Wie funktioniert die Welt?
»Das ist eben so«? Oder werden wir uns bemühen, noch elementarere Teilchen zu finden, mit denen sich die Eigenschaften von Quarks, Leptonen und Bosonen scheinbar erklären lassen? Und wenn ja, setzt sich das Ganze zu noch elementareren Teilchen fort? Geht es so immer weiter? Oder werden wir eines Tages auf die Frage, warum dieses Teilchen jene Eigenschaften hat, einfach erwidern: »Es hat sie eben«? Werden wir irgendwann eingestehen müssen, dass es im Universum kein »Warum« gibt? Es ist eben so.
Auf welcher Hierarchieebene unserer Kenntnisse werden wir auf die Antwort »Es ist eben so« zurückgreifen? Die erste Ebene (mit dem geringsten Wissen über die Welt) ist religiöser Natur: Die Götter des Olymp sind jeweils für irgendein irdisches Phänomen verantwortlich, oder der allwissende monotheistische Gott hat die Welt erschaffen und dafür gesorgt, dass alles durch Mittel, die für Menschen wahrhaft unverständlich sind, funktioniert. Aristoteles und andere griechische Philosophen nahmen in ihre Theorien über die Funktionsweise der Welt auch die olympischen Götter auf (Erde, Wasser, Feuer und Luft wurden bestimmten Göttern zugeordnet), Demokrit und andere Philosophen dagegen waren deterministisch und materialistisch eingestellt: Sie suchten nach vorhersagbaren Gesetzmäßigkeiten und einfachen Bausteinen, aus denen die komplexe Welt, die sie um sich herum beobachteten, zusammengesetzt sein könnte. In der Evolution des wissenschaftlichen Denkens gab es verschiedene »Es ist eben so«-Momente, in denen eine Erklärung oder Theorie gegen eine Wand zu laufen schien, bis jemand kam und sagte »vielleicht auch nicht«, um dann das Wissen weiter voranzubringen. Wenn wir aber zu den ganz grundsätzlichen Fragen nach dem Universum (und unserer Existenz) kommen, wird die Antwort »Es ist eben so« wahrscheinlicher. Eine grundlegende wissenschaftliche Frage lautete: Wird man in der Natur irgendwann wahrhaft unteilbare Teilchen finden? Die zugehörige philosophische Frage lautet: Kann es in der Natur überhaupt wahrhaft unteilbare Teilchen geben?
Auf irgendeiner Ebene ist die nächste Gruppe mathematisch abgeleiteter »Teilchen« möglicherweise so offensichtlich nicht beobachtbar/»real«, dass wir sie stattdessen einfach als Einheiten in einem mathematischen Modell behandeln werden, das die Eigenschaften der beobachtbaren Teilchen in der darüberliegenden Ebene zutreffend zu beschreiben scheint. An dieser Stelle würde die Antwort auf die Frage, warum solche Teilchen sich so verhalten, wie es das mathematische Modell beschreibt, »Sie tun es eben« lauten. Wie weit wir mit solchen Modellen nach unten kommen, wird wahrscheinlich davon abhängen, inwieweit eine neue Ebene in dem Modell uns in die Lage versetzt, zuvor unerklärliche beobachtete Phänomene zu erklären oder neue Phänomene richtig vorauszusagen. (Oder vielleicht werden wir auch aufgehalten, weil das Modell einfach zu komplex wird.)
Für Deterministen, die immer noch wegen der Wahrscheinlichkeiten der Quantenmechanik oder der philosophischen Frage nach der Zeit vor dem Urknall beunruhigt sind, ist dies ein weiterer Schritt zur Anerkennung des wahrhaft unlösbaren Rätsels unseres Universums – sie finden sich damit ab, auch wenn sie es vielleicht nicht akzeptieren. Immer noch könnte ein neues, viel besseres Modell auf der Bildfläche erscheinen.
Patrick Bateson
Die Biologie untergraben
Professor für Verhaltensforschung, Universität Cambridge; Coautor (mit Paul Martin) von Design for a Life
Vor zwei Jahren verschaffte ich mir einen Überblick über die Belege für Inzucht bei Rassehunden. Inzucht kann auf verschiedenen Wegen zu einer Verringerung der Fruchtbarkeit führen: durch geringere Wurfgröße und verminderte Lebensfähigkeit der Spermien, Entwicklungsstörungen, niedrigere Geburtenrate, höhere Welpensterblichkeit, kürzere Lebensdauer, zunehmendes Auftreten erblicher Erkrankungen und Störungen der Immunfunktion. Das Immunsystem ist in einem gesunden Organismus von großer Bedeutung für die Beseitigung von Krebszellen, und eine verringerte Immunfunktion lässt das Risiko von Tumoren ansteigen. Diese bei Haushunden gut dokumentierten Fälle bestätigen, was man aus den Wildpopulationen vieler anderer Arten weiß. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass eine ganze Reihe von Mechanismen die Inzucht in der Natur weniger wahrscheinlich machen. Einer davon ist die Wahl unbekannter Individuen als Sexualpartner.
Aber trotz aller Belege
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