Wie Feuer und Eis - On Thin Ice
bedurft, und es war, als sei eine Bombe explodiert. Der Einschlag war total und vollständig. Sein Aussehen, sein Charme und dann der körperliche Einschlag, die chemische Reaktion; dieses Ich kann es nicht abwarten, mir die Kleider vom Leib zu reißen und dich Haut an Haut zu spüren , das Lily bis ins Mark schockiert hatte - schockiert und, Gott helfe ihr, zu Tode geängstigt. Alles, was so machtvoll, so intensiv war, musste gleichzeitig gefährlich sein.
Alles, was ein Mensch derart verzweifelt haben wollte, konnte ihm rasch wieder genommen werden. Ein Mensch konnte innerhalb eines Herzschlags von Euphorie in Verzweiflung verfallen.
Unglücklicherweise hatte sie die Zähne in ihn graben wollen,
seine Haut lecken und schmecken wollen, die Fäuste in sein langes dunkles Haar graben und seinen Mund auf ihren zerren wollen. Sie hatte Vorsicht und Vernunft in den Wind schlagen wollen.
Nach ihrer ersten Verabredung mit ihm, erinnerte sich Lily schaudernd, hatte sie jede Menge Dinge gewollt, die allesamt schlecht für sie waren. Also war sie Derek davongelaufen und auf direktem Weg in den offenen Armen seines besten Freundes gelandet, was ihr ein ganz anderes Schlamassel beschert hatte. Und wenn das für eine Witwe keine traurige Feststellung war - dann wusste sie auch nicht mehr weiter.
Und die Wirklichkeit, die niederschmetternde Wirklichkeit war, dass Derek sie hatte gehen lassen. Er hatte nichts getan, damit sie es sich anders überlegte. Am Abend der Verlobungsfeier hatte er ihr charmant zugeprostet, und bei der Hochzeit war er Seans Trauzeuge gewesen, hatte gelacht und gescherzt und mit allen Frauen geflirtet.
Diese Hitze, dieses Feuer war also total einseitig gewesen. Du hast mich schon einmal zum Narren gehalten, dachte sie wehmütig.
Während sie verheiratet gewesen war, hatte er mit keinem Wort, keinem Blick irgendetwas versucht. Aber danach … war die Hitze zurückgekehrt wie ein schwelendes Glimmen unter trockenem Herbstlaub, das nur darauf wartete, zu einem gigantischen Freudenfeuer entzündet zu werden. Wenn sie hier blieb, würde sie in null Komma nichts zu Asche verbrennen.
»Tu mir einen Gefallen«, sagte Lily leise, nahm die Schürze ab und warf sie zu den anderen Sachen in die Ecke. »Fahr dieses Jahr nicht beim Rennen mit.« Die mörderische, über tausend Meilen lange Strecke von Anchorage nach Nome war auch ohne Derek schon brutal und fordernd genug. Sie hatte
bereits jetzt zu viele Fragen und zu wenig Fakten im Kopf. Sie wollte die Spreu vom Weizen trennen, ohne dass Derek ihr die Sinne benebelte.
Er zog eine Augenbraue hoch. »Und warum, zur Hölle, nicht? Hast du Angst, dass ich dich wieder besiege?«
Lily hatte ihn trainiert und ihm seine Hunde verkauft. Er war ein exzellenter Musher und schon zweimal schneller als sie gewesen. Er war ein starker Gegner, entschlossen, kampflustig und konzentriert. Sie hatte den Wettkampf immer genossen, aber dieses Jahr war es aus irgendeinem Grund anders. »Ich würde das Rennen gerne fahren, ohne dass du meinen Rücken angaffst.«
»Jetzt schmeichelst du dir selber, Doc«, sagte Derek sanft, ein Funkeln in den Augen. »So attraktiv du auch bist, wenn ich fahre, dann fahre ich, um zu gewinnen. Dürfte schwierig werden, deinen Rücken anzugaffen, wenn ich ein Riesenstück voraus bin.«
»In deinen Träumen, vielleicht«, blaffte Lily, die zwischen Belustigung und Verärgerung schwankte. »Ich will das Rennen mit voller Konzentration fahren. Wenn du dabei bist...«
»Ah, hab Dank, mein Herz! Soll das etwa heißen, ich lenke dich ab?« Er sah sie mit einem lasziven Blick an, der irgendwo in ihrem schmerzenden Körper eine Reaktion provozierte. Das war es, dachte sie, genau das war es, weshalb sie ihn dieses Jahr nicht beim Rennen dabeihaben wollte.
Sie wusste, wie sie mit Derek klarkommen konnte. Aber das hieß nicht, dass sie das wollte . Sie drehte angelegentlich den Ehering am Finger. Als sie seinen Blick an der Stelle spürte, stopfte sie die Hände schnell in die Taschen ihrer Jeans. Sie konnte durchaus so feinsinnig wie Mata Hari sein. Der Ehering war ihr Schutzschild, und sie setzte ihn rücksichtslos ein, um den Feind in Schach zu halten.
»Hast du denn kein bisschen Ernst in den Knochen?«, fragte sie verärgert.
»Oh, doch«, versicherte Derek mit einem durchtriebenen Leuchten in den blauen Augen und offenkundig nicht im Mindesten aus dem Konzept gebracht. »Ich habe etliche Knochen, die es sehr ernst meinen.«
2
Die Schlampe hatte
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