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Wie es uns gefällt

Wie es uns gefällt

Titel: Wie es uns gefällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ackroyd
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schwiegen und starrten ihn so befremdet an, als wäre er geradewegs aus der Sahara oder den Schneewüsten der Antarktis gekommen.
    «Papa, Mr Ireland hat Charles ein Buch gebracht.» Mr Lamb winkte ihm lachend mit seinem Toastbrot zu. Mrs Lamb war nicht so fröhlich. Sie konnte Überraschungen nicht leiden, schon gar nicht, wenn sie in Gestalt eines rothaarigen jungen Mannes daherkamen, der um acht Uhr abends Bücher vorbeibrachte.
    «Charles ist nicht anwesend, Mr Ireland. Er hat zu tun.»
    «Trotzdem bat er mich, ihm dieses Buch zu bringen.»
    «Lassen Sie mich einen Blick hineinwerfen.» Mary nahm ihm das Päckchen ab und wickelte es aus.
    «Das Besondere daran ist die Widmung, Miss.» Sie schlug die Frontispizseite auf und wiederholte stumm die Worte. Erst jetzt bemerkte er die Narben in ihrem Gesicht. Das Kerzenlicht brach sich in den Einkerbungen und Narbenwülsten auf ihren Wangen. Er wandte den Blick ab und tat so, als würde er sich in die Miniaturen und Kameen an den Wänden des kleinen Raums vertiefen.
    «Also wirklich, Mr Ireland, das ist ein wahrer Schatz! Mama, dieses Buch hat einmal William Shakespeare gehört.»
    «Das ist schon sehr lange her, Mary.» Sie hieß also Mary. «Ich kann mich über deinen Bruder nur wundern. So etwas kauft er, aber für ein Paar Stiefel hat er nicht genug Geld.» Mrs Lamb widmete sich wieder dem Toast, der inzwischen auf der Gabel vor sich hin kokelte.
    «Mr Ireland, hat mein Bruder versprochen, Sie heute Abend zu bezahlen?» Sie fragte ihn so leise, dass ihre Mutter nichts hören konnte.
    Einen Augenblick lang herrschte zwischen ihnen heimliches Einverständnis.
    «Es war keine große Summe – »
    «Wie viel?»
    «Er schuldet mir lediglich zwei Guineen. Eine hat er bereits bezahlt.»
    «Würden Sie mich einen Moment entschuldigen, Mr Ireland?»
    Als Mary das Zimmer verließ, musterte Mrs Lamb den Besucher eindringlich. «Mr Ireland, hat Charles dieses Buch von Ihnen gekauft? Setzen Sie sich wieder an den Kamin, Mr Lamb.»
    Ihr Mann war zu William hinübergeschlendert und wischte sich Staub und Krümel von der Jacke.
    «Nicht direkt.» William zögerte. Die Beachtung, die ihm Mr Lamb schenkte, verwirrte ihn ein wenig. «Wir hatten ausgemacht – »
    «In dem Fall wäre ich Ihnen verbunden, wenn Sie das Buch wieder mitnehmen würden.»
    «O nein.» Mary kam eilig wieder ins Zimmer. «Mama, das ist ein heiliges Buch. Shakespeare persönlich hat darin geblättert. Mr Ireland, möchten Sie uns nicht einen Augenblick Gesellschaft leisten?» Sie trat zu ihm und drückte ihm heimlich zwei Guineen in die Hand. «Möchten Sie etwas trinken?»
    «Gewiss weiß Mr Ireland mit seiner Zeit etwas Besseres anzufangen.» Mrs Lamb hatte nicht die Absicht, sich gastfreundlich zu geben, aber das laute Gelächter ihres Mannes sprach offensichtlich gegen sie.
    «Mama, in der guten Stube steht Portwein. Mr Ireland ist unser Gast.»
    Inzwischen konnte er kaum mehr dankend ablehnen. Seltsamerweise fühlte er sich in Marys Anwesenheit wohl. Sie schien nicht viel von Konventionen zu halten. Außerdem war sie die Schwester von Charles Lamb. Über sie könnte sich ihm vielleicht ein neuer Zugang zu Charles erschließen.
    «Wie klug, dass Charles dieses Buch gefunden hat. Besser gesagt, dass er Sie gefunden hat.»
    «Er kommt oft vorbei.» Er hatte Charles gelegentlich dabei beobachtet, wie er die im Schaufenster ausgestellten Bücher intensiv begutachtete. «Heute Morgen hat er den Laden allerdings zum ersten Mal betreten.»
    «Sie müssen aus der Buchhandlung in der Holborn Passage sein! Charles hat schon oft davon gesprochen. Ich beneide Sie schrecklich darum, dass Sie sich zwischen solchen Dingen aufhalten können. Mama, Mr Ireland besitzt eine Buchhandlung.»
    «Mein Vater ist der Besitzer – »
    «Gehen Ihre Geschäfte gut?» Plötzlich zeigte Mrs Lamb deutlich mehr Interesse.
    «Mit den Geschäften geht’s wie mit der Ehe.»
    «Also wirklich, Mr Lamb. Haben Sie ein alteingesessenes Geschäft?»
    «Mein Vater betreibt es schon seit vielen Jahren.»
    Mary Lamb blätterte im Pandosto. «Das ist das richtige Buch für Winterabende», sagte sie zu William.
    «Ja, Miss Lamb. Und die Welt bleibt außen vor.»
    Sie hob nicht den Kopf. «Vielleicht hat er genau dieses Buch gelesen, bevor er mit dem Wintermärchen begann.»
    «Er las es wie ein kleiner Junge, der auf der Suche nach hübschen Muscheln den ganzen Strand absucht.»
    Erstaunt blickte sie zu ihm auf. «Haben Sie Shakespeare schon immer

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