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Wie funktioniert die Welt?

Wie funktioniert die Welt?

Titel: Wie funktioniert die Welt? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brockman , Herausgegeben von John Brockman
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ihm 1921 den Nobelpreis einbrachte. Dass die Lage einige Jahre zuvor durchaus nicht so klar war, ergibt sich aus einem berühmten Brief aus dem Jahr 1913 , der von Planck, Walter Nernst, Heinrich Rubens und Emil Warburg unterzeichnet war und Einstein für die Mitgliedschaft in der Preußischen Akademie der Wissenschaften vorschlug. Sie schrieben: »Dass er mit seinen Spekulationen wie seiner Hypothese über die Lichtquanten vielleicht gelegentlich über das Ziel hinausgeschossen ist, sollte nicht allzu stark gegen ihn ausgelegt werden, denn wenn man nicht gelegentlich ein Risiko eingeht, kann man selbst in der exaktesten Wissenschaft keine echten Neuerungen einführen.« Einsteins tiefgreifende, elegante, schöne Erklärung aus dem Jahr 1905 , in der er die Entropie von Strahlung mit der Vorstellung von Lichtquanten verband, spricht nachdrücklich dafür, dass Spekulationen gelegentlich nützlich sind.

Jeremy Bernstein
Ein kleines Rad drehen
    Emeritierter Professor für Physik, Stevens Institute of Technology; früher Redaktionsmitglied beim New Yorker ; Autor von Quantum Leaps
    Wenn man mit einer solchen Frage konfrontiert wird, ist man leicht versucht, »das große Rad zu drehen« und beispielsweise Einsteins Relativitätstheorie zu nennen. Ich möchte stattdessen ein kleines Rad drehen. Als Planck zu Beginn des 20 . Jahrhunderts sein Wirkungsquantum einführte, war ihm klar, dass dies eine Reihe neuer natürlicher Einheiten möglich machte. Die Planck-Zeit zum Beispiel ist die Quadratwurzel aus der Planck-Konstante mal die Gravitationskonstante, dividiert durch die fünfte Potenz der Lichtgeschwindigkeit. Sie ist die kleinste Zeiteinheit, über die man spricht, aber ist sie eine »Zeit«? Das Problem besteht darin, dass diese Konstanten genau das sind. Sie sind für einen ruhenden Beobachter das Gleiche wie für einen bewegten. Für die Zeit gilt das nicht. Ich stellte diese »Fangfrage« meinem »Hexenzirkel«, und Freeman Dyson gab darauf eine schöne Antwort. Er wollte eine Uhr konstruieren, mit der man sie messen kann. Mit Hilfe der Quantenunschärfe wies er nach, dass sie von einem selbsterzeugten schwarzen Loch geschluckt würde. Eine Messung ist nicht möglich. Die Planck-Zeit ist keine Zeit – oder vielleicht steht sie außerhalb der Zeit.

Andrei Linde
Warum ist unsere Welt verständlich?
    Vater der ewigen chaotischen Inflation; Professor für Physik, Stanford University
    »Das Unverständlichste an unserer Welt ist, dass sie verständlich ist«, sagte Albert Einstein. Ein ähnliches Problem fiel auch Eugene Wigner auf; er sagte, die unvernünftige Effizienz der Mathematik sei »ein wunderbares Geschenk, das wir weder verstehen noch verdienen«.
    Warum leben wir in einem verständlichen Universum, in dem man mit bestimmten Regeln sehr effizient unsere Zukunft voraussagen kann?
    Natürlich kann man darauf immer antworten, es sei eben »einfach so« – Gott habe das Universum geschaffen und so simpel gestaltet, dass wir es verstehen können. Aber sollen wir uns so leicht zufriedengeben? Betrachten wir einmal mehrere andere Fragen eines ähnlichen Typs. Warum ist unser Universum so groß? Warum kreuzen sich parallele Linien nicht? Warum sehen verschiedene Teile des Universums so ähnlich aus? Lange Zeit galten Fragen wie diese als so metaphysisch, dass man sich nicht ernsthaft mit ihnen beschäftigte. Heute wissen wir, dass die inflationäre Kosmologie möglicherweise für sie alle eine Antwort liefert.
    Um das Thema zu verstehen, betrachten wir einmal einige Beispiele für ein unverständliches Universum, bei dem die Mathematik ineffizient ist. Angenommen, das Universum befindet sich in einem Zustand der sogenannten Planck-Dichte, die mit r ~ 10 94 g/cm 3 ungefähr 94  Zehnerpotenzen größer ist als die Dichte von Wasser. Nach der Theorie der Quantengravitation sind die Quantenschwankungen der Raumzeit unter diesen Voraussetzungen so groß, dass alle Maßstäbe sich sehr schnell und auf chaotische, unberechenbare Weise biegen, schrumpfen und wachsen – und zwar so schnell, dass man mit ihnen keine Entfernung mehr messen kann. Alle Uhren werden schneller zerstört, als man die Zeit mit ihnen messen könnte. Alle Aufzeichnungen früherer Ereignisse werden ausgelöscht, so dass wir uns an nichts erinnern, nichts festhalten und die Zukunft nicht voraussagen können. Das Universum ist für alle, die dort leben (wenn das überhaupt möglich ist), unverständlich, und die Gesetze der Mathematik lassen

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