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Wie es Euch gefaellt, Mylady

Wie es Euch gefaellt, Mylady

Titel: Wie es Euch gefaellt, Mylady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jillian Hunter
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über Auclairs leblosen Körper und sah Hermia wie erstarrt in der Mitte der Scheune stehen. Sie wusste nicht, wie lange ihre Tante schon da stand, konnte sich nicht einmal daran erinnern, wann sie geschossen hatte. Sie legte die Pistole hinter sich aufs Podium.
    Hermia entglitt der leere Korb. „Julia“, stammelte sie mit schwacher Stimme, aschfahl im Gesicht. „Ich glaube … ich glaube, ich falle in Ohnmacht. Du musst dir endlich abgewöhnen, … auf Männer zu schießen.“
    Julia stieg mit gerafften Röcken über Auclair hinweg und war bei Hermia, als diese zu Boden sank. Gottlob landete ihre Leibesfülle auf einer dicken Schicht Stroh. „Tante Hermia.“ Julia kniete neben ihr. „Kannst du mich hören?“
    „Was soll ich hören?“ Hermias Augen suchten bang im Gesicht ihrer Nichte. „Bin ich in Ohnmacht gesunken?“
    Julia tätschelte Hermias Wangen. „Ich glaube nicht.“
    „Warum nicht?“, hauchte Hermia.
    „Deine Augen waren die ganze Zeit offen, und du hast nicht aufgehört zu reden.“
    Hermias angstvoller Blick wanderte zu der reglos auf dem Boden liegenden Männergestalt. „Ist er tot?“
    Julia zog die Unterlippe zwischen die Zähne. Ein Zittern durchflog sie, ihr war heiß und kalt zugleich wie im Fieber. „Ich glaube ja.“
    „Ich wünschte, ich könnte ohnmächtig werden“, murmelte Hermia und richtete sich mühsam zum Sitzen auf.
    „Das wünschte ich auch“, sagte Julia mit kraftloser Stimme. „Diesmal habe ich wirklich einen Menschen getötet.“
    „Du hast ihn nicht getötet.“
    Sie kam unsicher auf die Beine, hörte Heaths tiefe Stimme von irgendwo nahe der Leiter, die zum Heuboden führte. Es dauerte eine Weile, bis sie seine vertraute Gestalt sehen konnte.
    Ihre Gedanken begannen wirr durcheinanderzuwirbeln.
    Er trägt immer noch seinen Abendanzug. Er hält eine Pistole in jeder Hand. Zum ersten Mal sehe ich ihn zerzaust und verwirrt und …
    „Du hast Stroh an den Hosen“, sagte sie einfältig und fragte sich, ob sie unter Schock stand. Sie hatte einen Mann getötet - oder etwa nicht? Sie nahm all ihren Mut zusammen und sah sich Auclair genauer an. Er lag unnatürlich verrenkt und leblos da.
    Bevor sie zu einer Bewegung fähig war, zog Heath sie in seine Arme, als wolle er sie nie wieder loslassen. Sie genoss seine Wärme, seine Kraft, seinen Rückhalt, fürchtete, ihre Fassung nicht mehr lange bewahren zu können. Ihr Mut war noch nie wirklich auf die Probe gestellt worden. Und plötzlich schoss ihr der Gedanke durch den Kopf, dass ihr Vater stolz auf sie wäre. Erst jetzt konnte sie sich eingestehen, welches Grauen sie gepackt hatte, und registrierte dankbar, dass ein unerklärlicher Drang zum Leben sie gerettet hatte.
    „Er ist tot, nicht wahr?“, fragte sie und spähte über Heaths Schulter.
    Er drehte sie in die andere Richtung, damit sie den Leichnam nicht mehr sehen konnte. „Ja, er ist tot, aber du hast ihn nicht getötet. Ich habe ihn erschossen.“
    Sie starrte ihn an. Die Pistolen, die er soeben noch in beiden Händen gehalten hatte, waren verschwunden. Aber an seinem Abendanzug klebten immer noch Strohhalme. Plötzlich war ihr nachweinen zumute. „Seit wann bist du hier?“, fragte sie mit trockener Kehle.
    „Ich kam kurz nach dir. Sofort, nachdem mir klar wurde, was passiert ist.“
    „Du hast vom Heuboden herunter auf ihn geschossen?“, fragte sie verwundert.
    „Ich bin durch ein Fenster geklettert. Einen Moment lang glaubte ich, du hättest mich gehört. Du hast direkt in meine Richtung geschaut.“ Seine Stimme klang belegt. „Ich hatte wahnsinnige Angst, ich könnte ihn verfehlen.“
    Er festigte die Arme um sie, als müsse er sie immer noch beschützen. Dann hob er den Blick und nickte knapp. Aus den Augenwinkeln sah Julia, wie Drake von oben heruntersprang, geschmeidig wie eine Katze. Dann legte er seinen Mantel über den Toten.
    Das Scheunentor wurde aufgerissen. Stimmengewirr erfüllte die Scheune, besorgte Rufe der Familie und der Dienerschaft, die zu Hilfe geeilt waren. Grayson und Odham stellten Hermia behutsam auf die Füße und führten sie an die frische Luft.
    Drake und Hamm trugen Auclairs Leichnam weg, während Heath seine Geliebte immer noch in den Armen hielt. Julia konnte kaum fassen, wie schnell das alles geschehen war, dass Angst und Grauen endlich ausgestanden waren. Heath hatte den Mann getötet, der ihm nach dem Leben getrachtet hatte. Sie fühlte sich so schwindelig und benommen, dass sie sich kaum daran erinnerte, wie

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