Wie Feuer und Eis - On Thin Ice
Mischung aus Horror und Wut. Sie riss sich die Jacke vom Leib, warf sie über einen Monitor. Sah sich wieder um und schüttelte den Kopf. »Wo soll ich da nur anfangen?«
Er nahm sie wieder bei der Hand, zog an ihrer Hand. »Denen ist nicht mehr zu helfen. Hier entlang.«
Sie folgte ihm nur, weil er sie hinter sich herzog wie ein widerspenstiges Kind am ersten Schultag. Sie war Ärztin. Blut und Körperteile bedeckten Boden und Einrichtung, und sie konnte die Augen nicht von dem Massaker lassen.
9:57:04
»Was soll ich dann hier?«, wollte Lily wissen und drehte sich endlich zu ihm um.
»Du musst mir helfen, das auseinander zu dividieren.« Das war eine schwarze Metallbox von der Größe eines Tornisters, die an einem Strang aus vielfarbigen Drähten an einen Computer angeschlossen war. Die Außenwand lag daneben.
»Sieht aus wie etwas, das irgendwer zusammengebastelt hat«, sagte Lily. »Steck es doch einfach aus.«
»Ferngesteuerte Zündung. Diese Drähte müssen gekappt werden. In der richtigen Reihenfolge.«
Ihre Augen wurden groß. »Das ist eine Bombe.«
»Unter normalen Umständen…«, sagte Derek grimmig, und seine ganze Aufmerksamkeit galt den unerbittlich heruntertickenden
Ziffern auf dem schwarzen Monitor. Sieben Minuten, neunzehn Sekunden . Er schnaubte. »... Wäre jetzt eine Spezialeinheit hier, die ihrerseits einen Roboter mit Kamera einsetzen würde. Und dann käme der Bombenexperte herein, in voller Schutzmontur und mit umfassender Unterstützung und würde die Bombe entschärfen.«
Sein Bombenexperte war Lily.
Verdammt. Er hielt ihr die Pinzette und die Drahtschere hin, die er auf einem der Tische entdeckt hatte, dann zog er sie zu sich, bis sie neben ihm vor dem Monitor kauerte. »Ich sehe nicht gut genug. Hier.« Er reichte ihr das Werkzeug.
Himmel. Eine Pinzette und eine kleine Schere. Und er betete. Betete, wie nie zuvor in seinem Leben, dass seine T-FLAC-Kollegen genau in dieser Sekunde hereinkamen. Dass er jede Nanosekunde ihre Schritte hören würde.
6:02:57
Lily warf ihm einen besorgten Blick zu. »Du hast das schon einmal gemacht, oder?«
»Die sind alle unterschiedlich«, wich er aus. Bomben waren nicht gerade sein Spezialgebiet. Aber sie würden die Lektion beide in Windeseile lernen.
5:00:01
»Ganz vorsichtig«, instruierte er sie. »Nimm den gelben Draht auf. Ja. Genau so. Langsam … langsam. Halte ihn so. Und jetzt zieh vorsichtig den weißen darunter heraus und zieh den weißen aus dem Weg … Gut.«
Es gab einen lauten Krach und einen Schrei, als jemand die Treppe herunterfiel. Dann drangen flüsternde Stimmen fünf Stockwerke tief nach unten. Die Verstärkung war da.
Nicht seine Leute. Die hätten das mit dem Eis gemerkt.
Zur Hölle, verdammt.
»Mach dir ihretwegen keine Sorgen«, sagte er ruhig. Ihre Chirurgenhände waren es gewohnt, kniffelige Eingriffe durchzuführen und blieben völlig ruhig, während sie mit den Drähten Mikado spielte.
Schneller. Schneller. Schneller. »Okay, jetzt nimm den obersten roten Draht … nein, den nächsten … den da, ja. Zieh ihn zwischen dem gelben und dem weißen durch.«
»Derek«, sagte Lily sanft, ohne ihn anzusehen. »Könntest du direkt zur Sache kommen, anstatt es mir scheibchenweise zu erklären? Da sind eine Million Drähte. Wir haben ganz offensichtlich nicht den ganze Tag Zeit. An welchen Draht soll ich rankommen? Und was mache ich mit ihm, wenn ich ihn habe?«
Nach dem Lärm zu schließen, hatten die Neuankömmlinge das dritte Stockwerk erreicht. Leise waren sie nicht gerade. Derek nahm die Baer in die linke Hand und drehte sich halb auf den Hacken um. Er konnte nicht gleichzeitig die Treppe und Lily im Auge behalten. Also lauschte er auf die näher kommenden Männer, und hielt den Blick auf Lilys zarte Hände gerichtet.
»Siehst du den kurzen Schwarzen hinten links?«
»Durchschneiden?«
Tja. Vermutlich schon . »Ja.« Falls da kein Zündverzögerungsrelais eingebaut war … Er versuchte, zu erkennen, ob es ein duales Zündsystem gab. Vorhin hatte er keines sehen können … aber, er hatte auch nur sein Zyklopenauge. Er schaute noch mal hin.
4:01:45
Wie lang würde sie brauchen, jeden einzelnen Draht beiseite zu schieben, um an ein kurzes, unberechenbares Kabel im
Hintergrund heranzukommen, ohne den Zündmechanismus auszulösen? Mehr als …
Drei Minuten, vierzig Sekunden.
Und, Gott helfe ihm, wenn er sich irrte?
»Okay, ich mache das«, sagte Lily so seelenruhig zu ihm, als müsste
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