Wie es mir gefaellt
aus dem Internat nach New
York zurückgekommen war, hatte Blair sie aus tiefster Seele gehasst, aber immer
wieder gab es Momente, in denen sie sie über alles liebte. Sie trank noch einen
Schluck und warf den halb leeren Pappbecher in den nächsten Mülleimer. »Hilfst
du mir nach der Schule beim Packen?«
Serena hakte sich bei Blair unter und
hauchte ihr ins Ohr: »Du weißt genau, dass du mich liebst.«
Blair lächelte. Sie legte ihren
sorgenschweren Kopf auf Serenas Schulter und die beiden Mädchen bogen nach
rechts in die Neunundneunzigste ein. Nach wenigen hundert Metern tauchten auch
schon die hohen königsblauen Türen der Constance-Billard-Schule vor ihnen auf.
Mädchen mit Pferdeschwänzen und in Schuluniform standen dicht gedrängt vor dem
Portal und plapperten aufgeregt miteinander, als sie die berühmt-berüchtigten
Zwölftkläss- lerinnen von weitem sahen.
»Serena hat nach der Parfümwerbung
einen Mega-Mo- delvertrag angeboten bekommen, hab ich gehört. Sie will jetzt
auch ihr Kind aus Frankreich holen. Sie hat doch letztes Jahr in den Ferien in
Frankreich eins gekriegt, bevor sie zurückgekommen ist. Die Supermodeis haben
jetzt ja alle Babys«, sagte Rain Hoffstetter.
»Sie und Blair wollen gar nicht mehr
studieren, sondern nehmen sich eine Wohnung und ziehen das Kind gemeinsam
auf. Blair hat geschworen, niemals Sex mit Männern zu haben... na ja, und
Serena hat so viel rumgepoppt, das reicht für ein ganzes Leben. Ich meine,
schaut sie euch doch mal an«, zischte Laura Salmon. »Lesbischer geht's ja wohl
nicht.«
»Die beiden kommen sich jetzt sicher
ganz toll vor, wetten? Frauenpower und >wir halten zusammen< und so«,
lästerte Isabel Coates.
»Ja, aber wenn ihre Eltern nichts mehr
mit ihnen zu tun haben wollen, kommen sie sich bestimmt nicht mehr so toll
vor«, warf Kati Farkas ein. Da ertönte das erste Klingeln und die Mädchen
mussten in ihre Klassenzimmer.
»Hey!«, grüßten Serena und Blair auf
ihrem Weg ins Gebäude.
»Coole Schuhe!«, riefen Rain, Laura,
Isabel und Kati wie aus einem Mund. Dabei hatte nur Blair neue Schuhe an.
Serena lief seit Oktober praktisch jeden Tag in denselben abgerockten, alten
Schnürstiefeln aus braunem Wildleder herum. Blair hatte grundsätzlich die
allertollsten Schuhe und die allertollsten Designerteile und Serena sah grundsätzlich
sagenhaft aus - selbst in ihren verschlissenen Internatsklamotten mit
Brandlöchern. Was nur ein weiterer Grund war, die zwei zu hassen - oder zu
lieben -, je nachdem, wer man war und wie man drauf war.
merke: drogenfrei ≠
sorgenfrei
»Den
krieg ich!« Nate Archibald wirbelte seinen Lacrosse- Schläger über den Kopf,
fing den Ball ab und passte ihn gekonnt zu Jeremy Scott Tompkinson rüber. Seine
geröteten Wangen waren mit Matsch beschmiert und in seinen verschwitzten
honigbraunen Locken hingen vertrocknete Central- Park- Grashalme. Kurz gesagt:
Er sah heißer aus als das heißeste männliche Model im gesamten Abercrombie
& Fitch-Katalog. Als er sein Trikot hochzog, um sich den Schweiß aus den
grün glitzernden Augen zu wischen, ließen selbst die auf den Bäumen dösenden
Tauben ein verzücktes Gurren hören. Die Elftklässlerinnen der
Seaton-Arms-Schule, die von der Seitenlinie aus zuschauten, kicherten erregt.
»Boah, guckt ihn euch an!«, stöhnte
eines der Mädchen. »Der hat im Knast wahrscheinlich nur Sport gemacht.«
»Ich hab gehört, wenn er mit der Schule
fertig ist, schicken ihn seine Eltern nach Alaska, wo er in einer Fischkonservenfabrik
arbeiten muss«, sagte ihre Freundin. »Die haben Angst, dass er wieder anfängt
zu dealen, wenn er an die Uni geht.«
»Mir hat jemand erzählt, dass er eine
ganz seltene Herzkrankheit hat. Wenn er nicht regelmäßig kifft, würde er sofort
einen Herzinfarkt kriegen«, sagte eine Dritte. »Irgendwie ganz schön
praktisch.«
Als Nate nichts ahnend in ihre Richtung
lächelte, kniffen alle Mädels gleichzeitig die Augen zu, um nicht ohnmächtig
umzukippen. Gott, er war so was von vollkommen!
Die Saison hatte gerade erst begonnen,
und es war noch kein Mannschaftskapitän bestimmt worden, weshalb sich die Jungs
mächtig ins Zeug legten. Nach dem Spiel ließ Coach Michaels sie noch eine Weile
im freien Training Pässe üben. Nate hatte den Ball gerade seinem Freund Anthony
Avuldsen zugespielt, als in dem am Spielfeldrand liegenden Jackenhaufen sein
Handy klingelte. Er gab Anthony ein Zeichen und sprintete los.
Seine neue Freundin Georgina Sparks,
mit der er seit
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