Wie es dem Glück beliebt
halbem Ohr zu.
»Ja. Sie sehen mich so merkwürdig an.«
»Entschuldigung, habe ich das getan?«
»Ja, das tun Sie.«
»Wie merkwürdig.«
»Ich glaube, das habe ich gesagt. Merkwürdig. Fühlen Sie sich unwohl?«
Das riss ihn endgültig aus seinen Betrachtungen.
Unwohl?
Gütiger Gott, sah er etwa so aus, wenn er von Verlangen verzehrt werde? Unwohl?
»Mir geht es bestens«, erklärte er mit ein wenig mehr Bestimmtheit, als wahrscheinlich notwendig gewesen wäre. »Ich war nur in Gedanken versunken.«
»Oh, woran?«
»Woran? Nun, ich … ähm …«
Denk nach, Mann, denk nach.
Ich würde schrecklich gern an ihrem Mundwinkel knabbern.
»Die Gärten sind zu dieser Jahreszeit wirklich prächtig.«
Na wunderbar
.
Sophie schaute sich um, als würde sie eine Bestätigung suchen. »Wir befinden uns in einem geschlossenen Raum.«
»Das tun wir.«
»In meinem Stadthaus.«
»Stimmt ebenfalls.«
»Und Sie haben mich angesehen.«
»Das habe ich, aber ich habe Sie direkt vor mir und die Gärten nicht. Wie ich sagte, ich hatte mich in Gedanken verloren.«
»Ich verstehe«, antwortete sie langsam und verstand offensichtlich nicht, denn sie betrachtete ihn, als dächte sie noch immer, dass er vielleicht fiebrig sei.
Alex war ungeheuer erleichtert, als er endlich die hohen Glastüren des Speisezimmers passiert hatte. Noch mehr freute ihn die Entdeckung, dass man Sophie neben ihm platziert hatte, statt auf der anderen Seite des Tisches. Wenn er auch nur die Gelegenheit dazu bekam, würde er sie den ganzen Abend anstarren wie ein jämmerlicher, liebeskranker Irrer. Wie die Dinge lagen, würde er morgen einen steifen Hals haben, weil er so oft den Kopf zur Seite wandte. Zumindest erforderte es die Sitzordnung, dass er den Blick abwandte, wenn er ohne Kleckern essen wollte – was er natürlich tat. Und am Ende gelang es ihm, sich nicht zu blamieren.
7
Alex hatte vorgehabt, in seiner Opernloge die liebreizende Sophie zu umwerben. Tatsächlich hatte er die beiden vergangenen Tage seit der Dinnerparty damit verbracht, sich sorgfältig einen Angriffsplan zurechtzulegen. Es war schließlich seine Mission, ihre Gunst zu gewinnen. Er würde flüstern, zwinkern, sie einige Male leicht und wie zufällig, aber wohlbedacht berühren und sich auch sonst von seiner besten Seite zeigen. Die Kombination aus Musik, Erregung und seinen Aufmerksamkeiten hatte noch nie versagt, wenn es darum ging, eine Eroberung zu machen.
Fünf Minuten nach Beginn des ersten Aktes begriff Alex, dass er seine Taktik würde ändern müssen.
Sophie schien vollkommen verzückt von der Vorstellung zu sein. Sie ignorierte ihn vollkommen und wandte den Blick nicht für eine Sekunde von den Vorgängen auf der Bühne ab.
Alex hatte nicht die leiseste Ahnung, wie er weiter vorgehen sollte. Niemand ging in die Oper, um die Oper tatsächlich zu sehen. Man kam, um zu sehen und gesehen zu werden, um zu tratschen, zu flirten. Genau dafür hatte er diese verdammte Loge! Er mochte die Oper nicht einmal.
Er verfluchte sich im Stillen und versuchte, es sich auf seinem Sitz bequemer zu machen. Zumindest hatte er zugleich mit der Bühne Sophies Profil im Blick. Er konnte sie nach Herzenslust anstarren, und niemand, einschließlich ihrer geschätzten Anstandsdame Mrs Summers, würde etwas davon bemerken. Und sie war wahrhaft ein schöner Anblick. Das dicke schwarze Haar – von den flüchtigen Berührungen nach dem Kutschenunfall wusste er, dass es sich wie Seide anfühlte –, ihr absolut entzückendes Ohr, klein und leicht spitz zulaufend. Dann folgte sein Blick der eleganten Linie ihres Halses und ihrer entblößten Schulter. Alex fragte sich, ob ihre Haut so sahnig schmecken würde, wie sie aussah. Er folgte der Wölbung ihres Schlüsselbeines bis zu der verlockenden Andeutung eines Dekolletés.
Wieder rutschte er auf seinem Sitz hin und her und starrte eine Weile ihr Haar an. Dann gab er es auf und verbrachte den Rest des Abends mit dem Versuch, Interesse für die darstellende Kunst aufzubauen.
Sophie dagegen hatte die Absicht gehabt, die Zeit in Alex’ Loge zu nutzen, um jeden gesegneten Ton der Oper in sich aufzunehmen und den Mann vollkommen zu ignorieren, der sie unerklärlicherweise so aufwühlte. Ihr ursprünglicher Plan hatte darin bestanden, mit Kopfschmerzen abzusagen, aber davon hatte Mrs Summers nichts wissen wollen. Also hatte Sophie ersatzweise vorgehabt, sich tatsächlich zu amüsieren, doch auch dieser Vorsatz schien dem Scheitern nahe.
Der
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