.
Sie konnte ihm keinen Vorwurf machen. Es war gewiss keine schmeichelhafte Reaktion auf seinen Antrag.
»Ist die Aussicht auf eine Ehe mit mir denn so furchtbar?«
»Aber Sie wollen doch gar nicht heiraten!«, platzte sie heraus. Endlich öffneten sich ihre Augen, und ihr ganzer Körper zuckte und entspannte sich, als wäre sie zu lange unter Wasser gewesen und endlich wieder an die Oberfläche gekommen.
Alex musterte sie für einen Moment neugierig, bevor er fragte: »Wollen Sie es denn?«
Nein. Sie hätte es beinahe ausgesprochen und bremste sich nur im letzten Augenblick, als sie begriff, dass es nicht wahr war.
Sie wollte tatsächlich heiraten. Sie wollte nur keinen der Männer auf dieser Liste heiraten.
Sie wollte Alex heiraten. Sie wollte das mehr, als sie jemals etwas in ihrem Leben gewollt hatte.
Sophie erinnerte sich daran, dass ihr die Hände gejuckt hatten, seinen Namen auf diese Liste zu setzen. An die erste Stelle. In großen, fetten Buchstaben. Zweimal unterstrichen. Aber ihr Kopf hatte ihr das aus ebendiesem Grund nicht gestattet. Alex wollte keine Ehe, dachte sie, und sie wollte ihn zu sehr. Er bedeutete ihr zu viel. Sie würde ihn lieben.
Adelige, die heirateten, wen sie liebten, hatten großes Glück. Sehr großes Glück. Ungeheueres Glück. Sophie konnte sich nicht einmal ansatzweise vorstellen, was ein solches Glück sie kosten würde.
»Sophie?«
»Richtig. Ja. Ähm …« Hatte er ihr eine Frage gestellt?
»Ich habe Sie gefragt, ob Sie überhaupt heiraten wollen.«
»Richtig.« Sie hielt inne, dann sagte sie entschieden: »Nein, will ich nicht.« Sie versuchte, sich angesichts der Lüge nicht sichtbar zu krümmen.
»Nun denn, dann spricht ja nichts dagegen.«
»Tut es das?« Sophies Gedanken überschlugen sich. Sie war sich nicht ganz im Klaren darüber, wovon Alex eigentlich sprach.
»Ja, das tut es«, sagte Alex in einem geschäftsmäßigen Tonfall und mit einem Nicken. »Ich werde die Sondergenehmigung morgen beschaffen.«
»Ah ja?«, fragte sie benommen. Sie blinzelte einmal und kam plötzlich wieder zu sich. »Nein, warten Sie! Ich meine, das werden Sie nicht tun! Sie werden morgen keine Sondergenehmigung beschaffen, weil ich Sie nicht heiraten werde.«
»Doch, das werden Sie.«
»Ich glaube, ich habe Ihnen gerade erklärt, dass ich es nicht tun werde.«
»Warum nicht?«,
Weitere Kostenlose Bücher