Wie es dem Glück beliebt
zum Thema seines ritterlichen Benehmens. Sie wünschte, Mrs Summers hätte nicht darauf bestanden, in der Loge zu bleiben. Sophie konnte beim besten Willen nicht verstehen, warum Alex’ freizügige Ausdrucksweise ihr solches Unbehagen bereitete. Im Allgemeinen bevorzugte sie unter Freunden offene Gespräche, und doch, wann immer Alex mit ihr auf eine Weise sprach, bei der die meisten jungen Debütantinnen schreiend zu ihren respekteinflößenden Müttern gelaufen wären, war Sophie aus einem unerklärlichen Grund ein wenig enttäuscht.
Alex lachte über ihren Gesichtsausdruck.
»Was ist so erheiternd, Euer Gnaden?«
»Ich heiße Alex, wie Sie sehr wohl wissen, und Sie, meine liebe Sophie, sind sehr erheiternd. Oder, so sollte ich wohl besser sagen, faszinierend.«
»Oh?«
»Wir wollen wohl Komplimente hören, wie?«
»Ich habe keine Ahnung, was
Sie
wollen, aber ich versuche zu verstehen, worüber zum Teufel Sie lachen.«
»Zum einen über Ihre Ausdrucksweise«, kicherte er. »Ts, meine Liebe, was ist, wenn irgendjemand Sie hört? Die Leute schauen her, wissen Sie?«
»Wahrscheinlich gibt es ein oder zwei Damen in der Menge, die sich versucht fühlen würden zu applaudieren, wenn man bedenkt, dass ich Sie beschimpfe.«
»Oh, nun, gewiss mehr als zwei. Mein Ruf als Schürzenjäger ist schon etwas beeindruckender.«
Sie zog spöttisch die Augenbrauen hoch. »Sie haben mich gerade wegen meiner Sprache ermahnt. Ich hege ernste Zweifel, was Ihren Status als Schürzenjäger betrifft.«
»Ich könnte Sie von diesen Zweifeln befreien, wenn Sie wollen«, sagte er leise.
Sie leerte den Rest ihrer Limonade in zwei großen Schlucken und reichte ihm das leere Glas. »Das ist gewiss sehr großzügig von Ihnen, aber ich denke, es ist Zeit, dass Sie mich zu meiner Anstandsdame zurückbringen.«
»Sind Sie sich sicher?« Er ließ seine Hand über ihrer verweilen, als er das Glas entgegennahm, und beobachtete gebannt, wie sie sich nervös auf die Unterlippe biss. »Ich kann sehr überzeugend sein, wenn ich es mir in den Kopf setze, und ich verspreche Ihnen, Sie würden die Debatte genießen.«
Er schnurrte sie praktisch an, und Gott helfe ihr, sie fühlte sich mehr als nur ein wenig versucht, sein Angebot anzunehmen. Sie hatte kein Problem damit, einen Mann zu küssen, mit dem sie nicht verheiratet war, nicht in der Theorie. Und sie war gewiss nicht abgeneigt, einen sehr attraktiven Mann zu küssen. Es war eine von einem Dutzend neuer Erfahrungen, die sie anlässlich ihres Besuches in London zu genießen hoffte.
Sie wollte nur einfach nicht ihn küssen.
Sie war sich nicht ganz sicher, woran das lag. Ihr Körper jubelte angesichts dieser Vorstellung. Aber sie hatte den beunruhigenden Verdacht, dass Alex einen Kuss von ihr als etwas anderes betrachten würde, als sie beabsichtigte. Als hätte er einen Preis gewonnen. Für Alex würde es eine siegreich beendete Schlacht bedeuten, eine bestandene Herausforderung, und der Gedanke machte sie ein wenig traurig. Es genügte, dass sie den zunehmenden Aufruhr in dem Teil ihres Gehirns bezwingen konnte, der sie zusammen mit ihm hinter den nächsten Pflanzenkübel beorderte, und ihm stattdessen direkt in die lachenden Augen blickte.
»Meine Anstandsdame, wenn Sie so freundlich sein wollen«, beharrte sie damenhaft.
Immer noch lachend vollführte er eine kecke Verbeugung und bot ihr den Ellbogen dar. »Das, meine Liebe, ist es, was ich so faszinierend finde. Der Kampf der freimütigen Weltreisenden mit dem schicklichen britischen Fräulein. Ich bin gespannt, wer aus dieser Schlacht als Sieger hervorgehen wird.«
Sophie konnte angesichts seines Scharfblicks ein kleines Lächeln nicht unterdrücken.
»Ich glaube, diese Schlacht geht an das britische Fräulein«, sagte sie und ergriff seinen Arm.
»Es scheint mir tatsächlich ein Ehrfurcht gebietender kleiner General zu sein«, gab er übertrieben respektvoll zu. »Aber mein Geld setze ich auf die Weltreisende.«
»Wunschdenken.«
»Nicht, wenn ich meine Verstärkungen schicke.«
»In der Gestalt von …?«
Er drehte sich um und zwinkerte ihr zu. »Versuchung.«
Lord Loudor saß recht bequem in seinem Lieblingsklub, wenn auch wenig elegant auf einem großen Stuhl vor einem riesigen Teller mit Speisen. Der Klub war nicht
White’s
– ein Etablissement, das er häufig nur deshalb besuchte, weil es das war, was man von einem Gentleman seines Ranges erwartete.
Er war bei Barney’s, wo das Essen, wenn nicht besser, so doch
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