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Wie es uns gefällt

Wie es uns gefällt

Titel: Wie es uns gefällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ackroyd
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meinen Sie denn damit?»
    «Ich meine, was ich will.» Er fuchtelte mit der Hand durch die Luft und stieß dabei seine Flasche zu Boden. «Ich liebe meine Schwester, und außerdem tut sie mir leid.»
    «Und das Stück ist doch von Shakespeare», sagte de Quincey.

10
     
     
     
    Zwei Tage später betrat Richard Brinsley Sheridan die Buchhandlung in der Holborn Passage. Man hatte Samuel Ireland eine Stunde zuvor durch eine hastig hingekritzelte Nachricht gewarnt. Nun stand er zu Sheridans Begrüßung bereit. «Mein lieber Sir. Welche Ehre.» Sheridan verbeugte sich. «Wir sind alle unglaublich stolz.»
    «Wo steckt der junge Mann der Stunde?» Wegen seiner stattlichen Figur hatte Sheridan Mühe, sich umzudrehen, als William die Treppe herunterkam. «Sind Sie das?»
    «Ich bin William Ireland, Sir.»
    «Sir, darf ich Ihnen die Hand drücken? Sie haben einer großen Sache einen Dienst erwiesen.» Sheridan betonte jedes Wort, als wäre es für ein unsichtbares Publikum bestimmt. «Meines Erachtens war es Mr Dryden, der Vortigern als großartiges Thema für ein Drama empfahl.»
    «Das wusste ich bislang nicht, Sir.»
    «Warum sollten Sie auch? Seine Vorworte sind im Allgemeinen nicht bekannt.»
    «Leider.»
    «Offensichtlich ist ihm unser Barde zuvorgekommen.» Schwungvoll zog Sheridan das Manuskript aus seiner Rocktasche. «Ihr Vater hat es mir letzten Dienstag per Droschke geschickt. Verbindlichsten Dank.» Sheridans Augen funkelten vor Begeisterung. «Hierin verbergen sich kühne Ideen, Sir, auch wenn einige unbeholfen und noch nicht ganz ausgegoren wirken.»
    «Sir?» William wirkte ziemlich verblüfft.
    «Shakespeare muss noch ein sehr junger Mann gewesen sein, als er es schrieb. Da gibt es eine Zeile – » Sheridan mimte das personifizierte Gedächtnis und legte die Hand auf die Stirn. «‹Unter dem ewig wandelnden Himmelszelt, fleh ich Verzeihung vom Vater fern.› Wandelnd und fern haben eine zu ähnliche Bedeutung, aber das wandelnde Himmelszelt ist wahrlich außergewöhnlich.» William sah ihn sprachlos an. «Nun ja, Mr Ireland, ich bin kein Kritiker, sondern Theatermacher. Dieses Stück wird das Drury Lane füllen. Ein neues Drama von William Shakespeare. Entdeckt unter mysteriösen Umständen. Das gibt eine Sensation.»
    «Werden Sie es aufführen?»
    «Das Drury Lane hat es gelesen. Das Drury Lane schätzt das Stück. Das Drury Lane nimmt es an.»
    «Vater, das sind ja wundervolle Neuigkeiten!»
    «Ich sehe bereits Mr Kemble als Vortigern vor mir», fuhr Sheridan fort. «Eine ungemein stattliche Gestalt auf unserer Bühne. So imposant. So wuchtig. Und Mrs Siddons als Edmunda? Ganz leicht und graziös. Ein wirklich zauberhaftes Geschöpf!»
    «Dürfte ich mir einen Vorschlag erlauben? Mrs Jordan als Suetonia.» William hatte Sheridans Stimmung aufgegriffen. «Ich habe sie letzte Woche in Die verleumdete Braut gesehen. Mr Sheridan, ich war überwältigt.»
    «Sie haben eine Künstlerseele, Mr Ireland. Sie verstehen uns. Wenn ich die Augen schließe, sehe ich Mrs Jordan als Suetonia förmlich vor mir.» Sheridan schloss tatsächlich die Augen. «Und was ist mit Harcourt als Wortimerus? Wenn Sie ihn im Zerrissenen Schleier gesehen hätten, hätten Sie sich zu Tode gefürchtet. Er war hinreißend. Aber, was meinen Sie?» Zögernd sah er sich nach Samuel Ireland um. «Sollten wir das Stück mit dem Hinweis ‹Vermutlich von Shakespeare› ankündigen? Falls irgendwelche Zweifel aufkommen sollten? Wie stehen Sie dazu?»
    Samuel Ireland trat einen Schritt zurück. Plötzlich wirkte er noch aufrechter. «Mr Sheridan, was gibt es hier zu bezweifeln?»
    «Nur ein paar klitzekleine Sachen. Einige Unregelmäßigkeiten in der Sprachmelodie. Ein paar kleine Reimfehler. Ein winziger Hauch von Zweifel.»
    «Hier gibt es nichts zu bezweifeln. Wenn wir zweifeln», sagte William, «löschen wir das Licht aus.»
    «Eine gute Metapher, Sir. Sie klingen ein wenig wie der Barde, wenn ich das so sagen darf.»
    «Ich hege nicht den Ehrgeiz, Theaterstücke zu schreiben, Mr Sheridan.»
    «Und doch war Shakespeare wahrscheinlich in Ihrem Alter, als er dieses Stück schrieb.»
    «Dazu kann ich nichts sagen.» William lächelte. «Das weiß ich nicht.»
    «Natürlich, das weiß niemand.» Sheridan wandte sich wieder an Samuel Ireland. «Mein Sekretär, Mr Dignum, hat die Rollen abgeschrieben. Es wäre eine große Ehre, wenn Sie und Ihr Sohn morgen Abend unseren Pizarro besuchen würden. Sie müssen eine Vorstellung von der Breite

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