Wie es Euch gefaellt, Mylady
Brandmale an seinen Fingern. Dann zuckte sie unter seinem kalten, grausamen Lächeln zusammen.
Wo war Heath? Wie lange war sie schon hier? Gewiss nur ein paar Minuten. Nicht lange genug, um vermisst zu werden. Und Hermia - lieber Gott, lass meiner Tante nichts zustoßen, flehte sie innerlich.
Auclair bemerkte Julias verzweifelten Blick zum Eingang. Er näherte sich ihr, sie wich zurück, bis sie mit dem Rücken gegen das Podium stieß. Eisige Kälte krallte sich um ihr Herz. Aber sie weigerte sich, diesem Unhold ihre Angst zu zeigen.
„Er wird kommen, wenn er bemerkt, dass Sie verschwunden sind.“
Er trat noch näher. Sie spürte die kalte Klinge seines Degens durch ihr leichtes Kleid. Während der Vorstellung war es unerträglich heiß gewesen in der Scheune. Nun wehte sie ein eisiger Hauch an. Sie fröstelte. Ihr ausgetrockneter Mund schmeckte nach Kreide. Auclairs dunkle Augen waren ausdruckslos, nicht einmal Grausamkeit war darin zu lesen … sein Blick war leer.
„Warum tun Sie das?“, fragte sie krächzend und schluckte den bitteren Geschmack in ihrem Mund hinunter.
„Hat er es Ihnen nicht gesagt?“
„Nein.“
„Er hat meine Schwester ermordet“, sagte Auclair stirnrunzelnd. „Sie hielt sich in dem Kloster auf, in dem Althorne und Boscastle sich nach ihrer Flucht versteckten. Die Nonnen gewährten ihnen Unterschlupf. Zum Dank hat Ihr geliebter Boscastle meiner Schwester direkt ins Herz geschossen. Als ich sie fand, war sie bereits tot.“
Heath stürmte den gewundenen Weg zur Scheune entlang und hätte beinahe Jane und ihre Zofe niedergerannt. „Gütiger Himmel, Heath“, rief Jane, als er sie bei den Schultern packte, um ihr Halt zu geben. „Rennst du hinter Julia her oder fliehst du vor ihr?“
Ihr scherzhaftes Lächeln schwand, als sie sein Gesicht sah. Kalkweiß, entsetzt, mit irrsinnig flackerndem Blick. „Auclair war einer der Schauspieler in dem Stück“, stieß er hervor. „Suche Grayson und Drake. Beeile dich!“
Julia hörte das schwache Echo ihrer Stimme im Gebälk der Scheune. Vom Heuboden fiel ein Bündel Mondstrahlen schräg auf die dunkle Bühne.
Sie kam sich vor wie ein Zuschauer in einer Theateraufführung, stand neben sich, halb betäubt, wusste kaum, was sie sagte oder tat. Ihre eisigen Finger schlossen sich um den Griff der Pistole, die sie unter ihrem weiten Umhangs trug. Ihr Ehemann hatte ihr die Waffe vier Monate vor seinem Tod gegeben. Heaths Warnung im Wald und eine seltsame Ahnung heute Abend hatten sie dazu bewogen, die Waffe einzustecken. Und plötzlich hallten die Worte ihres verstorbenen Ehemanns in ihrem Kopf nach. Versuchte Adam ihr zu helfen?
Trage sie nicht sichtbar, Julia. Wir leben in einer grausamen Welt. Ich kann nicht immer bei dir sein, um dich zu beschützen.
Eine Welle der Trauer um ihn durchflutete sie - zum ersten Mal, seit sie Indien den Rücken gekehrt hatte. Damals war sie wütend und verwirrt über seinen frühen Tod gewesen, ohne zu wissen, was aus ihr werden sollte. Die Rückkehr nach England zu ihrem Vater hatte ihr ein wenig Trost gegeben, aber auch wehmütige Erinnerungen an einen anderen Verlust geweckt.
Sie hatte geglaubt, Heath für immer verloren zu haben, den Mann, den sie heimlich liebte. Sie hatte ihren Ehemann verloren, den sie gern gehabt hatte, wenn auch nicht mit dieser beängstigenden Leidenschaft, die sie für Heath empfunden hatte. Vor ihr lag eine Zukunft, in der sie in den Kreis der Aristokratie, die sie nie wirklich anerkannt hatte, zurückkehren würde, diesmal als reiche Witwe mit zweifelhaftem Ruf.
Sie war Julia Hepworth Whitby, eine Frau, die sich mit Leib und Seele in die Freuden des Lebens stürzte, die ihre Schicksalsschläge mit Fassung trug, das hatte sie bewiesen. Sie würde nicht sterben, ohne um ihr Leben gekämpft zu haben.
„Meine Schwester war erst neunzehn“, fuhr Auclair finster fort und hob den Degen. „Ich brachte sie in dieses Kloster, um sie zu schützen. Boscastle hat sie kaltblütig ermordet, und ich …“
Julia hob die Pistole und krümmte den Finger um den Abzug.
30. KAPITEL
Julia hatte reflexartig die Augen zugekniffen, und als sie die Lider wieder aufschlug, lag Auclair seltsam verrenkt auf dem strohbedeckten Lehmboden. Durch die Rüschen seines weißen Hemdes sickerte Blut. Sie war froh, sein Gesicht nicht sehen zu können. Der Degen war vor ihre Füße gefallen.
Sie trat wankend einen Schritt zurück. Das Echo des Schusses hatte sie einen Moment betäubt. Sie hob den Blick
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