Wie es dem Glück beliebt
Allein bei dem Gedanken daran sah er rot.
Heftig hämmerte er gegen die Haustür.
Sophie warf ihm einen nervösen Blick zu. »Vielleicht sollte ich warten …«
»Nein. Wir bringen das hier und jetzt zu Ende«, entgegnete er resolut.
Die Tür wurde geöffnet, und ein junger Mann erschien.
»Euer Gnaden.«
Alex ergriff Sophies Hand und drängte sich an dem jungen Mann vorbei in das Foyer.
»Wo ist er, Sallings?«, fragte Alex.
»Es tut mir schrecklich leid«, murmelte Sophie.
»Mr Fletcher ist in seinem Studierzimmer, aber … warten Sie, bitte, Euer Gnaden, nicht schon wieder!«
Sophie ließ sich den Flur entlangziehen, dicht gefolgt von dem jungen Mann.
»Er ist ziemlich jung für einen Butler«, bemerkte sie zu Alex.
»Er ist nicht der Butler«, antwortete Alex. »Das da ist sein Butler.«
Sophie starrte den Mann an, der den Flur herunterkam. »Aber das ist mein Butler!«
»Ja, ich weiß.« Alex blieb vor einer Doppeltür stehen. Er ließ ihre Hand los, umfasste die Griffe und drückte die Flügel weit auf.
»William!«, brüllte Alex.
»Ah, Alex, mein Junge.«
»Sophie, Liebes.«
»Mrs Summers!«
»Es tut mir leid, Mr Fletcher, Sir.«
»Seine Gnaden, der Herzog von Rockeforte!«
Und dann brach die Hölle los.
28
Alex ließ das Chaos ungefähr zwei Minuten lang wüten. Es schien zu seiner Stimmung zu passen, und er hatte das Gefühl, dass Sophie ein Recht darauf hatte, ein wenig zu toben. Von ihnen allen war ihr am übelsten mitgespielt worden.
Schließlich jedoch wurde er ungeduldig und wollte herausfinden,
wie
übel ihr denn nun mitgespielt worden war. Und sie hatte immer wieder in eine fremde Sprache gewechselt. Was nützte eine Beleidigung, wenn niemand sie verstand.
»Sallings!«, blaffte er mit seiner besten Offiziersstimme. »Sie sind entlassen!« Dann: »James!«, bellte er in seiner besten herzoglichen Stimme. »Bringen Sie Tee für die Damen und sorgen Sie dafür, dass wir nicht gestört werden.« Und schließlich: »Sophie«, schmeichelte er in seiner besten Stimme als zukünftiger Ehemann. »Setz dich hin, Liebste, und lass uns einige Antworten verlangen.«
Er wandte sich an Mrs Summers, in der Absicht, mit seiner besten Stimme als künftiger Arbeitgeber zu sprechen, brach jedoch jäh ab, als die Dame auf seinen Blick hin arrogant eine Augenbraue hochzog.
»Versuchen Sie es gar nicht erst, junger Mann«, warnte sie ihn in ihrer besten Gouvernantenstimme. »Ich habe das Beste und das Schlimmste gesehen, was diese Welt zu bieten hat, und Sie sind weder so schrecklich, noch sind Sie hinreichend wunderbar, als dass ich in Ehrfurcht vor Ihnen erstarren würde.«
Alex, der sich unbehaglich fühlte wie ein gescholtener Junge, hielt den Mund und bot ihr in einer Geste des Waffenstillstands einen Stuhl an.
Mrs Summers nickte herrschaftlich und akzeptierte die Sitzgelegenheit. »Tee wäre zauberhaft. Danke, dass Sie daran gedacht haben.«
»War mir ein Vergnügen«, knirschte Alex. »Also«, erklärte er und wandte sich an William, der klugerweise ebenfalls Platz genommen hatte, »nun erklären Sie.«
»Tatsächlich ist es eine lange Geschichte«, meinte William ausweichend.
»Kürzen Sie sie ab«, riet Alex ihm grimmig.
William verstand den Fingerzeig. »Gut. Nun, die kürzeste Version wäre wohl zu sagen …« Er atmete zur Stärkung tief durch. »Es gab gar keinen Verdacht wegen einer befürchteten Verschwörung. Sie wurden beide in etwas verwickelt, das nur eine List war, damit ich ein Versprechen erfüllen konnte, das ich Alex’ Vater auf dem Totenbett gegeben habe.« Die Worte sprudelten aus ihm heraus wie eine gut einstudierte Ansprache – was sie natürlich auch waren.
»Was für ein Versprechen?«, wollte Alex wissen.
»Dein Vater war ein Spion?«, fragte Sophie überrascht.
»Das werde ich später erklären«, versicherte Alex ihr.
»Sie bevorzugen den Ausdruck ›Agent‹, Liebes«, kommentierte Mrs Summers.
William sank auf seinem Stuhl in sich zusammen. Sein Plan zur Enthüllung der Wahrheit war nicht weiter gediehen als bis zu dieser ersten kleinen Ansprache. Den Rest würde er improvisieren müssen. William verabscheute es, zu improvisieren.
»Was für ein Versprechen?«, wiederholte Alex. »Ich dachte, Sie hätten mir alles erzählt, was mein Vater in der Nacht seines Todes gesagt hat.«
»Das habe ich auch, bis auf das letzte Gelübde, das ich geleistet habe, und um ehrlich zu sein, hat er mich dazu gerade zu überlistet. Ich habe versprochen, dafür zu
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