Wie es uns gefällt
einer Frage an seinen Vater: «Vater, warum sollte es eine Fälschung sein?»
«Es gibt gewisse Leute, William, die den Vater des Barden liebend gern als einen der Ihrigen beanspruchen würden.»
«Für so etwas habe ich vermutlich ein zu schlichtes Gemüt.» Hart schenkte seinen Gästen Tee nach. «Ich glaube, was ich sehe.»
William Ireland lachte. «Ich sehe, was ich glaube.»
Da merkte er, dass ihn sein Vater seltsam musterte. Irgendwie hatte er wohl etwas Falsches gesagt. Er schämte sich. Um seinem Vater zu gefallen, würde er alles tun. Doch jetzt hatte er ihn irgendwie enttäuscht. Das musste er wiedergutmachen, auch wenn er nicht genau wusste, wodurch er ihn enttäuscht hatte. Es schien sich vielmehr um ein generelles Versagen zu handeln.
William arbeitete im Geschäft seines Vaters mit und begleitete ihn bei den unterschiedlichsten Exkursionen, bei denen es immer um Bücher ging. Dennoch ertappte er seinen Vater manchmal dabei, wie er ihn überrascht ansah, als hätte er eben erst entdeckt, dass William zu seinem Haushalt gehörte. Genau das war auch in Ralph Harts guter Stube passiert.
William Ireland hatte seine Mutter nie gekannt. Sein Vater hatte ihm einmal erzählt, sie sei gestorben, als er noch ein Säugling gewesen war. Mehr hatte er zu diesem Thema nicht erfahren. Sie sprachen einfach nicht darüber. Seit vielen Jahren teilte Rosa Ponting mit seinem Vater Tisch und Bett, und doch pflegte William keinen liebevoll-vertrauten Umgang mit ihr. Seine Liebe war einzig und allein für seinen Vater reserviert.
«Nun, Vater, ist es echt? Handelt es sich um ein Original?» Sie beugten sich über das kleine Pergamentblatt und musterten eingehend die krakelige Unterschrift.
«Es handelt sich um eine authentische Urkunde aus jener Zeit. Daran kann kein Zweifel bestehen.»
«Wenn du dir also sicher bist, dann nimm, bitte, dieses Blatt als Geschenk eines Sohnes an seinen Vater an.»
«Möchtest du wirklich nichts dafür haben, Will? Hier ist mein Schlüssel. Du kannst dir jeden beliebigen Band nehmen.»
«Nein, Sir, dafür kann ich nichts annehmen. Eine Gegengabe würde das Geschenk herabsetzen. Es kommt von Herzen.»
«Dieses Papier kommt selbstverständlich nicht in den Verkauf.» An einen Verkauf der Urkunde hatte William nicht einmal im Traum gedacht. «Du solltest diesem Raritätenladen einen zweiten Besuch abstatten. Sieh dich in allen Ecken und Winkeln um. Entlocke ihm seine Geheimnisse.»
Sie hörten Rosa Ponting die Treppe herunterkommen.
«Was heckt ihr beiden Jungs jetzt schon wieder aus? Sicher bin ich die Letzte, die etwas erfährt.» Für sie war und blieb Samuel Ireland ein Kind.
Er musterte sie misstrauisch, als sie den Laden betrat. «Nichts, meine Liebe.»
William war der Anblick von Rosa zwischen den Büchern und Manuskripten unerträglich. «Vater, ich muss noch den Pandosto ausliefern, ehe es zu spät wird.» Er hatte seinem Vater bereits über den Verkauf dieses Buches an Charles Lamb berichtet.
«Willst du tatsächlich noch um diese Zeit das Haus verlassen, William?» Rosa tippte sich an die Nase. «Hoffentlich ist die Dame der Mühe wert.»
Er holte den in braunes Packpapier eingewickelten Band aus dem Regal, als wollte er sich damit gegen sie wappnen. Dann verließ er mit einem genuschelten Gute-Nacht-Gruß schnell den Laden.
Vom Laden in der Holborn Passage war es nicht weit bis zur Laystall Street. Nur wenige Minuten später öffnete ihm Mary Lamb die Tür.
«Ich bin mit Mr Lamb verabredet.» Vielleicht hatte er zu ungestüm geklungen. Er trat einen Schritt zurück. «Verzeihen Sie die Störung.»
«Meinen Sie Charles? Charles ist nicht da.»
Ihr Gesicht lag im Schatten. Hinter ihrem Rücken brannte eine Öllampe in der Diele. Trotzdem fühlte sich William von ihrer freundlichen Stimme angezogen.
«Ich bringe ihm ein Buch vorbei.» Impulsiv streckte er es ihr hin. «Er hat es heute Morgen gekauft.»
«Was ist es denn?»
«Pandosto.»
«Greenes Pandosto? Ach, bitte, kommen Sie doch herein.»
Zögernd blieb er auf der Schwelle stehen.
«Meine Eltern sitzen bei mir im Salon.»
Während er hinter ihr durch die Diele ging, fiel ihm der satte Kupferton ihrer leicht zerzausten Haare auf. Dann fand er sich in einem kleinen überhitzten Zimmer wieder. Ein altes Ehepaar blickte überrascht zu ihm auf. Der Mann verspeiste gerade ein Toastbrot und hatte Butter am Kinn.
«Ich heiße Ireland», stellte er sich vor. «William Henry Ireland.»
Die beiden
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