Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie es uns gefällt

Wie es uns gefällt

Titel: Wie es uns gefällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ackroyd
Vom Netzwerk:
Diskussion über den Selbstmord des Boxers Fred Jackson und setzte sich an einen Tisch vor der Wand des schmalen Gastzimmers. «Ich hätte Sie gerne gehört», sagte Charles.
    «Oh, Sie haben nichts versäumt. Ich bin kein Schauspieler.»
    «Nein?»
    «Dazu braucht man ein gewisses Talent. Man muss überzeugend sprechen können. Mit Enthusiasmus. Das vermag ich nicht.»
    «Aber, William, diese Begabung haben Sie doch.»
    «Zwischen Haben und Vermitteln liegt ein himmelweiter Unterschied.»
    Charles wusste nicht, ob er Voltigern erwähnen sollte. Vielleicht hatte Mary ihm das Stück ganz im Vertrauen gegeben. Es schien, als könnte William seine Gedanken lesen. «Wie geht es Mary? Während des Vortrags wirkte sie ein wenig müde. Nach ihrem Sturz – »
    «Wieder ganz gesund. Das blühende Leben.» Charles hatte immer noch keine Ahnung, wie weit Williams Interesse an seiner Schwester ging. «Durch Sie hat sie etwas ganz Neues entdeckt.»
    «Ach ja?»
    «Shakespeare.»
    «In den war sie doch bereits halb verliebt.»
    «Meine Schwester ist nie halb verliebt. Für sie heißt es immer: ganz oder gar nicht.»
    «Das verstehe ich.» Ireland wandte sich an seinen Begleiter. «Nun, de Quincey, Sie befinden sich in guter Gesellschaft. Charles ist ebenfalls Schriftsteller.»
    De Quincey betrachtete Charles interessiert. «Haben Sie schon etwas veröffentlicht?»
    «Nur ein paar Kleinigkeiten. Essays in den Westminster Words. Sonst nichts.»
    «Das ist eine ganze Menge.»
    «De Quincey schreibt auch Essays, Charles. Leider muss er erst noch einen Verleger finden. Er wartet auf seinen ersten Auftritt.»
    «Darüber zerbreche ich mir kaum den Kopf.» De Quincey errötete und nahm schnell einen Schluck aus seinem Glas. «Ich mache mir keine große Hoffnung.»
    Sie tranken in den Abend hinein und wurden mit jedem Krug lauter und lebhafter. Die anderen waren gegangen. Jetzt waren nur noch Charles, William und de Quincey übrig. Charles hatte William in das Rüpelspiel eingeweiht und dabei ganz vergessen, dass ihm Mary dringend geraten hatte, dieses Thema zu vermeiden. Außerdem erzählte er ihm, er wolle bei der Ostindien-Kompanie kündigen und Romane schreiben. Oder Gedichte. Jedenfalls etwas völlig anderes als seine jetzige Tätigkeit.
    «Es widert mich an», meinte de Quincey. «Jeder von uns kennt nur einen winzigen Lebensmittelpunkt: Ich – meine Gedanken – mein Vergnügen – meine Taten. Immer nur ich. Das ist wie ein Gefängnis. Die ganze Welt besteht aus selbstsüchtigen Leuten. Alles andere ist völlig unwichtig.» Er trank noch einen Schluck. «Ich möchte über mich hinauswachsen.»
    «Shakespeare hat sich in andere Menschen hineinversetzt», merkte Ireland an. «Er ist die Ausnahme. Er hat sich in ihren Seelen eingenistet und die Welt durch ihre Augen betrachtet. Er hat aus ihrem Mund gesprochen.»
    Charles war inzwischen so betrunken, dass er dem Gespräch nicht mehr folgen konnte. «Glauben Sie wirklich, dass es von Shakespeare ist? Dieses Ding da. Mary hat es mir gezeigt.»
    « Vortigern? Das ist sein Stück. Das steht außer Frage.»
    «Unmöglich, mein Lieber.»
    «Und warum?» Ireland schaute ihn trotzig an. «Hat es etwa nicht seinen Stil? Seine Sprachmelodie?»
    «Ich kann nicht glauben – »
    «Nein, können Sie nicht? Wer hätte es denn sonst schreiben sollen? Nennen Sie einen Namen.» Charles blieb stumm und trank sehr bedächtig aus seinem Glas. «Da sehen Sie es doch – niemand. Es fällt Ihnen niemand ein.»
    «Sie müssen mit meiner Schwester behutsam umgehen.»
    «Behutsam?»
    «Mary ist seltsam. Sehr seltsam. Sie ist Ihnen verbunden.»
    «Umgekehrt genauso. Allerdings haben wir kein – kein Interesse aneinander. Also muss ich auch nicht behutsam sein.»
    «Dann geben Sie mir also Ihr Ehrenwort, dass Sie ihr nicht zu nahe treten werden.» Leicht schwankend stand er auf.
    «Ihr zu nahe treten? Was meinen Sie damit?»
    Charles war nicht sicher, was er damit meinte. «Keine tieferen Absichten.»
    «Was berechtigt Sie dazu, mich ins Kreuzverhör zu nehmen?» Auch Ireland war stockbetrunken. «Weder will ich jemandem zu nahe treten, noch hege ich irgendwelche Absichten.»
    «Also geben Sie mir Ihr Wort.»
    «Gar nichts werde ich Ihnen geben. Ich weigere mich. Rundheraus.» Er stand auf, um Charles direkt ins Visier zu nehmen. «Ich kann Sie nicht als meinen Freund betrachten. Ihre Schwester tut mir leid; mit so einem Bruder geschlagen zu sein.»
    «So, so, sie tut Ihnen also leid? Mir auch.»
    «Was

Weitere Kostenlose Bücher