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Wie es dem Glück beliebt

Wie es dem Glück beliebt

Titel: Wie es dem Glück beliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alissa Johnson
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besiegt. Sie war ihm zur Hand gegangen.
    Angewidert von sich selbst und unsicher, was sie zu Alex sagen sollte, jetzt, da ihre Wut sich in Scham verwandelt hatte, ließ sie ihr Pferd im Schritt gehen, um über alles nachzudenken.
    Alex folgte ihrem Beispiel und brachte sein Reittier neben ihres. Ein Blick auf ihre niedergeschlagene Miene, und all sein Zorn verebbte, und Reue trat an seine Stelle.
    Er war ein Schuft. Ein absoluter Schuft. Sie war stolz auf das gewesen, was sie heute Nacht getan hatte. Und wenn er nicht so wütend auf sie gewesen wäre, weil sie sich in Gefahr gebracht hatte; wenn ihn seine Angst um ihre Sicherheit und (er hasste es, dies zuzugeben) seine verletzte Eitelkeit, weil eine Frau es für nötig hielt, zu seiner Rettung zu eilen, nicht so sehr beschäftigt hätten, wäre er ebenfalls stolz auf sie gewesen.
    Verlegen räusperte er sich und bemühte sich nach Kräften, diesen ungeheuren Stolz hinunterzuschlucken. »Möglicherweise hast du mir tatsächlich das Leben gerettet«, räumte er ein. »Es war sehr dunkel, und ich hätte die Flugbahn der Kugel falsch einschätzen können. Und du hast diesen Mann wirklich sehr effektiv ausgeschaltet.«
    So, das sollte genügen, damit sie sich besser fühlte.
    Sie starrte stumpf zu den Baumwipfeln. »Ich habe ihn getötet.«
    Alex runzelte die Stirn. Offenbar fühlte sie sich nicht besser. Er beugte sich vor, ergriff die Zügel ihres Pferdes und ließ beide Tiere erneut stehen bleiben.
    Sophie stöhnte. »Nicht schon wieder.«
    Er ignorierte diese Bemerkung. »Niemand ist heute Nacht gestorben, Sophie.«
    Einen Moment lang starrte sie ihn verwirrt an. Dann schüttelte sie den Kopf, wie um ihn freizubekommen, und schließlich fragte sie. »Was? Bist du dir sicher? Denn … du … und mein Messer … und dann hat er …«
    Alex fiel ihr ins Wort, bevor ihre Verwirrung komplett war. »Dein Messer hat sich ihm in den Arm gebohrt. Er ist ins Fenster gestürzt und bewusstlos geworden.«
    »Bist du dir sicher?«
    »Vollkommen. Die ersten beiden Männer konnte ich bewusstlos schlagen, den dritten hast du mit deinem Messer getroffen, und der vierte hat die Kugel ins Bein bekommen, und ich habe ihn anschließend bewusstlos geschlagen.«
    Langsam dämmerte ihr die Bedeutung seiner Worte. »Es ist niemand gestorben«, sagte sie schließlich.
    »Kein Mensch«, erwiderte Alex, zutiefst erleichtert darüber, dass das Licht in ihre Augen zurückkehrte. Im Halbdunkel des frühen Morgens konnte er es nicht richtig sehen, aber durch den Klang ihrer Stimme wusste er, dass es so war. »Tatsächlich«, fuhr er fort, »hast du dem letzten Mann womöglich das Leben gerettet. Ich hatte vor, seinen Kopf in die Flugbahn der Kugel zu bringen.«
    »Ich habe ihm das Leben gerettet«, wiederholte Sophie. Sie lächelte jetzt und richtete sich ein wenig höher auf.
    »So wenig er es verdient hat, ja, das hast du getan.«
    »Niemand ist gestorben«, wiederholte sie erneut. Sie konnte nicht dagegen an. Es tat so gut, es zu sagen, so gut, es zu hören. Vielleicht zu gut …
    »Ich habe einen Schrei gehört«, fügte sie hastig hinzu. »Als du die Pferde holen gegangen bist.«
    Alex’ Miene verdüsterte sich. »Ah ja, der Junge, den sie zurückgelassen haben, damit er die Pferde bewacht. Er kann nicht älter als zehn gewesen sein. Ich war ernsthaft in Versuchung, ihn übers Knie zu legen. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich habe ihn durch mein bloßes Auftauchen so eingeschüchtert, dass er mir klaglos gehorcht hat. Beinahe hätte er sich selbst gefesselt.«
    »Gott sei Dank.« Dann hatte sie es also doch getan. Sie hatte Tod und Nacht besiegt. Keiner dieser Männer war gestorben. Nicht ein einziger. Was bedeutete … lieber Gott, was bedeutete …
    »Sollten wir hier sitzen? Sie werden wahrscheinlich jeden Moment aufwachen …«
    »Ganz ruhig, Sophie«, fiel Alex ihr ins Wort, aber er ließ ihre Zügel fallen, sodass die Pferde sich wieder in Bewegung setzen konnten. »Ich habe die Riemen an ihren Sätteln abgeschnitten und die Pferde weggejagt. Wenn sie uns verfolgen, was ich bezweifle, werden sie es zu Fuß tun müssen.«
    Die Morgendämmerung kam und ging, lange bevor sie nach London kamen. Als sie Williams Haus erreichten, stand die Sonne bereits hoch am Himmel, und Alex war inzwischen fuchsteufelswild.
    Die Lügen, die William ihnen beiden aufgetischt hatte, hatten Sophie in Gefahr gebracht. Sie hätte verletzt werden können oder getötet oder Gott weiß was sonst noch alles.

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