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Wie es uns gefällt

Wie es uns gefällt

Titel: Wie es uns gefällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ackroyd
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Fettwanst. Mein Vater hat sich so tief verbeugt, dass man ihm in den – » Ireland prustete los. «Mehr will ich nicht sagen.»
    «Aber was hat der Prinz gemacht?»
    «Er ließ sich die Manuskripte bringen, setzte sich in einen Sessel, den der Höfling für ihn herbeigeschafft hatte, und «versenkte sich» eine Minute darin, wie er es ausdrückte. Es können auch zwei gewesen sein. Der ganze Laden stank nach seinem Kölnischwasser.»
    «Und was hat er dazu gesagt?»
    «Ich zitiere wörtlich.» Ireland imitierte den Prinzen von Wales bis ins kleinste Detail, seine Stimme, seine Gestik. Leider wusste das de Quincey nicht. «‹Diese Dokumente erinnern lebhaft an Stücke aus dieser Periode. Allerdings ließe sich nach dieser flüchtigen Begutachtung jedwede kategorische Entscheidung schlichtweg nicht rechtfertigen.› Und daraufhin erwidert mein Herr Vater: ‹Selbstverständlich, Euer Gnaden. Undenkbar.›»
    «Und dann?»
    «‹Ich bin überzeugt›, sagte Prinz Fettwanst, ‹ich bin überzeugt, dass die englische Nation mit Freuden den zu erwartenden Gewinn aus diesen Stücken genießen wird.›»
    «Was soll das denn heißen?»
    «Weiß der Himmel. Mein Vater hat mir später erklärt, dass Mitglieder des Königshauses nie eine Meinung äußern dürfen. Ich vertrat eine andere Ansicht und verwies dazu auf die Kriege in der Neuen Welt.»
    «Ist er denn lange geblieben?»
    «Von wegen. Er stand sofort auf und wollte gehen. Mein Vater schwirrte aufgeregt um ihn herum. Euer Gnaden – ungeahntes Privileg – unser innigster Wunsch. Und so weiter. Kaum war er weg, küsste mein Vater den Sessel und schwor heilige Eide, darauf dürfe sich nie wieder eine Menschenseele setzen.»
    «Aber du warst nicht so beeindruckt.»
    «Beeindruckt? Von diesem Scharlatan? Da verbeuge ich mich doch lieber vor dem Straßenkehrer dort draußen. Der hat mehr natürliche Würde.»
    «Außerdem hat er eine Arbeit.»
    «Ganz genau.» William stellte sein Glas hin und nahm das Päckchen, das er von Askew mitgebracht hatte. «Ich muss wieder zurück. Ich traue den Straßen zwischen hier und Holborn nicht.»
     
     
    Sein Vater erwartete ihn schon hinter dem Ladentisch. William wusste sofort, dass ihm nicht wohl in seiner Haut war.
    «Man hat eine Untersuchungskommission gebildet», sagte Samuel.
    «Wie bitte?»
    «Eine Untersuchungskommission. Für deine Manuskripte.»
    «Ich hatte gedacht, es wären unsere Manuskripte. Was denn für eine Kommission?»
    «Mr Stevens und Mr Ritson, zwei Feinde von Mr Malone, haben andere dazu überredet, mit ihnen gemeinsam das von dir gefundene Material umfassend zu untersuchen. Mr Malone hat mir einen Brief geschickt, worin er kurz schildert, was diese Leute im Schilde führen. Sie wollen unbedingt seinen guten Ruf ruinieren.»
    «Seinen guten Ruf? Und wie steht es mit meinem? Und deinem?» Samuel Ireland zuckte zusammen. «Das ist empörend. Und schockierend. Damit posaunen sie praktisch in die ganze Welt hinaus, dass sie uns falsches Spiel unterstellen.» Plötzlich lachte William schallend los. «Als wäre das möglich.»
    «Hier gibt es nichts zu lachen.»
    «Aber etwas anderes kann man doch gar nicht tun, Vater. Wie soll ich denn sonst darauf reagieren?»
    «Das wirst du doch wohl erkennen, oder? Du musst deine Gönnerin herbeischaffen.»
    «Warum sollte ich auf diese feinen Herren auch nur einen Funken Rücksicht nehmen? Sie bedeuten mir nichts.»
    «Sie bedeuten alles für dich. Sie werden deine Richter und deine Geschworenen in Personalunion sein. Du musst sie an die Quelle dieser Dokumente führen.»
    «Unmöglich, das geht nicht.»
    «William, es tut mir ja leid, dass ich dich bedränge, aber dabei muss man auch weitere Kreise berücksichtigen. Das bist du der englischen Öffentlichkeit schuldig. Diese Blätter sind sozusagen ihr Erbgut.»
    «Ich habe es dir doch schon gesagt. Meine Gönnerin will weder namentlich noch in Person bekannt werden. Sie hat mir diese Blätter mit der Auflage zu striktester Geheimhaltung überlassen. Woher weiß ich denn, ob sie in Anwesenheit dieser Herren plötzlich nichts mehr von mir und meinem Tun wissen will? Denk doch auch einmal an diese Möglichkeit, Vater.»
    «Du musst sie überreden – »
    «Für Überredungskünste hat sie taube Ohren.»
    «William, überlege doch nur, welche Konsequenzen das für mich hat.»
    «Vater, du hast ganz genau gewusst, unter welchen Bedingungen ich dir diese Dokumente ausgehändigt habe.»
    «Du bist sehr grausam zu deinem

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