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Wie funktioniert die Welt?

Wie funktioniert die Welt?

Titel: Wie funktioniert die Welt? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brockman , Herausgegeben von John Brockman
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sollen nicht über das Notwendige hinaus vermehrt werden
. William von Ockham schenkte uns ein metaphysisches Prinzip für die Entscheidung zwischen konkurrierenden Theorien. Unter ansonsten gleichen Voraussetzungen ist es rational, wenn man die Theorie bevorzugt, die weniger ontologische Annahmen macht.
    [Wir sollen] an Ursachen zur Erklärung natürlicher Dinge nicht mehr zulassen, als wahr sind und zur Erklärung jener Erscheinungen ausreichen.
Dies formulierte Isaac Newton in seinen
Principia mathematica
als erste Regel für philosophische Überlegungen. Man lässt alles, was keinen Erklärungswert hat, weg und bürdet die Beweislast dem Vertreter der weniger einfachen Theorie auf. Oder, wie Albert Einstein es formulierte:
Es ist das große Ziel aller Wissenschaft … die größtmögliche Zahl empirischer Tatsachen durch logische Ableitung aus der kleinstmöglichen Zahl von Hypothesen oder Axiomen zu erklären.
    In der heutigen Fachdiskussion wurden natürlich neue Fragen aufgeworfen: Warum soll man überhaupt Metaphysik betreiben? Ist das, was wir messen sollten, nicht einfach die Zahl freier, einstellbarer Parameter in konkurrierenden Hypothesen? Fängt nicht syntaktische Einfachheit die Eleganz am besten ein, beispielsweise in zahlenmäßig grundsätzlichen Abstraktionen und Prinzipien, deren eine Theorie sich bedient? Oder finden wir das wahre Kriterium der Eleganz letztlich in der Statistik – in der Auswahl des besten Modells für eine Menge von Datenpunkten, wobei die Sparsamkeit mit der »Passgenauigkeit« einer geeigneten Kurve in ein optimales Gleichgewicht gebracht wird? Und für ontologische Einfachheit nach der Art Ockhams lautet die große Frage natürlich nach wie vor: Warum soll eine sparsame Theorie mit größerer Wahrscheinlichkeit wahr sein? Wurzelt das alles nicht letztlich in der tiefverborgenen Überzeugung, dass Gott ein schönes Universum geschaffen haben muss?
    Für mich ist es faszinierend, wie die Idee der Einfachheit im Laufe der Jahrhunderte ihre Kraft bewahrt hat. Als metatheoretisches Prinzip hat sie ihre große Leistungsfähigkeit bewiesen – die umstürzlerische Fähigkeit von Vernunft und reduktiver Erklärung. Die formale Schönheit der theoretischen Einfachheit ist tödlich und kreativ zugleich. Sie zerstört überflüssige Annahmen, von denen wir einfach nicht glauben mögen, dass sie falsch sind, wahrhaft elegante Erklärungen dagegen gebären stets völlig neue Sichtweisen für die Welt. Eines wüsste ich wirklich gern: Kann man die grundlegende Einsicht – die destruktive, kreative Tugend der Einfachheit – aus dem Bereich der wissenschaftlichen Erklärungen in die Kultur oder auf die Ebene des bewussten Erlebens übertragen? Welche Art formaler Einfachheit würde unsere Kultur zu einer tieferen, schöneren Kultur machen? Und was ist ein eleganter Geist?

Sean Carroll
Einstein erklärt, warum die Gravitation universell ist
    Theoretischer Physiker, California Institute of Technology; Autor von From Eternity to Here: The Quest for the Ultimate Theory of Time
    Die alten Griechen glaubten, schwere Gegenstände würden schneller fallen als leichte. Dafür hatten sie gute Gründe; ein schwerer Stein fällt schnell, ein Stück Papier dagegen flattert sanft zu Boden. Galilei jedoch machte mit einem Gedankenexperiment auf einen Schwachpunkt aufmerksam. Stellen wir uns einmal vor, wir würden das Stück Papier an dem Stein festbinden. Das neue System ist insgesamt schwerer als jeder seiner Bestandteile und sollte demnach schneller fallen. In Wirklichkeit jedoch verlangsamt das Papier den Sturz des Steins.
    Galilei vertrat die Ansicht, die Fallgeschwindigkeit von Gegenständen sei in Wirklichkeit eine universell gültige Größe und sowohl von ihrer Masse als auch von ihrer Zusammensetzung unabhängig, nur komme der Luftwiderstand ihr in die Quere. Diese Aussage verdeutlichte der Apollo- 15 -Astronaut Dave Scott, indem er im Beinahe-Vakuum auf der Mondoberfläche eine Feder und einen Hammer fallen ließ; wie Galilei vorausgesagt hatte, fielen beide gleich schnell.
    Viele Wissenschaftler haben sich gefragt, warum das so ist. Im Gegensatz zur Gravitation reagieren Teilchen in einem elektrischen Feld unterschiedlich; positive Ladungen werden in eine Richtung gedrückt, negative in die andere und neutrale in überhaupt keine. Die Gravitation dagegen ist universell; auf sie reagiert alles auf die gleiche Weise.
    Als Albert Einstein über diese Frage nachdachte, kam ihm »der

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