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Wie es dem Glück beliebt

Wie es dem Glück beliebt

Titel: Wie es dem Glück beliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alissa Johnson
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fürchterliche Malheurs verursacht.«
    Sophie lachte leise. »Ich weiß ein klein wenig über Malheurs Bescheid«, sagte sie. Und dann verbrachte Sophie den Rest des Nachmittags damit, ihre neuen Freundinnen mit einigen ihrer ungewöhnlichsten Abenteuer zu unterhalten.
    Sophie hatte sich in ihrem ganzen Leben noch nie so unwohl gefühlt. Gestern Abend hatte ihr Kleid die anerkennenden Blicke der Männer und die begehrlichen der Frauen auf sich gezogen, aber keins ihrer anderen Kleider war bisher fertig, und als Sophie in einem ihrer einfacheren Kleider, die sie von ihrer Reise mitgebracht hatte, neben mehreren eleganten Frauen stand, fühlte sie sich hoffnungslos provinziell.
    Vielleicht war sie zu empfindlich. Wahrscheinlich war sie die Einzige, die ihrer Bekleidung Aufmerksamkeit schenkte. Nein, sie wusste, dass das nicht der Wahrheit entsprach. Alex hatte sie den ganzen Abend ziemlich unverhohlen angestarrt. Selbst wenn sie ihm den Rücken zukehrte, spürte sie seine Blicke. Dann stellten sich die feinen Härchen in ihrem Nacken auf, und die Farbe stieg ihr in die Wangen.
    Gütiger Gott, ein schlechtes Kleid und ein rotes Gesicht. Jetzt brauchte sie nur noch etwas Geschmackloses zu sagen, um den Abend komplett zu ruinieren.
    »Wahrhaftig, Miss Everton, Ihr Kleid heute Abend ist ganz anders als alles, was ich bisher hier in der Stadt gesehen habe. Wo haben Sie es nur machen lassen?« Lady Wellinghoff betonte die Frage mit einem dünnen Lächeln.
    »In China«, antwortete Sophie. Es hatte keinen Sinn zu lügen, und ihr war nicht wirklich danach zumute, höflich zu Lady Wellinghoff zu sein. Die Frau hatte Mrs Summers wenige Minuten nach ihrer Ankunft beleidigt, indem sie leise eine Bemerkung darüber gemacht hatte, dass übertriebene Vertraulichkeit mit Bediensteten von Übel sei.
    »Ist das Ihr Ernst? Oh, wie dumm von mir, natürlich ist das Ihr Ernst. Sie sind gerade erst nach London gekommen, nicht wahr? Das hatte ich ganz vergessen. Nun, die Seide ist entzückend, meine Liebe. Erzählen Sie uns, wie schneidet unsere schöne Stadt im Vergleich zu einigen der exotischeren Orte ab, die Sie erlebt haben?«
    Sophie schluckte nervös. Sie war nie ein Mauerblümchen, aber andererseits auch niemals wirklich derart entnervenden Blicken ausgesetzt gewesen. Die am wenigsten unangenehmen Gäste waren der ziemlich ernste Colonel Peabody und seine Frau. Mr und Mrs Jarles waren aufdringliche Snobs. Der Earl und die Gräfin von Wellinghoff wähnten sich offensichtlich ebenfalls dem Rest der Gäste überlegen, aber ihre Geringschätzung war von einer subtileren, wenn auch ebenso schneidenden Art. Viscount Barrows war bereits zu betrunken, um beleidigend zu sein; seine Viscountess zu dumm, um zu wissen, wie man so etwas anstellte. Alex’ Anwesenheit zerrte an ihren Nerven, und ihr Cousin, so hatte sie gerade entschieden, war einfach ein Esel.
    Sie schenkte der Gruppe etwas, von dem sie hoffte, dass es ein herablassendes Lächeln war, und sagte: »Sie werden verstehen, dass sich Kulturen von Kontinent zu Kontinent und selbst von Land zu Land und von Stadt zu Stadt so sehr unterscheiden, dass ich unmöglich eine Zivilisation mit einer anderen vergleichen kann, aber ich möchte sagen, dass London all das ist, was ich erwartet habe.« Sie krönte ihre Ansprache mit einem Schulterzucken, das Gleichgültigkeit andeutete.
    »Aber gewiss können Sie doch, nachdem Sie einige Zeit in England verbracht haben, Ihre früheren Aufenthaltsorte nicht immer noch als wirklich zivilisiert ansehen«, flüsterte Lady Barrows dramatisch, als hätte Sophie die schockierendste Erklärung abgegeben, die sie in diesem Jahrhundert gehört hatte. Ihr Mann hickste nur.
    »Oh, aber das sind sie durchaus«, beharrte Sophie. »Sie …«
    »Aber es sind Heiden!«, warf Mrs Jarles ein.
    »Das stimmt, aber …«
    »Einige ihrer Praktiken sind überaus barbarisch«, erklärte Lady Wellington der Gruppe genüsslich. »Ich habe gehört, dass man in China jungen Frauen die Füße bindet, damit sie nicht wachsen, und das macht es ihnen ganz und gar unmöglich, mehr als winzige Schritte zu tun.«
    Sophie nickte. »Ich stimme Ihnen zu, es ist eine grässliche Praxis, aber wir Briten sind doch auch Sklaven unserer eigenen Mode. Ich wage zu vermuten, dass sich keiner von uns heute Abend in seinem Korsett oder mit seiner engen Krawatte übermäßig wohlfühlt.«
    Die Damen schnappten auf Sophies Feststellung hin leise nach Luft, während mehrere der Herren sich unbehaglich

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