Wie es Euch gefaellt, Mylady
Auclair ausgesehen hatte. Sie wollte ihn vergessen.
„Hast du gehört, was er sagte?“, fragte sie leise. Heath blickte starr an ihr vorbei in die Ferne. Seine Augen wirkten dumpf, leer. Sie fürchtete, ihn nicht zu erreichen.
Dann sah er sie an. Die Spannung wich aus seinen Gesichtszügen, als ihre Blicke einander trafen. „Ich habe jedes Wort gehört, aber ich erinnere mich nicht, was damals in dem Kloster geschehen ist. Ich erinnere mich nur, dass Hamm und Russell mich auf einem Karren eine sturmgepeitschte Straße entlangzogen … als Bauern verkleidet.“
„Ich glaube dem Kerl kein Wort“, sagte Julia verzagt.
Heath schüttelte bedächtig den Kopf. „Warum sollte er lügen?“ Sein Blick irrte verstört hin und her. Hatte sie diesen Mann je für kühl und gleichgültig gehalten? Sie konnte kaum glauben, dass sie jahrelang das Bild eines leichtfertigen, gefühlskalten Mannes von ihm hatte.
Der Mann, der sie in den Armen hielt, der getötet hatte, um sie zu beschützen, war zu tieferen Gefühlen fähig, als irgendjemand es für möglich gehalten hätte. Und sie spürte, dass er im Begriff war, ihr sein Herz auszuschütten, wären die besorgten Hausbewohner nicht so plötzlich aufgetaucht.
Ein Windstoß fuhr in die Streu auf dem Lehmboden. Grayson stürmte herein wie ein empörter Herrscher, der beinahe seines größten Schatzes beraubt worden wäre.
Er nahm Julias Pistole vom Rand des Podiums. Seine blauen Augen blitzten stolz. „Geht es ihr gut, Heath?“
„Ja. Sie wird sich bald von dem Schreck erholen.“
„Das war ein verdammt guter Schuss, Julia“, sagte Grayson gedehnt. „Obwohl …“ Seine Stimme verlor sich. Er untersuchte die Waffe mit einem verdutzten Stirnrunzeln. „Nur gut, dass du vorsichtiger mit Feuerwaffen umgehst, seit du auf meinen Bruder geschossen hast.“
Heath bedachte ihn mit einem vielsagenden Blick. „Sie hat Auclair nicht erschossen. Ich war es.“
„Aha.“ Grayson nickte und ließ die Pistole sinken. „Das erklärt, warum aus ihrer Waffe kein Schuss abgefeuert wurde.“
„Ich bringe sie auf ihr Zimmer“, sagte Heath mit fester Stimme. Bevor Julia wusste, wie ihr geschah, hatte er sie aus der Scheune geführt. Grayson zögerte nicht lange und folgte dem Paar.
„Gute Idee“, sagte er. „Bringe sie gleich zu Bett.“
Heath warf Julia einen verschmitzten Seitenblick zu. „Ist er nicht eine Inspiration? Grayson, solltest du dich nicht um deine Frau kümmern. Ich habe Jane einen tüchtigen Schrecken eingejagt. Bitte entschuldige mich bei ihr.“
„Jane macht sich mehr Sorgen um Julia und dich“, antwortete Grayson. Er warf einen Blick über die Schulter auf die Scheune und schüttelte den Kopf. „Man stelle sich vor“, fuhr er grimmig fort, „auf meinem eigenen Grund und Boden. Ich könnte mich ohrfeigen, dass ich diesen Schlächter persönlich in mein Haus eingeladen habe.“
Julia verbrachte eine unruhige Nacht, schlief schlecht, fuhr immer wieder auf, nackt in Heaths Armen, und dachte zunächst, sie habe Auclairs Tod nur geträumt. Die grässliche Szene in der Scheune war so unwirklich gewesen, alles war so blitzschnell geschehen, so unerwartet. Und Heath hatte sie so leidenschaftlich geliebt, so stürmisch, dass die schrecklichen Ereignisse des Abends verblassten. Sie wünschte sich, ihre Begegnung mit Auclair völlig zu vergessen, sie für immer aus ihrem Gedächtnis zu löschen.
Hatte Auclair sie tatsächlich mit einem Degen bedroht?
„War das alles nur ein Albtraum?“, murmelte sie, während sich Heath über ihr bewegte.
Sie konnte sein sündiges Lächeln im Dunkeln nur ahnen und versuchte, sich aufzusetzen. Mühelos drückte er sie in die Kissen zurück und verschloss ihr die Lippen mit einem innigen Kuss.
„Nein, meine tapfere Geliebte. Es war die Wirklichkeit. Und nun ist es vorbei.“
Seine tiefe melodische Stimme jagte ihr wohlige Schauer über den Rücken. Hatte der unerwartete Sieg über seinen Todfeind in ihm noch tiefere Gefühle für sie geweckt?
Wenn dem so war, gab es nur eine Antwort für sie: Hingabe und Genuss.
Sie schlang die Arme um seinen Nacken. „Du bist ein gefährlicher Gegner, Boscastle. Ich bin froh, dich als Freund zu haben.“
„Uns verbindet mehr als nur Freundschaft“, sagte er und spreizte ihr die Schenkel mit dem Knie, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen.
Und er bekräftigte diese Feststellung mehrmals, bevor die Nacht zu Ende war. Julia hatte ihn nie so entfesselt erlebt, und ihre Leidenschaft
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