Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie funktioniert die Welt?

Wie funktioniert die Welt?

Titel: Wie funktioniert die Welt? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brockman , Herausgegeben von John Brockman
Vom Netzwerk:
sich nicht sinnvoll anwenden.
    Wem das Beispiel mit der gewaltigen Dichte ein wenig extrem erscheint, dem kann ich versichern: Es ist nicht extrem. Es gibt drei Grundtypen von Universen: geschlossene, offene und flache. Ein typisches geschlossenes Universum, wie es durch den heißen Urknall entsteht, würde innerhalb von ungefähr 10 – 43 Sekunden zusammenbrechen und in einen Zustand mit Planck-Dichte übergehen, es sei denn, es hat schon von Anfang an eine gewaltige Größe. Ein typisches offenes Universum, das durch den Urknall entsteht, würde so schnell wachsen, dass die Bildung von Galaxien unmöglich wäre, und wenn wir das Glück hätten, dennoch geboren zu werden, würde unser Körper augenblicklich auseinandergerissen. In beiden Fällen könnte niemand in einem solchen Universum leben und es erst recht nicht verstehen. Das Leben genießen können wir dagegen in einem flachen oder nahezu flachen Universum (wie dem unseren), aber wenn nicht etwas Besonderes (die Inflation, siehe unten) geschieht, setzt dies voraus, dass die Anfangsbedingungen im Augenblick des Urknalls mit der unglaublichen Genauigkeit von ungefähr 10 – 60 abgestimmt waren.
    Die neuesten Entwicklungen in der Stringtheorie, dem beliebtesten Kandidaten für die Rolle einer ›Theorie für alles‹, weisen auf ein noch breiteres Spektrum möglicher, aber unverständlicher Universen hin. Angenommen, unser Universum würde durch die Stringtheorie beschrieben: Heißt das, dass wir alles über die Welt um uns herum wissen? Betrachten wir einmal ein viel einfacheres Beispiel: Wir erinnern uns daran, dass Wasser flüssig, gefroren oder gasförmig sein kann. Chemisch betrachtet, ist es immer die gleiche Substanz, aber Delphine können nur dann auf ihre Weise im Universum leben und es verstehen, wenn sie von flüssigem Wasser umgeben sind. In diesem Beispiel haben wir nur drei Alternativen: Flüssigkeit, Eis oder Dampf.
    Mit der Stringtheorie haben wir nach den neuesten Überlegungen die Wahl zwischen ungefähr 10 500 (oder mehr) möglichen Zuständen der Welt um uns herum. Alle diese Alternativen ergeben sich aus der gleichen grundlegenden Theorie. Die Universen, die den einzelnen Alternativen entsprechen, würden aber aussehen, als wären sie von ganz unterschiedlichen physikalischen Gesetzen beherrscht; ihre gemeinsamen Wurzeln wären gut verborgen. Da es so viele verschiedene Möglichkeiten gibt, kann man hoffen, dass manche davon das Universum beschreiben, in dem wir leben. Die meisten würden aber zu einem Universum führen, in dem wir nicht leben, Messinstrumente bauen, Ereignisse festhalten oder mittels Mathematik und Physik effizient die Zukunft voraussagen könnten.
    Als Einstein und Wigner verstehen wollten, warum unser Universum verständlich und die Mathematik so effizient ist, nahmen alle an, das Universum sei einzigartig und einheitlich und die physikalischen Gesetze seien überall die gleichen. Diese Annahme wurde als kosmologisches Prinzip bezeichnet.
Warum
das Universum überall gleich war, wussten wir nicht, sondern wir nahmen es einfach als selbstverständlich hin. Demnach nahm man an, das von Einstein und Wigner beschriebene Problem müsse für das ganze Universum gelten. In diesem Zusammenhang würden neuere Erkenntnisse nur zu einer schärferen Formulierung der Frage führen: Wenn ein typisches Universum so lebensfeindlich ist, wie wir es kennen, müssen wir unglaubliches Glück haben, dass wir zufällig in dem Universum leben, in dem Leben möglich und das Universum verständlich ist. Das würde tatsächlich wie ein Wunder aussehen, wie ein »Geschenk, das wir weder verstehen noch verdienen«. Haben wir keine besseren Möglichkeiten, als uns auf Wunder zu berufen?
    In den letzten 30  Jahren haben sich unsere Vorstellungen vom Ursprung und der umfassenden Struktur unserer Welt tiefgreifend gewandelt. Zuallererst haben wir festgestellt, dass die Inflation, die exponentiell schnelle Ausdehnung des frühen Universums, zu einem flachen Universum führt, das sich potentiell für Leben eignet. Zweitens macht die schnelle Ausdehnung des Universums den Teil, in dem wir leben, extrem homogen. Damit hatten wir eine Erklärung für die beobachtete Einheitlichkeit des Universums. Und schließlich haben wir festgestellt, dass das Universum in einem sehr, sehr großen Maßstab (weit außerhalb des derzeit beobachtbaren Horizonts von ungefähr 10 10 Lichtjahren) zu 100  Prozent uneinheitlich ist, weil Quanteneffekte durch die explosive

Weitere Kostenlose Bücher